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Den Überblick behalten

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Das postalische Telegramm für kurze Mitteilungen wurde 2022 mangels Nachfrage eingestellt – Telegram als Messenger haben im selben Jahr über 700 Millionen Menschen genutzt. Auch in Deutschland gehört der Dienst zu den beliebtesten, aber auch umstrittensten Messengern. Deshalb sollten Lokalredaktionen beim Recherchieren auch Telegram auf dem Bildschirm haben: Dort finden sich nämlich öffentliche Unterhaltungen für viele Regionen und Orte, in denen Menschen entweder lokale Themen besprechen oder – leider auch – falsche Behauptungen verbreiten. Der Hinweis, dass Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck auf einer Fähre nach Schlüttsiel reist, wurde beispielsweise bei Telegram verbreitet. Anschließend kam es dort zu Protesten. Aber welche Unterhaltungen gibt es in dem Messenger? Und wie kann man Telegram durchsuchen? Hier ein Überblick, der sich auf die App für den Desktop bezieht, weil sich Funktionen in den Apps für Android, Apple und in der Webversion unterscheiden.

Bei Telegram kann man jede Unterhaltung nach Stichworten durchsuchen. Auch Orte lassen sich finden.
Bei Telegram kann man jede Unterhaltung nach Stichworten durchsuchen. Auch Orte lassen sich finden.

Unterhaltungen bei Telegram 

Der Messenger bietet verschiedene Varianten, um zu kommunizieren, die an gewissen Begriffen zu erkennen sind, und ein Teil ist öffentlich einsehbar und durchsuchbar:

  • Chats zwischen einzelnen Personen sind nicht zugänglich, aber auch nicht standardmäßig Ende-zu-Ende-verschlüsselt, um ungewolltes Mitlesen zu verhindern.

  • Gruppen können bis zu 200.000 „Mitglieder“ haben, die Nachrichten versenden dürfen. Die Administratoren können einstellen, ob neue Mitglieder auch die vergangene Kommunikation sehen oder erst ab dem Beitritt mitlesen können und ob eine Gruppe privat oder öffentlich ist. Um sich über lokale Themen zu unterhalten, werden üblicherweise Gruppen genutzt.

  • Kanäle haben eine unbegrenzte Zahl von „Abonnenten“ und können auch privat oder öffentlich sein. Hier veröffentlichen nur die Administratoren Nachrichten, unter denen angezeigt wird, wie viele Menschen einen Beitrag gesehen haben. Deshalb werden Kanäle gerne genutzt, um Desinformation zu verbreiten.

Bots versenden automatisierte Nachrichten, zum Beispiel Stellenangebote oder Eilmeldungen – wie etwa der Bot der „Tagesschau“. All diese Unterhaltungen kann man sich bei Telegram in Ordner sortierten – etwa Gruppen nach Regionen oder Landkreisen und Kanäle nach Themen wie alternative Medien oder Corona-Pandemie.

Recherche bei Telegram 

In den Unterhaltungen bei Telegram kann man Text, Bild, Sprache, Video und auch Dateien versenden. Aber suchen lässt sich nur nach Text, dazu hat der Messenger in jeder Unterhaltung eine Suche per Lupen-Symbol und einen Suchschlitz über der Liste mit allen Unterhaltungen. Wer dort ein Stichwort oder einen Ortsnamen eintippt, sucht nicht nur in den eigenen Unterhaltungen, sondern es werden zusätzlich globale Ergebnisse angezeigt.

Das bedeutet, Redaktionen können über Telegram vor allem Gruppen und Kanäle finden, die den Suchbegriff im Titel tragen. Auch sind einzelne Nachrichten aus öffentlichen Gruppen und Kanälen zu finden, zum Beispiel für „Habeck“ und „Schlüttsiel“. Nachrichten, die für die Berichterstattung relevant sind, kann man mit „weiterleiten“ an „Gespeichertes“ senden, um die Beiträge zu sammeln und wiederzufinden. Und um herauszufinden, wie sehr sich eine Nachricht bei Telegram verbreitet hat, kann man einen prägnanten Textteil in die Suche geben und so wortgleiche oder auch den ursprünglichen Beitrag finden.

Die Telegram Statistics (kurz: TGStat) bieten Rankings für Kanäle, Gruppen und Nachrichten, die man nach verschiedenen Kriterien sortieren kann, um besonders aktive und verbreitete Unterhaltungen zu finden.
Die Telegram Statistics (kurz: TGStat) bieten Rankings für Kanäle, Gruppen und Nachrichten, die man nach verschiedenen Kriterien sortieren kann, um besonders aktive und verbreitete Unterhaltungen zu finden.

Links und Statistiken für Telegram 

Zudem hat jede Telegram-Unterhaltung und -Nachricht eine Webadresse, die mit dem Kürzel t.me beginnt. So kann man mit „t.me“ in sozialen Netzwerken gezielt nach Links zu Telegram suchen und bei Google einen Suchbegriff mit dem Befehl „site:https://t.me/“ kombinieren, um nur Ergebnisse bei Telegram zu erhalten.

Bei weiteren Recherchen hilft „TGStat“ – kurz für Telegram Statistics. Die kostenlose Version bietet Rankings für Kanäle, Gruppen und Nachrichten, die man nach Anzahl der Personen oder Beiträge, nach Wachstum oder Reichweite und nach Weiterleitungen oder Reaktionen sowie Kommentaren sortieren kann, um besonders aktive und verbreitete Unterhaltungen zu finden.

Fazit 

Es gibt verschiedene Optionen, um in Telegram zu recherchieren, die Lokalredaktionen nutzen können, um einerseits lokale Themen zu finden und andererseits verbreiteten Falschmeldungen zu begegnen.

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Christina Quast

Christina Quast

berichtet als freie Journalistin über digitale Tools und Themen und ist seit Mitte 2018 für den Blog „Journalisten Tools“ verantwortlich. Für Journalisten gibt sie auch Seminare und organisiert Barcamps.

E-Mail: quast@journalisten-tools.de
Internet: journalisten-tools.de

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