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Land im Blick

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Ein Dorf in Frankreich mit Zeitleiste (Google Street View).
Ein Dorf in Frankreich mit Zeitleiste (Google Street View).

Kennen Sie „Pegman“? Gemeint ist nicht der gefräßige Punkt aus dem bekannten Computer-Spiel, sondern das orangefarbene Menschlein, das bei Google Maps unten rechts geduldig wartet. Pegman steht dort für „Street View ansehen“ – eine Funktion, die 2010 beim Start in Deutschland für einige Berichterstattung sorgte.

Nun hat Google erstmals neue Street-View-Aufnahmen veröffentlicht – und das ist eine gute Nachricht für Lokalredaktionen: Denn endlich ist Deutschland kein weißer Fleck mehr im Street-View-Modus. Im Juli 2023 wurden 360-Grad-Ansichten für viele ländliche Regionen hinzugefügt. So kann man mit Pegman endlich auch Kleinstädte und Dörfer besuchen.

Bisher war Street View auf die 20 größten Städte in Deutschland begrenzt, weil viele Menschen nachträglich die Häuserfronten verpixeln ließen. Deshalb hatte Google die Street-View-Aufnahmen bis jetzt weder aktualisiert noch ausgeweitet.

Virtuelle Roadtrips 

Street View ist in Maps und Earth von Google integriert, es bietet 360-Grad-Ansichten überwiegend aus Sicht eines fahrenden Autos. Gesichter von Menschen und Kennzeichen von Fahrzeugen werden automatisch unkenntlich gemacht, während man das Verpixeln von Gebäuden extra beantragen muss. Zugänglich ist Street View ohne Registrierung – es genügt, das orangefarbene Menschlein mit der Maus auf die aktuelle Karte zu ziehen. Dann leuchten Bereiche mit Street-View-Aufnahmen blau, und sobald man Pegman an so einer Stelle absetzt, ändert sich die Ansicht von Karte zu Foto: Nun kann man die Umgebung in alle Richtungen betrachten und per Mausklick entlang der Straßen durch Deutschland und die Welt reisen. Denn für Street View werden alle zehn Meter Fotos aufgenommen und dann verbunden, sodass man sich aus der Redaktion zum Beispiel durch das eigene Erscheinungsgebiet navigieren kann. Die neu veröffentlichten Street-View-Ansichten sind übrigens von 2022 – der Monat und das Jahr werden immer oben rechts mit dem aktuellen Ort eingeblendet. Neben dem Street View zeigt der aktivierte Pegman auch, an welchen Stellen „Fotostrecken“ und „Photos Spheres“ existieren: Das sind Bilder ohne 360-Grad- Sicht oder einzelne Ansichten in 360 Grad, die von Nutzern aufgenommen wurden.

Ein Dorf in Mecklenburg-Vorpommern (Google Street View).
Ein Dorf in Mecklenburg-Vorpommern (Google Street View).

Fotos, Artikel und Checks 

Für Lokalredaktionen gibt es verschiedene Optionen, die neuen Street-View-Fotos zu nutzen:

  • Bebildern: Street-View-Fotos lassen sich im ausgewählten Winkel entweder verlinken oder sichtbar in eine Website einbetten. Dafür wird die nötige Quellenangabe automatisch von Google eingefügt. So kann man viele Orte von Ereignissen – zum Beispiel Unfällen – zeigen oder andere Regionen und Themen bebildern, etwa Städtebau, Verkehrskonzepte und natürlich Sehenswürdigkeiten.
  • Berichten: Auf der Street-View-Website erfährt man, wann und wo die ­nächsten Aufnahmen gemacht werden. Für Deutschland lassen sich die Bundesländer einzeln auswählen, um Zeitraum und Orte der nächsten Fahrten für Street View zu finden. So kann man rechtzeitig über die Aufnahmen, aber auch die Anwendung der Google-Funktion berichten.
  • Fakten checken: Für das Überprüfen von Fotos und Videos sind aktuelle Street-View-Bilder besonders hilfreich, denn man kann sehr viele Details wie ­Fassaden, Materialien, Schilder und andere Details erkennen, um Fotos und Videos zu verorten und auch im Lokalen nicht auf falsche Behauptungen hereinzufallen.

Nur „Zeitreisen“ sind in Deutschland mit Street View nicht möglich, weil die alten Aufnahmen entfernt wurden, sodass sich im Gegensatz zu anderen Ländern keine Zeitleiste mit früheren Ansichten öffnen lässt. Um örtliche und zeitliche Lücken von Goo­gle Street View zu füllen, kann man Apples „Look Around“ ausprobieren, das seit Mitte 2022 auch 360-Grad-­Bilder anzeigt, die schon 2020 aufgenommen wurden.

Pegman mit blauen Bereichen (Google Street View)
Pegman mit blauen Bereichen (Google Street View)

Werkzeug für kleine Orte 

Durch das erstmalige Aktualisieren und Ausweiten von Street View ist es möglich, mehr als einige Großstädte in Deutschland virtuell zu besuchen – endlich reichen die 360-Grad-Ansichten bis in kleine Städte und Dörfer. Deshalb sollten Lokalredaktionen nun Google Street View in die Werkzeugkiste packen und für verschiedene Zwecke einsetzen.

Links

Google Street View: google.com/streetview

Deutschland entdecken: t1p.de/ds-street-view

Apple Look Around: maps.apple.com/imagecollection/de

Christina Quast

Christina Quast

berichtet als freie Journalistin über digitale Tools und Themen und ist seit Mitte 2018 für den Blog „Journalisten Tools“ verantwortlich. Für Journalisten gibt sie auch Seminare und organisiert Barcamps.

E-Mail: quast@journalisten-tools.de
Internet: journalisten-tools.de

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