Genau gescannt
von Christina Quast
Aus drehscheibe 12/22
Die Kamera am Smartphone liefert einerseits passende Fotos für die Zeitung oder Website und knipst andererseits auch Pressemitteilungen, Visitenkarten oder Schrift auf Tafeln und Schildern. Aber was passiert mit diesen fotografierten Texten? Abtippen vom Bildschirm? Das ist nicht nötig, wenn man eine App installiert, die gedruckte Schrift und handgeschriebene Notizen erkennen kann: Unter dem identischen Namen „Lens“ bieten Google und Microsoft jeweils eine App, die durch die Kamera und auf Fotos auch Text identifizieren kann. Das erleichtert die tägliche Arbeit von Journalistinnen und Journalisten, die bei Terminen auch Pressemitteilungen, Visitenkarten und Broschüren für die eigene Berichterstattung mitnehmen. Denn mit den Lens-Apps kann dieses Material recht schnell und einfach per Smartphone digitalisiert werden, statt Informationen umständlich aus Fotos abzutippen – oder schlimmer: zu vergessen oder zu verlieren.
Modus gegen „Zettelwirtschaft“
Mit Lens von Microsoft ist es möglich, Dinge mit Schrift gezielt zu fotografieren: In der App kann zwischen Dokument, Whiteboard oder Visitenkarte als Kameramodus gewählt werden. Entsprechend werden die Ränder der Schriftstücke durch die Kamera erkannt und anschließend im optimalen rechten Winkel dargestellt. So lässt sich vermeiden, dass das Material wegen der Perspektive nicht leserlich ist und dass umgebende Dinge sichtbar sind. Ein Schnappschuss, auch aus ungünstiger Position, genügt, um einen Text später noch bequem lesen zu können.
Zusätzlich gibt es noch den Kameramodus „Aktionen“, der hilft, auch Texte oder Kontakte aus Fotos zu extrahieren oder vorzulesen und allgemein QR-Codes zu scannen. Im Vergleich zu Lens von Google werden auch Tabellen erkannt, um Zeilen und Spalten beizubehalten.
Kopieren und Übersetzen
Ähnlich produktiv können Journalisten mit der Lens-App von Google arbeiten: Diese App erkennt vor allem schriftliche Informationen – auf Fotos und durch die Linse der Kamera – sehr zuverlässig. Das bedeutet, dass sichtbarer Text automatisch erfasst und markiert wird. In weiteren Schritten kann man den kompletten Text kopieren und an anderer Stelle einfügen, statt die Informationen vom Bildschirm abzutippen. Das ist ein praktischer Weg für Journalisten, um beispielsweise gedruckte Presseinformationen direkt in eine Software zu übernehmen, um daraus einen Artikel zu verfassen. Falls nicht der gesamte Text übernommen werden soll, lassen sich auch einzelne Stellen markieren.
Zusätzlich kann Google Lens den erkannten Text vorlesen und sogar übersetzen – möglich sind mehr als 100 Sprachen. So können Journalisten auch den Inhalt von fremdsprachlichen Texten, zum Beispiel auf Flyern oder Plakaten, herausfinden. Dazu muss die Ausgangsprache festgelegt und anschließend eine Zielsprache ausgewählt werden. Der übersetzte Text kann dann ebenfalls kopiert werden.
Bildersuche
Übrigens werden die Funktionen von Google Lens seit Kurzem auch bei der Rückwärts-Bildersuche (drehscheibe 01/2017) aktiviert: So werden nicht nur identische Bilder im Internet gefunden, sondern auch das eingegebene Bild auf Text untersucht, den man auch hier kopieren und übersetzen kann.
Mit kleiner Hilfe
Informationen in typischen Formaten kann die App sogar mit einer passenden Aktion auf dem Smartphone verknüpfen: die Angaben auf Visitenkarten als Kontakt abspeichern, genannte Termine in den Kalender eintragen oder ein Wifi-Passwort zum Verbinden verwenden. Nicht zuletzt umfasst die Lens-App eine Bilderkennung für Tiere und Pflanzen, aber auch für Denkmäler, Kunstwerke und Produkte.
Organisation vor Ort
Das heißt: Mit Lens von Microsoft und Google können Journalisten bei Terminen direkt, schnell und einfach organisatorische Dinge erledigen – etwa ausgehändigte Pressemitteilungen und Visitenkarten noch vor Ort in einem leserlichen Format digitalisieren, speichern und an die Redaktion schicken. Zudem können wichtige Informationen direkt abgespeichert und markiert werden.
Die kostenlosen Apps für Android und iOS helfen, produktiver mit Pressematerial umzugehen und somit eine unübersichtliche Zettelwirtschaft in der Tasche und auf dem Schreibtisch zu vermeiden, zumal sich die digitalisierten Dinge auch nach dem Datum wiederfinden lassen.
Links
Zur Microsoft Lens für Android: www.t1p.de/lens-android
Für iOS: www.t1p.de/lens-ios
Zur Google Lens: lens.google
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