Internetwerkstatt

Orientierung im Bilderwald

von

Nummer 01/2017

Im Internet werden massenweise Fotos und Videos veröffentlicht – bei Instagram erscheinen täglich fast 100 Millionen Fotos, bei YouTube Hunderte Millionen Stunden an Videomaterial. Vieles davon kann sich sowohl als Breaking News als auch als Fake News herausstellen. Mit verschiedenen Online-Tools können Journalisten den Wahrheitsgehalt von Fotos und Videos überprüfen. Hilfreich sind Werkzeuge, mit denen sich Aktualität und Ort kontrollieren lassen, um falsche Meldungen zu vermeiden.

Fotos rückwärts suchen

Ein Beispiel: Im Herbst 2015 kursierte ein Foto, das angeblich Müllberge  zeigte, die Flüchtlinge in Augsburg hinterlassen haben sollen. Mit einer Rückwärtssuche findet man es im kostenlosen Bilderportal Pixabay mit Marseille als Ortsangabe und Mai 2014 als Veröffentlichungsdatum.

Um herauszufinden, ob ein Foto schon anderswo im Netz erschienen ist, kann man die Bezeichnung des Fotos in der Google-Bildersuche als Suchbegriff eingeben. So kann man feststellen, ob Fotos tatsächlich neu und aktuell sind oder schon im Internet verwendet werden.

Um die Bildersuche rückwärts zu nutzen, öffnet man Images.google.de und klickt auf das Kamera-Icon am Ende der Suchzeile. Dort kann man entweder eine Bild-URL einfügen oder ein Bild hochladen. Um Fotos zu prüfen, die im Internet veröffentlicht worden sind, kann man die Bild-URL kopieren und in die Bildersuche einfügen.

Die Bild-URL findet man mit einem Rechtsklick auf das jeweilige Foto. Es öffnet sich ein Menü, das die in allen Browsern etwas anders formulierte Option „Bildadresse kopieren“ bietet. Am besten funktioniert die Google-Bildersuche im Chrome-Browser. Dort erscheint beim Rechtsklick auf ein Foto direkt die Option „Mit Google nach Bild suchen“.

Ist die Bild-URL in die Google-Bildersuche eingegeben, ermittelt die Suchmaschine alle Websites mit übereinstimmenden Bildern und zeigt auch optisch ähnliche Fotos. Mit den Google-Ergebnissen können Journalisten prüfen, ob ein Foto bereits online ist und in welchem Kontext es verwendet wird. Übrigens funktioniert die Google-Bildersuche auch mit öffentlich verfügbaren Fotos aus sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter. Es empfiehlt sich außerdem, Fotos nicht nur im Original zu prüfen, sondern auch deren spiegelverkehrte Variante, weil die Google Bildersuche diese Modifikation nicht automatisch erkennt. Das Spiegeln ist ein beliebter Trick, um mit Fotos zu täuschen.

YouTube DataViewer

Mithilfe des YouTube-DataViewers kann man auch Videos mit der Google-Bildersuche prüfen. Das von Amnesty International entwickelte Online-Tool extrahiert aus YouTube-Videos mehrere „Thumbnails“ – kleine Standbilder –, die sich mit einem Klick in die Google-Bildersuche übertragen lassen.

Ort kontrollieren

Als bei einem Anschlag auf dem Sultanahmet-Platz in Istanbul mehrere Touristen getötet wurden, kursierte auch ein Video von einem brennenden Hochhaus. Mit Straßen- und Luftaufnahmen findet man das Gebäude nicht in der Nähe des Platzes, sondern viele Kilometer entfernt an einer Metro- Station.

Google Street View

Ob ein Foto oder Video tatsächlich am angegeben Ort entstanden ist, lässt sich mit Google Street View prüfen. Diese Option von Google Maps  ermöglicht es, sich entlang von Straßen durch 360-Grad-Aufnahmen zu navigieren. Die Funktion lässt sich aktivieren, indem man die orangefarbene Figur aus der Ecke unten rechts auf eine Straße zieht – Abschnitte mit Street-View-Material erscheinen dann als blaue Linie. So kann man die Umgebung auf Fotos und Videos mit Street View vergleichen, um diese auf Gemeinsamkeiten oder Unterschiede zu prüfen.

YouTube frame by frame

Diese Erweiterung für den Chrome-Browser macht es möglich, sich Videos auch Bild für Bild anzusehen. So lässt sich die Umgebung, die im Hintergrund oder bei Kameraschwenks zu sehen ist, besser identifizieren. Dazu werden mit YouTube frame by frame zusätzliche Schaltflächen am unteren Rand des Videos hinzugefügt und auch die Bedienung mit Tastaturkürzeln ist möglich.

Christina Quast

Autorin

Christina Quast lebt als freie Journalistin im Ruhrgebiet und ist auf Twitter spezialisiert. Sie gibt auch Social-Media-Seminare und organisiert Barcamps.
Mail: c_q@about.me
Internet: www.about.me/C_Q

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