Bilder rückwärts suchen
von Christina Quast
Das Hochwasser im Saarland mit dem Wahlplakat „Autoindustrie statt Klimahysterie“ oder ein vermüllter Regionalzug in Zeiten des 9-Euro-Tickets: Solche Fotos zeigen nicht immer Tatsachen, sondern werden aus dem Kontext gerissen oder manipuliert. Um Fotos zu überprüfen, die Ereignisse belegen sollen, gibt es die Rückwärts-Bildersuche. Sie ist ein unentbehrliches Werkzeug für Redaktionen, um Hinweise zu sammeln, seit wann und in welchem Zusammenhang ein Foto im Internet zu finden ist. So kursiert der vermüllte Regionalzug schon seit 2015, obwohl das 9-Euro-Ticket erst 2022 eingeführt wurde. Hingegen ist das Hochwasser-Foto aktuell von 2024, aber ohne das Wahlplakat, das schon 2022 genutzt wurde.
Über die Zeit hat sich auch die Rückwärts-Bildersuche von Google verändert. Derzeit können Redaktionen drei Versionen verwenden, um Material auf die Aktualität und den Kontext zu prüfen. Dazu muss man aber die richtigen Klicks und Kniffe kennen.
Von Bildern zu Lens
Wer die Bildersuche bei Google über das Kamerasymbol startet, wird seit einiger Zeit zum Dienst Google Lens geschickt: Dort sind die Ergebnisse eher durchwachsen, denn es finden sich meistens einige Seiten, aber nicht alle, mit dem identischen Bild und viele Seiten mit ähnlichen Bildern, die etwas verkaufen möchten.
Trotzdem hat Google Lens ein paar Pluspunkte für Redaktionen: Die Bildersuche lässt sich direkt auf einer Website starten, denn im Chrome Browser reicht der rechte Klick auf ein Foto und es öffnet sich ein Menü u. a. mit „Bild an Google senden“. Die Ergebnisse der Suche werden dann am Rand der besuchten Website eingeblendet. So muss man die Arbeit nicht unterbrechen, um zur Bildersuche zu wechseln.
Zudem kann man bei der Bildersuche mit Google Lens auch Ausschnitte des Fotos markieren, nach denen gesucht werden soll, zum Beispiel Personen im Vordergrund oder Gebäude im Hintergrund. So finden sich die beiden Originalfotos, aus denen ein Bild von Innenministerin Nancy Faeser und dem pinken Trikot der Nationalmannschaft zusammenkopiert ist. Nämlich: Faeser, die ein Schild zum Holocaust-Gedenktag hält, und Nationaltrainer Julian Nagelsmann, der das Trikot präsentiert.
Vom Bild zur Quelle
Außerdem gibt es bei Google Lens den Button „Bildquelle suchen“, der eine Liste mit Fundstellen des Fotos im Internet anzeigt. Hier sind die Ergebnisse deutlich umfangreicher und genauer als im ersten Schritt von Google Lens. Die Option „Bildquelle suchen“ ist sehr ähnlich zur bisherigen Bildersuche von Google, aber nicht identisch. Aufgelistet werden die Quelle, eine Überschrift, das Veröffentlichungsdatum und die Bildgröße.
Von Faktencheck zur alten Suche
Die bisherige Bildersuche lässt sich aktuell über Umwege aktivieren und anwenden. Voraussetzung ist, dass man mit einem Google- Konto angemeldet ist und in den Einstellungen bei „verknüpfte Google Dienste“ bei Google- Suche einen Haken setzt und bestätigt.
Danach führt der Weg nicht zur Google-Suche, sondern zum Fact Check Explorer von Google, der seit einiger Zeit auch eine Bildersuche in der Suchmaske anbietet. Wer dort ein Foto eingibt, bekommt als Ergebnisse nur Faktenchecks und am Ende dieser Liste auch den verlinkten Hinweis „Retry with Google Images“ – dieser Link startet nun tatsächlich die bisherige Bildersuche von Google für das eingegebene Foto. Die Ergebnisse erscheinen als typische Snippets mit Quelle, Link, Überschrift und einem Textausschnitt.
Um diesen Weg zu verkürzen, lohnt es sich, die Erweiterung „Search by Image“ im Browser zu installieren. Dieses hilfreiche Werkzeug kann mit einem Rechtsklick auf ein Foto im Internet mehrere Bildersuchen gleichzeitig starten, die in neuen Tabs geöffnet werden. Welche Bildersuchen über den Menüpunkt „all search engines“ ausgeführt werden, kann man übrigens selbst auswählen. Sind Google und Google Images aktiviert, entspricht das Google Lens und der bisherigen Bildersuche – nur die Option „Bildquelle suchen“ muss noch zusätzlich angeklickt werden.
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Fazit
Derzeit gibt es für die Rückwärts-Bildersuche bei Google verschiedene Versionen, die man nutzen kann, um das Alter und den Kontext von Fotos zu recherchieren, die als angeblich aktuell verbreitet werden. Um mit wenigen Klicks gleich mehrere Bildsuchen zu starten, hilft das Tool „Search by Image“, das man einfach als Arbeitsschritt in die journalistische Arbeit übernehmen kann.
Links
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Fact Check Explorer mit Bildersuche: t1p.de/factcheck
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Bildersuche bei Google Lens: t1p.de/g-lens
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Blogmojo – Plugin Liste: blogmojo.de/chatgpt-plugins/
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