Ein paar Klicks zum Clip
von Christina Quast
aus drehscheibe 06/2022
TikTok und Instagram Reels – Kurzvideos sind der gefragteste Content im Internet: Die maximal 60-sekündigen Clips kann man direkt in den Apps der Netzwerke produzieren. Wem die vielen Buttons zu unübersichtlich sind oder wer mit mehr Funktionen arbeiten möchte, kann eine Videoschnitt-App installieren. Die gibt es reichlich, aber besonders interessant ist CapCut. Die App ist von ByteDance, der Firma hinter TikTok, und bietet alle Optionen, um kreative Clips für das Netzwerk zu gestalten oder andere Videos auf dem Smartphone zu schneiden. Deshalb sollten auch Lokalredakteurinnen und -redakteure die App im Blick haben.
Schnitt-Software mit Spuren
CapCut findet man bei Apple und Android zum Download, und zwar kostenlos und ohne Registrierung. Außerdem werden den Videos keine Wasserzeichen oder Werbeeinblendungen hinzugefügt, und die Sprache lässt sich auch auf Deutsch einstellen. Die App ist eine umfangreiche Schnitt-Software mit vielen Funktionen, die auf dem Smartphone trotzdem übersichtlich und intuitiv zu bedienen ist. CapCut arbeitet herkömmlich mit Video- und Audio-Spuren, während man bei TikTok und Instagram in mehreren Schritten und mit verschiedenen Buttons das Material bearbeitet.
Einfach loslegen
Beim Start gibt sich CapCut bescheiden: Es gibt nur den Button „neues Projekt“, darunter werden die erstellten Videos gelistet. Für ein neues Projekt kann man eigene Videos und Fotos vom Handy auswählen und auch Stock-Material von CapCut ergänzen. Das heißt, es lassen sich auch Clips aus mehreren Fotos produzieren, falls keine Videos verfügbar sind. Will man Videos hinzufügen, kann man deren Länge zuschneiden, indem man die Begrenzung am Anfang und Ende auf die passende Position schiebt. Die einzelnen Videos und Fotos werden dann in eine Spur gepackt, die Reihenfolge der Elemente kann jederzeit geändert werden, indem man sie mit dem Finger an eine andere Stelle schiebt.
Minimales Menü – maximale Funktionen
Nun zeigt CapCut, was es kann: Der Bildschirm ist von oben nach unten in die Vorschau, die Spuren und das Menü aufgeteilt. Mit der umfangreichen Menüleiste kann man den noch rohen Clip bearbeiten und weitere Spuren ergänzen. Mit einem Klick auf die einzelnen Punkte öffnet sich eine Auswahl an Funktionen. Ein Hinweis: Das Menü lässt sich nach links scrollen, um alle Funktionen anzuzeigen – aktuell sind es zehn Punkte. Die nützlichsten sind:
- „Bearbeiten“ erlaubt es, Elemente zu kürzen und zu teilen, die Abspielgeschwindigkeit zu ändern, die Lautstärke zu korrigieren oder den Hintergrund zu entfernen
- „Audio“ kann die Elemente mit Musik, Geräuschen, Voice-over oder aufgenommenen Tönen unterlegen
- „Text“ ermöglicht es, die Elemente mit statischem oder animiertem Text zu versehen oder Untertitel hinzuzufügen
- „Effekte“ legt nachträglich Filter über die Elemente oder nur die aufgenommenen Menschen
- „Format“ bietet knapp zehn verschiedene Größenverhältnisse für den Clip, sodass sich mit CapCut nicht nur Videos im Hochformat für Tik Tok und Instagram Reels produzieren lassen, sondern auch im herkömmlichen horizontalen Format – etwa für YouTube
- „Anpassen“, hier lassen sich Belichtung, Kontrast, Schärfe und mehr korrigieren oder verändern
Erwähnenswert ist, dass man die Übergänge zwischen den Elementen gestalten kann, obwohl es keinen eigenen Button im Menü gibt. Es reicht, auf das weiße Kästchen zwischen zwei Elementen zu tippen. Dann öffnet sich eine große Auswahl an Effekten für den Schnitt, die beispielhaft abgespielt werden und sich mit einem Fingertipp hinzufügen lassen. Alternativ findet man bei „Bearbeiten“ auch den Punkt „Animation“, um Anfang oder Ende eines Elements mit Effekten für den Schnitt zu versehen.
Lernen durch Ausprobieren
So bietet CapCut im zunächst minimalistischen Menü unzählige Optionen, um Videos zu produzieren und zu gestalten, sodass sie in Stil und Kreativität zu TikTok und Instagram passen. Zudem sind alle Funktionen auch für Laien gut verständlich und intuitiv anzuwenden. Und alle Aktionen kann man mit den Pfeilen an der Vorschau rückgängig machen oder wiederherstellen. So lässt sich mit CapCut viel ausprobieren und schnell lernen. Um die Video-Produktion noch besser zu beherrschen, findet man in der App auch hilfreiche Anleitungsvideos zu verschiedenen Menüpunkten.
Ist das Video fertig, kann man noch ein Cover am Beginn der Spur definieren, indem man entweder ein Standbild aus dem Video auswählt oder ein zusätzliches Bild hochlädt. Dann noch rechts oben die Auflösung und die Bildfrequenz bestimmen oder direkt exportieren. Anschließend ist das Video auf dem Smartphone gespeichert und kann direkt bei TikTok oder in anderen Netzwerken geteilt werden.
Fazit
Die App ist eine umfangreiche Video-Schnitt-Software, die auf das Smartphone passt und sich dort leicht bedienen und schnell erlernen lässt. Eine Empfehlung für Lokalredakteurinnen und -redakteure, die sich mit Kurzvideos für Tik Tok und Instagram ausprobieren oder andere Videos produzieren möchten, denn die App kann man universell einsetzen – auch für längere und andere Formate.
Link
Hier geht es zur Internetseite der App CapCut: www.capcut.net
Christina Quast
berichtet als freie Journalistin über digitale Tools und Themen und ist seit Mitte 2018 für den Blog „Journalisten Tools“ verantwortlich. Für Journalisten gibt sie auch Seminare und organisiert Barcamps.
Mail: quast@journalisten-tools.de
Internet: www.journalisten-tools.de
Veröffentlicht am
Kommentare
Einen Kommentar schreiben