Stimmungsmacher
von drehscheibe-Redaktion
Sind bewusst positive Berichte legitim?
„Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten” – das ist eine Journalistenweisheit. Aber stimmt es wirklich, dass die Leser immer nur Negatives lesen möchten? Ist das Glas wirklich immer eher halb leer als halb voll? Die steigende Konjunktur und der Triumph der deutschen Handballer bei der WM heben die Stimmung im Land. Das spiegelt sich auch in der Berichterstattung wider. „Stimmungsmacher” (Februar 2007) heißt das Titelthema der drehscheibe.
Doch gerade in Lokalzeitungen mit ihrer Nähe zu den Menschen sind positive Schlagzeilen nicht bei gutem Stimmungsklima zu finden. Rubriken wie „Die gute Nachricht“ oder positive Meldungen aus der Region sind fester Bestandteil vieler Blätter. Die drehscheibe zeigt Beispiele, wie Zeitungen gute Stimmung verbreiten, ohne in unkritischen Hurra-Optimismus zu verfallen.
So produzierten die „Stuttgarter Nachrichten” eine Serie über „Glücksgefühle” und die „Ruhr Nachrichten” (Dortmund) interviewten eine selbstbewusste Hauptschülerin. Zeitungen wie die “Lausitzer Rundschau” (Cottbus) und das „Flensburger Tageblatt“ haben täglich auf der Seite eins die “Gute Nachricht”.
Ein weiterer Beitrag der Ausgabe widmet sich den Internetauftritten der Lokal- und Regionalzeitungen. Obwohl immer mehr Leser sich ihre Informationen bereits aus dem Internet holen, sind die Webseiten der Zeitungen nur selten ihre erste Anlaufstelle. Die Zeitungsverlage reagieren mit neuen Online-Angeboten und suchen nach Möglichkeiten der Finanzierung. Ferner spricht Verleger Dirk Ippen (München) in einem Interview über die Chancen und Gefahren des Web 2.0 für die Tageszeitungen.
In den Rubrik Presserat schreibt Ella Wassink diesmal über einen Fall von öffentlicher Namensnennung. Presserechtler Oliver Stegmann beschäftigt sich mit den Grenzen zu Schmähung und Beleidigung. Darüber hinaus finden sich in dieser Ausgabe weitere informative Themen für Lokaljournalisten wie etwa Fototipps, Seminare und Ideen aus der Jugenddrehscheibe.
In der Ideenbörse werden diesmal folgende Geschichten vorgestellt und zur Nachahmung empfohlen:
- Arme, reiche Stadt - Der „Tagesspiegel“ (Berlin) zeigt, wie komplex das Phänomen Armut und Unterschicht ist und porträtiert sechs Bewohner eines Berliner Mietshauses, die alle unterhalb der Armutsgrenze leben, aber unterschiedliche Lebensentwürfe verfolgen.
- In weiter Ferne so nah - Immer mehr Paare leben in Fernbeziehungen. Wechselnde Arbeitsstellen, Auslandsstudium oder Bekanntschaften über das Internet tragen dazu bei. Die „Westfälischen Nachrichten“ stellen vier Paare vor, die eine Fernbeziehung führen.
- Elektronische Augen - Die Zeitungsgruppe „Lahn-Dill“ (Wetzlar) beschäftigt sich in einer Ausgabe – im Mantel und den verschiedenen Lokalteilen – mit dem Thema Videoüberwachung im öffentlichen Raum.
- Seemannsgarn - In der Serie „Mitgebracht von großer Fahrt“ stellt das „Jeversche Wochenblatt“ Mitbringsel vor, die Kapitäne von ihren fernen Seereisen mit nach Hause gebracht haben.
- Spender gesucht - Die „Hessisch/Niedersächische Allgemeine“ (Kassel) widmet sich auf einer Seite dem Thema Organspenden. Im Mittelpunkt steht dabei die Geschichte um ein zwölfjähriges Mädchen, das vor zwei Jahren eine Spenderleber erhielt.
- Absturz aus der Mittelschicht - Am Beispiel einer Chefsekretärin und eines Dolmetschers zeigt die „Stuttgarter Zeitung“, dass der soziale Abstieg auch Menschen treffen kann, die aus einem gut situierten Umfeld kommen.
- Rollenspiele - Die „Basler Zeitung“ nimmt das Thema Gleichstellung auf und stellt auf einer Seite zwei Porträts gegenüber, die dem tradierten Rollenbild widersprechen: den Vollzeit-Hausmann und die Karrierefrau mit Kindern.
Zu den Titelthemen „Zuversicht“ und „Aprilscherze“ gibt es jeweils eine Ideenliste, die bequem auf dieser Website einsehen werden können. Abonnenten können einzelne Artikel herunterladen.
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