Ein Handbuch von Profis für Profis II
von Stefan Wirner
Der Klassiker in neuer Form: Seit Anfang Januar ist die neue Ausgabe des Handbuchs für Journalisten von Wolf Schneider und Paul-Josef Raue erhältlich: Das neue Handbuch des Journalismus und des Online-Journalismus. Das Standardwerk wurde generalüberholt und um viel Wissenswertes zum Online-Journalismus und zur Arbeit in und mit PR und Pressestellen erweitert. Die drehscheibe sprach mit den beiden Autoren.
Herr Schneider, was ist neu am „Neuen Handbuch des Journalismus“?
Seit seinem ersten Erscheinen 1996 haben wir das Handbuch schon dreimal aktualisiert, diesmal aber es weitgehend verändert und gründlich ergänzt: Der Siegeszug des Online-Journalismus, der Zwist zwischen Journalisten und Bloggern, die Krise des Print-Journalismus zwangen uns dazu.
Die Entwicklung im Online-Bereich ist rasant. Finden Sie, dass deutsche Zeitungen damit geschickt umgehen?
Nein. Eine alte Krankheit großer Blätter – an zwei von drei Tagen ist ihr Aufmacher identisch mit der ersten Nachricht der „Tagesschau“ – ist im Online-Zeitalter geradezu grotesk geworden. Die Sportjournalisten liefern schon seit 50 Jahren keine Überschrift mehr von der Art „Bayern siegt 3 : 1“, sie haben aus dem Fernsehen beizeiten gelernt. Die nackte Nachricht gibt keinen Aufmacher mehr her.
Glauben Sie, die Verlage sollten ihre Präsenz in sozialen Foren wie Facebook, Google oder Twitter intensivieren? Muss man alles mitmachen?
Intensivieren müssen sie wohl. Alles mitmachen müssen sie nicht.
Raufen Sie sich eigentlich zuweilen die Haare, wenn Sie den flapsigen Umgang mit Sprache in sozialen Foren beobachten?
Ja.
Wie hat sich die sprachliche Qualität von journalistischen Texten in den vergangenen Jahren entwickelt?
Sie werden schludriger. Ein Beispiel: „Wähnen“ heißt: fälschlich glauben, sich einer Wahnvorstellung hingeben – und selbst renommierte Blätter verwenden es als Synonym für „glauben“!
Kann man auch als Profi seinen Sprachgebrauch noch verbessern?
Die Frage kann ich leider nicht beantworten. Ich müsste ja sonst mein Buch „Deutsch für junge Profis“ empfehlen.
Wenn Sie Berufsanfänger heute oder vor 20 Jahren betrachten: Was hat sich da grundlegend geändert?
Grundsätzlich in meinen 32 Jahren als Journalistenausbilder gottseidank nichts – es sei denn zum Besseren: Für meine Schüler von 1979 war „Leistung“ ein Schimpfwort. Dieser Unfug ist vorbei.
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