So finden Sie Experten
von Sebastian Brinkmann
Nummer 10/2017
Die meisten Journalisten greifen auf der Suche nach Gesprächspartnern auf bekannte Kontakte zurück oder googeln nach Experten, die ein knackiges Zitat oder gutes Hintergrundwissen liefern. Aber es gibt Alternativen dazu. Beispielsweise die für Journalisten kostenfreien Online-Recherchedienste Interviewpartner.org, den Informationsdienst Wissenschaft (IDW), Recherchescout oder Responsesource.
Interviewpartner.org
Hierbei handelt es sich um eine Plattform, auf der sich Experten – derzeit sind es nach Angaben des Betreibers rund 1.000 – eintragen können, um von Journalisten kontaktiert zu werden. Die Experten erstellen hierfür ein Profil und nennen darin ihre Wissensschwerpunkte, ihre Telefonnummer und ihre E-Mail-Adresse. Ferner können sie angeben, ob sie für TV-, Radio- oder geschriebene Interviews zur Verfügung stehen. Bevor ein Profil freigeschaltet wird, prüft der Anbieter die Echtheit des Experten. Auch Journalisten müssen sich anmelden und einen Presseausweis hochladen, um die Plattform nutzen zu können. So möchte der Betreiber sicherstellen, dass auf beiden Seiten seriöse Menschen sitzen. Reagiert ein Experte auf eine Anfrage, muss er acht Euro bezahlen. Für Journalisten ist die Nutzung kostenfrei und soll es auch bleiben.
Der Informationsdienst Wissenschaft (IDW)
Diese Plattform bietet Journalisten Kontakt zu Experten aus rund 1.000 wissenschaftlichen Einrichtungen, die Mitglied des Vereins sind. Anfragen von Journalisten, die zuvor Kopien ihres Presseausweises geschickt haben, vermittelt der Expertenmakler an passende Einrichtungen und Firmen. Zu bestimmten Themengebieten erstellt der IDW eigene Expertenlisten, um Journalisten bei der Recherche zu unterstützen. Ziel des Vereins ist es, Wissenschaft und Öffentlichkeit miteinander in Kontakt zu bringen.
Recherchescout und Responsesource
Anders funktionieren Recherchescout und Responsesource. Journalisten erstellen hier eine Anfrage, die dann an alle Firmen weitergeleitet wird, die sich für das Themengebiet – insgesamt gibt es 32 – registriert haben. Als Journalist hat man also keinen Einfluss auf die Auswahl der Experten, und man weiß nicht, wer die Rechercheanfrage bekommt und wer dann auch reagiert. Auch das Geschäftsmodell sieht anders aus: Firmen zahlen bei Recherchescout eine monatliche Summe, die von der Zahl der abgedeckten Themengebiete abhängt. Wer als Firma Anfragen für bis zu fünf von 32 Themengebieten bekommen möchte, zahlt 79 Euro im Monat. Responsesource – seit 2013 auf dem deutschen Markt aktiv – ist bislang für Firmen und Journalisten kostenfrei.
Fazit
Die vorgestellten Dienste kann man teilweise kritisch sehen: Da die Experten für eine Kontaktvermittlung beziehungsweise ihre Präsenz auf der Plattform Geld bezahlen müssen, finden Journalisten dort auch nur solche Gesprächspartner, denen eine Interviewanfrage ein paar Euro wert ist. Und die meisten Experten haben ja eine eigene Agenda, wenn sie mit Journalisten sprechen und ihr Wissen weitergeben. Den einen geht es um Sichtbarkeit in ihrer Branche, anderen um die gute Darstellung ihrer Firma oder eines Produkts der Firma. Das sollten Journalisten also stets im Hinterkopf behalten, wenn sie mit einem Experten sprechen, den sie über eine der Plattformen entdeckt haben. Aber letztlich ist das eine alte Journalistenweisheit: „Überlege dir immer, warum eine Person etwas sagt.“ Dank solcher Dienste kann man aber auch
neue Experten für Themen entdecken und so interessante Aspekte in den eigenen Beitrag einarbeiten.
Links
Veröffentlicht am
Kommentare
Einen Kommentar schreiben