Sommerloch
von drehscheibe-Redaktion
Geschichten für die Sauregurkenzeit
Die ersten Geschichten über Kornkreise und die neuste Version zum Ungeheuer Nessie sind in diesem Jahr bereits wieder gelaufen. Ein untrügliches Zeichen, dass der Sommer vor der Tür steht – und mit ihm das bei Journalisten gefürchtete Sommerloch. Aber ist es wirklich so, dass die Medien noch an der angeblich ereignisarmen Zeit leiden? In welch origineller Weise viele Zeitungen vorgehen, um den Lesern auch in der Sauregurkenzeit schmackhafte Lesekost zu bieten, ist in der aktuellen Ausgabe der drehscheibe (Juni 2007) nachzulesen. "Sommerloch" heißt das Titelthema.
Mit originellen Serien, spannenden Aktionen und neuen Ansätzen entstehen so in den Sommermonaten oft die unterhaltsamsten Lokalteile. So forderte beispielsweise der Donaukurier aus Ingolstadt seine Leser auf, Bilder vom Stadtmaskottchen an den schönsten Urlaubsorten einzusenden. Die Heilbronner Stimme machte die typischen Sommerfarben aus und berichtete anhand dessen über Menschen, die damit zu tun haben. Es entstand eine Serie, die dem Leser den Sommer auf sinnlicher Ebene nahe bringt. In der Serie „Die Farben des Sommers“ porträtierte die Zeitung Menschen aus der Region, deren Beruf mit einer typischen Sommerfarbe verbunden ist.
Allerdings: Das Sommerloch ist bei den Zeitungen mittlerweile ein Mythos, sagt Eike Wenzel vom Zukunftsinstitut Kelkheim im drehscheibe-Interview. Medien inszenieren häufig eigene Geschichten – und das nicht nur in den Sommermonaten sondern das ganz Jahr über, sagt der Wissenschaftler. Ein weiterer Beitrag der drehscheibe befasst sich mit dem schwierigen beruflichen Alltag von freien Journalisten. Sie sind in den Lokalredaktionen nicht wegzudenken, ihre Arbeitsbedingungen verschlechtern sich weiter. Die drehscheibe sprach mit zahlreichen Betroffenen. Außerdem interviewte die drehscheibe den Ressortleiter Michael Tillmann von der Fuldaer Zeitung zu den Schwierigkeiten bei der Berichterstattung zum Salmonellen-Skandal in der örtlichen Klinik.
In der Ideenbörse werden diesmal folgende Geschichten vorgestellt und zur Nachahmung empfohlen:
- Hochzeitsglocken – Über ein halbes Jahr lang berichtet ein Mitarbeiter der Neuen Ruhr Zeitung (Essen) in einer Serie über die Vorbereitungen zu seiner Hochzeit. Von der Meldung beim Standesamt, über die Gästeliste bis hin zum Üben des Eröffnungstanzes reicht die Palette.
- Schwarze Schafe – Ein Redakteur des Mannheimer Morgen ging eine Nacht lang mit Zollbeamten durch örtliche die Gastronomieszene. Der Journalist war dabei, als Schwarzarbeiter hochgenommen wurden.
- Beim Nachbarn – Der Trierische Volksfreund blickt über die Grenze nach Luxemburg.
- Gewalt gegen Frauen – Die Badische Zeitung (Freiburg) sprach mit Landwirten über die EU.
- Auf dem Arbeitsstrich – Der Tages-Anzeiger (Zürich) druckt eine Reportage über Tagelöhner. In aller Frühe bieten sich am Züricher Hauptbahnhof täglich Menschen als Arbeitskräfte zur Schwarzarbeit an.
- Auf den Teller geschaut – In einer Serie testete die Westfälische Rundschau (Dortmund) das Schulessen an Ganztagsschulen. Die Kollegen aus der Redaktion setzen sich zusammen mit Schülern an den Mittagstisch und probieren das Angebot.
- Wegwerfgesellschaft – Die Hannoversche Allgemeine Zeitung sah sich auf der Mülldeponie um und wollte von den Menschen wissen, was sie alles wegschmeißen.
- Seelenmassage – In der Ludwigsburger Kreiszeitung geben zwei Psychologinnen in einer Serie Tipps zum Alltag für eine seelische Gesundheit.
Zum Titelthema Sommerloch sowie zum Thema Schulschluss 2007 gibt es jeweils eine Ideenliste, die bequem auf dieser Website eingesehen werden können. Abonnenten können sich die jeweiligen Artikel herunterladen.
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