Die Sortiermaschine
von Christina Quast
Nummer 05/2017
Facebook, Twitter, Instagram: Redaktionen sind in vielen sozialen Netzwerken aktiv, Journalisten veröffentlichen dort Artikel, moderieren Kommentare und recherchieren Themen. Für sie gibt es jetzt eine gute Nachricht: Einige Aufgaben und Abläufe in der Social-Media-Redaktion lassen sich automatisieren – mit dem Online-Tool IFTTT.
Mehr Zeit für Inhalte
IFTTT ist die Abkürzung für „If this then that“: „wenn dies, dann das“. Nach diesem Muster lassen sich in Redaktionen verschiedene Dinge automatisch organisieren, veröffentlichen und recherchieren, um mehr Zeit für die journalistische Arbeit zu haben. Denn IFTTT macht es möglich, mehr als 250 Webdienste miteinander zu verknüpfen, darunter auch typische Online-Werkzeuge, die Journalisten verwenden. Eine vollständige, nach Rubriken sortierte Liste findet man im Drop-down-Menü unter „Services“. Für Redaktionen besonders interessant sind die Rubriken „Kalender“, „E-Mail“, „Notizen“, „Aufgaben“, „Management“, „Cloudspeicher“, „Fotos“, „Videos“ und „soziale Netzwerke“. Um IFTTT kostenlos zu nutzen, muss man sich nur mit einer E-Mail-Adresse anmelden.
Applets zusammensetzen
Um Aufgaben und Abläufe zu automatisieren, können bei IFTTT sogenannte Applets erstellt werden. Das sind kleine Software-Anwendungen, die dank des Online-Tools keine Programmierkenntnisse erfordern. Solche Applets finden sich entweder bei einem Klick auf einen Webdienst im Bereich „Services“ oder können im Drop-down-Menü unter „New Applet“ selbst zusammengesetzt werden. Notwendig ist ein Auslöser – Trigger genannt – in einem Webdienst, um eine Aktion in einem anderen Webdienst auszuführen. Trigger für Instagram sind zum Beispiel ein neues Foto oder ein neues Video im eigenen Profil.
Möchte man ein neues Applet erstellen, wird die Wortgruppe „if this then that“ angezeigt, um „this“ als Trigger und „that“ als Aktion zu definieren. Bei IFTTT werden die Applets in sechs simplen Schritten zusammengesetzt: Zunächst wählt man einen Service und einen Trigger aus, anschließend bestimmt man einen anderen Service und eine Aktion.
Trigger löst Aktion aus
Ein Beispiel: Als Service kann man Facebook-Pages auswählen, dafür stehen bei IFTTT verschiedene Trigger zur Verfügung, darunter kann man Beiträge mit Hashtag oder ohne anwählen sowie neue Links mit Hashtag oder ohne. Als Service für die Aktion kann man beispielsweise den Messengerdienst Slack festlegen, um alle Redaktionsmitglieder über neue Beiträge, Links oder Fotos zu benachrichtigen. Das Applet ist nun dafür verantwortlich, dass Neuigkeiten auf der Facebook Page auch automatisch in Slack veröffentlicht werden. Wenn „neuer Link“ bei Facebook, dann „Link veröffentlichen“ bei Slack – so kann ein fertiges Applet lauten.
Organisieren
Mit Applets lassen sich Fotos und Grafiken, die in sozialen Netzwerken veröffentlicht wurden, automatisch in einem Clouddienst wie Dropbox oder Google Drive sichern, um so ein Archiv zu schaffen, auf das alle Redaktionsmitglieder zugreifen können. Ebenso kann man veröffentliche Texte und Links in Dateien sammeln. E-Mails oder Kalendereinträge werden mit IFTTT als Aufgabe in To-do-Listen bei Management-Tools wie Trello oder Todoist eingetragen. Oder es lassen sich E-Mail-Anhänge automatisch an einer zentralen Stelle speichern.
Veröffentlichen
Neue Beiträge, die in einem sozialen Netzwerk veröffentlicht werden, können durch Applets gleichzeitig in weiteren sozialen Netzwerken erscheinen oder in Messengern angezeigt werden. Auch möglich ist es, favorisierte Beiträge in einem sozialen Netzwerk, auch in anderen Webdiensten zu empfehlen.
Recherchieren
Bei Social Media sind für Twitter die meisten Trigger verfügbar, sodass man IFTTT auch zu Recherchezwecken einsetzen kann, nämlich indem sich Journalisten automatisch über Tweets von bestimmten Nutzern, zu bestimmten Suchbegriffen oder an bestimmten Orten benachrichtigen lassen können. Zusätzlich finden sich im Bereich „Discover“ einige Sammlungen mit fertigen Applets – auch für News, denn zahlreiche (US-amerikanische) Medien sind bei IFTTT als Service vertreten. Zumal das Online-Tool auch Apps für iOS und Android bietet.
Autorin
Christina Quast lebt als freie Journalistin im Ruhrgebiet und ist auf Twitter spezialisiert. Sie gibt auch Social-Media-Seminare und organisiert Barcamps.
Mail: c_q@about.me
Internet: www.about.me/C_Q
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