Lokaljournalismus crossmedial?
von drehscheibe-Redaktion
Online, online, online: Die rasante Entwicklung des Internets, der sozialen Netzwerke und Blogs ist immer ein Thema auf Tagungen oder in Redaktionen. Aber wie sehr haben sich Journalisten wirklich auf die Veränderungen eingestellt? Eine Studie des Projektteams Lokaljournalisten der Bundeszentrale für politische Bildung ergab: Zeitungsredakteure denken wenig crossmedial.
Crossmedial denken und arbeiten - das fällt vielen Redakteuren von Tageszeitungen schwer. Obwohl kaum eine lokale Tageszeitung auf einen eignen Internet-Auftritt verzichtet, steht die Printproduktion weiter an erster Stelle. Arbeitsabläufe in den Redaktionen werden vornehmlich davon bestimmt. Von „Online first“ kann also keine Rede sein. So lauten die Ergebnisse einer qualitativen Studie des Projektteams Lokaljournalisten (PLJ) der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb.
Im Rahmen der zwischen Dezember 2010 und Januar 2011 durchgeführten Untersuchung wurden Crossmedia-Verantwortliche von zwölf deutschen Regionalzeitungen befragt, was die Umstellung auf die crossmediale Produktion in Tageszeitungen hemmt, und was sie fördert.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass nur wenige Redaktionen über eine konkrete Strategie verfügen, wie Online und Print im Alltagsgeschäft miteinander verzahnt werden können. Zwar würden die Möglichkeiten des Internets wie beispielsweise Social Media genutzt, doch "unstrukturiertes Innovationsmanagement, unzureichende Einbindung der Mitarbeiter und komplizierte Technik" hinderten viele Journalisten daran, den Wandel der Kommunikationsformen zu bewältigen. Laut Studie zeigen sich auch Unterschiede in der persönlichen Einstellung der Mitarbeiter. Ein Drittel der Redakteure, die im Rahmen der Studie befragt wurden, ist von der neuen Art zu arbeiten begeistert. Ein weiteres Drittel sieht zumindest die Notwendigkeit, sich auf den crossmedialen Journalismus einzustellen. Rund 30 Prozent verweigern sich den Herausforderungen der Internetwelt völlig. „Es gibt bisher wenig wissenschaftliche Forschung, die sich mit dem Thema beschäftigt“, sagt Kommunikationswissenschaftlerin Prof. Sonja Kretzschmar von der Zeppelin Universität in Friedrichshafen. Gemeinsam mit Prof. Susanne Kinnebrock, Kommunikationswissenschaftlerin an der RWTH Aachen, und Lutz Feierabend, stellvertretender Chefredakteur des Kölner Stadt-Anzeigers, hat Kretschmar die Realisierung der bpb-Studie unterstützt. "Unser Ziel ist es, auf Basis der Ergebnisse neue, innovative Ideen zu entwickeln." Nachdem die Crossmedia-Studie den deutschen Zeitungsmarkt nur stichprobenartig unter die Lupe genommen hat, folgt nun eine bundesweite Untersuchung zum Thema crossmediale Arbeitsweisen in Lokalredaktionen. Mit den Resultaten ist Ende 2011 zu rechnen.
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