Internetwerkstatt

Mit Tempo zum Transkript

von

aus drehscheibe 06/2021

Ein Interview als Text abzutippen, ist eine eher langwierige Tätigkeit in Redaktionen. Hat man ein Gespräch aufgezeichnet, gilt es, die Fragen und Antworten möglichst Wort für Wort aufzuschreiben. Das kostet viel Zeit oder viel Geld. Ein lohnender Kompromiss ist das Transkriptions-Tool Trint, dass Jeff Kofman nach 30 Jahren als Auslandsreporter entwickelt hat.

Was ist Trint? 

Es handelt sich um eine browserbasierte Software, die Audio- und Video-Dateien automatisch als Text erfasst – und zwar sehr schnell und zuverlässig: Ein 30-minütiges Interview ist nach 7,5 Minuten als Text verfügbar und mit einer Hörkontrolle bereits nach 45 Minuten in einer Fassung, die nur noch journalistisch bearbeitet werden muss. Die Funktionen von Trint beschleunigen das Transkribieren erheblich, da die Anzahl oder die Länge der umzuwandelnden Dateien nicht begrenzt ist. Der monatliche Preis beträgt 50 bis 75 Euro pro Person.

Sprachen und Vokabeln 

Journalistinnen und Journalisten können das Tool auch für eine Woche und mit drei Dateien kostenlos testen. Nach der Anmeldung, die eine Zahlungsoption für die Zukunft erfordert, lassen sich Audios oder Videos per „Upload“ trans­kribieren. Man kann direkt mehrere Dateien von verschiedenen Speicherorten auswählen: vom eigenen Gerät, aus einer Cloud, per Link oder als neue Aufnahme. Anschließend wählt man die Sprache aus, die gesprochen wird. Trint kann aktuell 31 Sprachen, darunter auch Deutsch, während sich andere automatische Transkription-Tools meist auf Englisch beschränken.
Zusätzlich lassen sich die Funktionen „Vocab“ und „Speaker Change“ aktivieren. Dank „Vocab“ kann man Trint bis zu 100 eigene Wörter, zum Beispiel Eigennamen und Fachbegriffe, beibringen. Und anhand der Stimmen erkennt die Software auch Sprecherwechsel, sodass ein Interview schon in Fragen und Antworten strukturiert wird. Trint liefert nach ungefähr einem Viertel der Originaldauer eine Textvorlage mit nur wenigen Verständnisfehlern. Beim genannten Interview musste etwa einmal pro Minute korrigiert werden – hauptsächlich bei undeutlicher Aussprache, aufgenommenen Geräuschen und fremdsprachigen Begriffen.

Ton-Text-Tastatur-Verbindung 

Für die automatische Bearbeitung des Transkripts bietet Trint einen Editor, der zugleich den Text und die Audio- oder Video-Datei darstellt und auch miteinander verknüpft. Klickt man auf eine Textstelle, springt die Audiospur zum entsprechenden Zeitcode. Startet man die Audiospur, scrollt der Text zur zugehörigen Stelle. Somit sparen sich Journalisten mühsames Suchen und Spulen sowie ständiges Wechseln zwischen einer Audio- und Text-Software. Zudem können alle Schaltflächen im Editor auch mit Tastenkombination bedient werden, um die Hände nicht von der Tastatur nehmen zu müssen.

Übrigens sind im Transkript schon Fülllaute wie „ähm“ entfernt und Satzzeichen gesetzt – wenn auch nicht immer korrekt. Dennoch reduzieren die vielen nützlichen Funktionen von Trint die Zeit für das Transkribieren. Um den erstellten Text zu kontrollieren und gleichzeitig zu korrigieren, genügt ein Anhören der Datei, die sich auch schneller oder langsamer abspielen lässt. Denn Trint hat einen „Karaoke-Modus“, der den gehörten Text dunkel markiert, um das Mitlesen zu erleichtern. Und: Beginnt man zu tippen, um den Text zu korrigieren, stoppt die Datei automatisch und setzt ein paar Worte vor der geänderten Stelle fort.

Automatisch zum Archiv 

Noch effizienter können Journalisten ein Gespräch kaum „abtippen“: Die Rohfassung des genannten Interviews war mit Trint schon nach 45 Minuten vorhanden und konnte in verschiedenen Dateiformaten gespeichert werden, um es dann journalistisch für eine Zeitung zu bearbeiten. Die praktischen Funktionen und die geringe Fehlerquote von Trint sparen viel Zeit – und so auch Geld – beim Transkribieren, sodass sich das Werkzeug für Redaktionen lohnt. Die können sich damit auch ein durchsuchbares Audio-Archiv schaffen, um relevante Aussagen zu aktuellen Themen wiederzufinden.

Link

Hier geht es zu Trint: www.trint.com

Christina Quast

Christina Quast

berichtet als freie Journalistin über digitale Tools und Themen und ist seit Mitte 2018 für den Blog „Journalisten Tools“ verantwortlich. Für Journalisten gibt sie auch Seminare und organisiert Barcamps.

Mail: quast@journalisten-tools.de
Internet: www.journalisten-tools.de

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