Redigieren mit Prompts
von Christina Quast
Drohung, Mahnung oder Versprechen? „ChatGPT kann nun sehen, hören und sprechen.“ Schreiben kann es sowieso – und auch Texte bearbeiten. So ist es möglich, fertige Artikel mit KI-Tools zu redigieren. Für diesen Text sollten ChatGPT und die Wolf-Schneider-KI meinen Artikel über Google News und RadioGarden in drehscheibe 10/2023 verbessern.
Vielseitig und flexibel: ChatGPT
Fragt man ChatGPT, wie es Journalisten helfen kann, bietet sich das wohl bekannteste KI-Tool als Schreibhilfe an: „Ich kann beim Formulieren von Sätzen helfen, Grammatik und Rechtschreibung überprüfen oder Vorschläge für einen besseren Ausdruck machen.“ Dafür muss man nur die passenden Anweisungen – Prompts genannt – geben.
Die Bitte, meinen Text zu verbessern, ist für ChatGPT in Version 4 keine Hürde – es gibt sogar Feedback: „Der Text ist schon sehr informativ und strukturiert. Ich habe einige kleinere Änderungen und Umformulierungen vorgenommen, um den Text flüssiger und klarer zu gestalten.“ Leider markiert ChatGPT die Änderungen nicht, man muss es per Prompt auffordern, sie zu kennzeichnen. Das KI-Tool meistert auch andere Aufgaben, die in Lokalredaktionen üblich sind: Besonders gut klappt es, sich Überschriften vorschlagen zu lassen. In kürzester Zeit generiert ChatGPT Varianten. Die Anzahl und Länge der Überschriften kann man auch im Prompt festlegen. Hier einige Beispiele für meinen Text:
- Globale Nachrichten im Fokus: Werkzeuge für Lokalredaktionen
- Von Google News bis Radio Garden: Weltweit informiert bleiben
- Zwischen Schlagzeilen und Radiowellen: Eine Anleitung zu Google News und Radio Garden
Einen fertigen Text kann das KI-Tool auch für bestimmte Zielgruppen umformulieren, etwa für ältere Menschen mit geringen technischen Kenntnissen oder in einfacher Sprache. Auch möglich ist, Texte in einer genannten Anzahl von Zeichen oder Wörtern zusammenzufassen oder in einen Social-Media-Beitrag umzuwandeln. Das gelingt ChatGPT ziemlich gut, es werden sogar passende Emojis und Hashtags ergänzt.
Fazit
Als KI für Text kann ChatGPT auch eine Schreibhilfe in Lokalredaktionen sein. Voraussetzung ist, dass man die passenden Prompts formuliert, sodass das Programm die gewünschten Aufgaben erledigt. Ein Pluspunkt ist, dass man alle Anweisungen für einen Text frei formulieren kann und nicht aus einer vorgegebenen Liste wählen muss.
Speziell für Journalisten: Wolf-Schneider-KI
Ein Spezial-Tool für den Schreibstil ist die Wolf-Schneider-KI – kurz WSKI: Sie redigiert Artikel nach den Schreibregeln des bekannten Journalisten. Entwickelt hat die WSKI die Reporterfabrik von Correctiv, noch läuft sie in einer passwortgeschützten Testphase, aber die Veröffentlichung ist angekündigt. Die Wolf-Schneider-KI funktioniert nicht als Dialog wie ChatGPT, sondern ist schlicht in zwei Bereiche gegliedert: Links fügt man den Text ein – maximal 12.000 Zeichen sind möglich –, dann muss man den Arbeitsauftrag aus vorgegebenen Menüs definieren:
- Was soll getan werden: Text verbessern, Überschrift finden oder Teaser generieren?
- Welche Textgattung ist es: Von Nachricht und Rezension bis Bewerbung und Rede gibt es fast ein Dutzend Optionen.
Mit einem Klick auf „Text überarbeiten“ erscheint eine verbesserte Version im rechten Bereich. Meinen Artikel korrigiert die WSKI von knapp 640 auf 500 Wörter. Schade ist, dass die Änderungen nicht markiert werden und man die Texte selbst vergleichen muss.
Dafür kann man in der korrigierten Variante jede Stelle anklicken, um sich zahlreiche Alternativen für das Wort oder den Satz vorschlagen zu lassen. Zusätzlich kann man noch eine Analyse aufrufen, die nach Wolf Schneider Rückmeldung und Denkanstöße gibt – übrigens mit einem ähnlichen Urteil für meinen Text wie ChatGPT: „Der Text ist insgesamt klar und verständlich geschrieben, jedoch gibt es Verbesserungspotenzial in Bezug auf Einfachheit, Prägnanz und Lesefluss.“ Auch das Vorschlagen von jeweils fünf Überschriften und einem Teaser klappt schnell und gut.
Fazit
Die Wolf-Schneider-KI ist mit den möglichen Arbeitsaufträgen auf Journalisten zugeschnitten, aber auch darauf beschränkt. So sind keine individuellen Anweisungen wie bei ChatGPT möglich, zum Beispiel, um die Länge von Überschrift oder Teaser zu definieren. Weil die WSKI keine selbst verfassten Prompts benötigt, ist die Bedienung besonders einfach und für Lokalredaktionen ein bequemes Werkzeug, um Artikel nach Wolf Schneider zu korrigieren.
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