Internetwerkstatt

Geschichten auf dem Zeitstrahl

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Nummer 03/2013

Big Data und Datenjournalismus sind aktuelle Themen und Trends im Online-Journalismus. Ziel ist es, komplexe Zusammenhänge auf Basis von Daten und Zahlen in Verbindung mit der Nachricht verständlich aufzubereiten. Das erfordert zusätzliches Know-how und das richtige Werkzeug. Im Datenjournalismus kann es zum Teil schnell sehr komplex und mathematisch zugehen. Aber es gibt für interessierte Einsteiger kostenlose Online-Hilfsmittel, die eine ansprechende Themenaufbereitung ermöglichen.

Ein Beispiel hierfür ist Timeline JS. Mit dem webbasierten Dienst lassen sich Nachrichten und Ereignisse multimedial auf einem Zeitstrahl abbilden und anschließend bequem und übersichtlich navigieren. So hat die Rhein-Zeitung (Koblenz) etwa ihren Jahresrückblick der Schlagzeilen 2012 kurzerhand mit Timeline JS umgesetzt.

Was ist Timeline JS?

Timeline JS kann kostenlos genutzt werden. Das Tool benötigt als Grundlage eine Tabelle, in der die Daten der abzubildenden Ereignisse enthalten sind – also Datum, Uhrzeit, Überschrift, Text sowie wahlweise Fotos, Grafiken, Videos, Links oder andere Medienquellen.

Welche Vorraussetzungen müssen erfüllt sein?  

Wichtig ist, dass die Informationen und Verweise auf Medien strukturiert erfasst werden. Denn auf diese greift Timeline am Ende zu und baut daraus den Zeitstrahl, auf dem die Ereignisse abgebildet werden. Der einfache Einstieg gelingt mit einer Google-Tabelle. Diese ist vergleichbar mit einer Excel-Tabelle. Benötigt wird ein kostenloser Zugang zu Google-Docs. Ist dieser eingerichtet, kann man der Einfachheit halber auf eine Vorlage für eine Google-Tabelle zurückgreifen.Timeline JS bietet diese auf seiner Website an.

Wie funktioniert das Erstellen einer eigenen Timeline? 

Sobald die Google-Tabelle eingerichtet ist, müssen dort lediglich die Spalten ausgefüllt werden. In den ersten beiden Spalten werden Startdatum und Enddatum der einzelnen Ereignisse auf dem Zeitstrahl festgelegt. Die weiteren Felder stehen für die Überschrift, Fließtext, Linkverweise auf die einzufügenden Fotos, Videos oder sonstige multimediale Quellen. Sobald alle Ereignisse, die chronologisch auf dem Zeitstrahl zu finden sein sollen, eingetragen sind, muss die Google-Tabelle abschließend noch mit Timeline JS verknüpft werden.

Die Umsetzung

Dabei ist so vorzugehen, dass innerhalb von Google-Docs auf den Menüpunkt „Datei“ geklickt wird, dann auf den Unterpunkt „Im Web veröffentlichen“. Dort gibt es dann die Option „Jetzt veröffentlichen“. Wird diese angeklickt, erstellt Google einen Link zu den veröffentlichten Daten in der Tabelle. Dieser Link muss im nächsten Schritt kopiert und an Timeline JS übergeben werden.

Und das geht so: Auf der Timeline-Website muss der Menüpunkt „Embed Generator“ angeklickt werden. Dort erhält man dann ein Eingabefeld, in das der soeben bei Google erstellte Link kopiert werden muss. Timeline bietet hier zusätzlich noch weitere Optionen. Um zu testen, ob die eigene Geschichte auch wie gewünscht auf dem Zeitstrahl dargestellt wird, muss abschließend auf den Knopf „Preview“ geklickt werden. Es wird so automatisch eine Vorschauansicht zur Kontrolle erzeugt. Ist man mit dem Ergebnis zufrieden, kann die Timeline in das eigene Webangebot eingebunden werden. Dazu muss man lediglich den automatisch erstellten Einbettungs-Code kopieren und im eigenen Angebot einbinden und speichern.

Welche Themen eignen sich? 

Grundsätzlich eignen sich alle Themen, die einen zeitlichen Verlauf abbilden. Allerdings muss darauf geachtet werden, dass dieser Zeitverlauf nicht hin- und herspringt, sondern linear verläuft. Ein chronologischer Rückblick auf eine Entwicklung in der Vergangenheit wie im Beispiel der Rhein-Zeitung eignet sich sehr gut. Historische Wegmarken oder auch die Prognose auf künftige Ereignisse oder Entwicklungen sind ebenfalls denkbar. Mit Hilfe von Kategorien, die optional als sogenannte Tags in der Tabelle festgelegt werden müssen, ist es außerdem möglich, bis zu drei Erzählebenen parallel auf dem Zeitstrahl abzubilden.

Fazit

Datenjournalismus ist ein weites und teils sehr technisches Feld. Einmal erschlossen, bietet es aber enormes Potenzial für das Aufbereiten komplexer Zusammenhänge und multimedialer Themenspecials. Timeline JS hat eine vergleichsweise niedrige Einstiegshürde, wenngleich ein gesundes Maß an Neugierde und Experimentierfreude erforderlich ist, um sich in die Grundfunktionen einzuarbeiten. Wenn man die ersten Hürden genommen hat, kann man sich auf ein Ergebnis freuen, das in der Art der Präsentation und der Bedienbarkeit professionell ist und beim User gut ankommt – wie man schnell an einem Selbsttest der Beispiele feststellen kann (Beispiel 1 und Beispiel 2).

Steffen Büffel

Steffen Büffel

...berät Verlage und Redaktionen in den Bereichen Workflow, Crossmedia, Social Media und Online- Strategien.
E-Mail: steffen.bueffel@media-ocean.de
Internet: www.media-ocean.de

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