Internetwerkstatt

Tuning für die KI

von

VRVIRUS
Wer der künstlichen Intelligenz mehr über sich verrät, erhält bessere Ergebnisse.

„Ausverkauft“ hieß es letztens bei ChatGPT: Tagelang konnte man die Plus-Version nicht mehr kaufen, weil die Kapazitäten der künstlichen Intelligenz ausgelastet waren. Obwohl ChatGPT nicht öffentlich bekannt gibt, wie viele Prompts, also Anfragen, es an einem Tag bearbeitet. Nun hat OpenAI, die Firma hinter der KI, einen Leitfaden veröffentlicht, wie man die eigenen Prompts verbessern kann: „Six strategies for getting better results“. Aber nicht nur das Prompten lässt sich optimieren, Journalisten können auch ChatGPT aufmotzen, um einfacher und besser mit der KI zusammenzuarbeiten. Das geht in den Einstellungen, mit Plug-ins und durch eine Superkraft.

Benutzerdefinierte Anweisungen bestimmen, wie und für wen ChatGPT arbeiten soll.
Benutzerdefinierte Anweisungen bestimmen, wie und für wen ChatGPT arbeiten soll.

Anweisungen für alle Chats 

Wer bei ChatGPT nicht nur chattet, sondern auch klickt, findet die „benutzerdefinierten Anweisungen“ oder „custom instructions“ in Englisch. Ein Klick auf den eigenen Namen öffnet ein Menü mit diesem Punkt. Die benutzerdefinierten Anweisungen bestimmen, wie ­ChatGPT arbeiten soll. So kann man die KI individuell anpassen, um bessere Resultate zu erhalten. Die benutzerdefinierten Anweisungen formuliert man als Antwort auf diese Fragen: Was möchten Sie, dass ChatGPT über Sie weiß, um Ihnen bessere Antworten geben zu können? Wie sollte ChatGPT Ihrer Meinung nach reagieren?

Hier kann man ChatGPT beibringen, mit wem die KI chattet und wie die Antworten verfasst sein sollen. Meine Antwort lautet: „Ich bin Journalistin und berichte über digitale Tools und Themen“ sowie „Bitte antworte faktenbasiert und informativ. Listen sollen maximal fünf Punkte umfassen“. Die Anweisungen können bis zu 1.500 Zeichen lang sein, dafür gibt es auch Denkanstöße wie „Was machen Sie beruflich?“ oder „Soll ChatGPT Meinungen haben oder neutral bleiben?“.
Die benutzerdefinierten Anweisungen gelten für alle neuen Chats, wenn man diese Option aktiviert. So muss man grundsätzliche Anforderungen nicht wiederholen und kann ChatGPT dazu bringen, mehr nach journalistischen Kriterien zu arbeiten. Die benutzerdefinierten Anweisungen können auch geändert oder für einzelne Chats deaktiviert werden.

Die Plug-ins verbinden ChatGPT mit externen Anbietern, zum Beispiel CapCut oder Canva.
Die Plug-ins verbinden ChatGPT mit externen Anbietern, zum Beispiel CapCut oder Canva.

Zusätzliche Fähigkeiten einstöpseln 

Soll ChatGPT mehr können als texten, zum Beispiel bei Wikipedia suchen oder mit Canva designen? Das ermöglichen sogenannte Plug-ins: Zusatzprogramme, die man mit der KI verbinden kann, wenn man die Plus-Version bezahlt. Die Plug-ins verbinden ChatGPT mit externen Anbietern wie etwa der Suchmaschine Wolfram Alpha oder der Videoschnitt-Software CapCut.

Wer in den über 1.000 Plug-ins stöbern möchte, muss in den Einstellungen zunächst den Plug-in Store aktivieren, und zwar bei „Beta-Funktionen“. Der Store findet sich nun im Menü für den Wechsel zwischen GPT-3.5 und GTP-4. Per Button kann man von den populärsten Plug-ins zu „neu“, „alle“, „installiert“ und einer Suche wechseln, um Plug-ins zu finden und zu installieren. Beispielsweise gibt es einen „Link Reader“, der ChatGPT befähigt, den Inhalt von Links aufzurufen und für die Antworten zu verwenden – etwas, das die KI nicht standardmäßig kann. Auch schon zu finden sind einige Medien wie Bild News und 20 Minuten.

Für die Chats kann man installierte Zusatzprogramme individuell ein- und ausschalten, denn ChatGPT verwendet die aktiven Plug-ins automatisch. Allerdings muss man einige Programme auch mit speziellen Befehlen aufrufen. Schade ist, dass der Plug-in Store nur kurze Beschreibungen und keine Anleitungen anzeigt, die eigentlich hilfreich, aber nicht immer selbsterklärend sind. Immerhin kann man die Befehle für Plug-ins mit Suchmaschinen oder in Verzeichnissen wie „blogmojo“ finden.

Wer ChatGPT im Browser nutzt, kann es mit zusätzlichen Funktionen ausstatten, zum Beispiel mit Ordnern für Chats  in der linken Spalte.
Wer ChatGPT im Browser nutzt, kann es mit zusätzlichen Funktionen ausstatten, zum Beispiel mit Ordnern für Chats in der linken Spalte.

Eine Superkraft nutzen 

Wer ChatGPT im Browser nutzt, kann es auch mit Browser-Erweiterungen tunen. Eine ist „Superpower ChatGPT“, die die KI mit zusätzlichen Funktionen ausstattet. So kann man die Chats, die sich in der linken Spalte stapeln, auch übersichtlich in Ordner sortieren und durchsuchen. Zudem gibt es Drop-down-Menüs, um neue Chats zu konfigurieren, indem man das GPT-Modell und die Plug-ins auswählt, aber auch den Tonfall, den Schreibstil und die Sprache. Nicht zuletzt kann man mit der Erweiterung mehrere benutzerdefinierte Anweisungen speichern, um zwischen KI-Personas zu wechseln – etwa für Überschriften, Social-Media-Beiträge oder Zusammenfassungen.

Fazit 

Redaktionen können ChatGPT mit etwas Tuning an die internen und journalistischen Ansprüche anpassen und die KI mithilfe von benutzerdefinierten Anweisungen, aktivierten Plug-ins und den Superpower-Funktionen noch effizienter nutzen.

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Christina Quast

Christina Quast

berichtet als freie Journalistin über digitale Tools und Themen und ist seit Mitte 2018 für den Blog „Journalisten Tools“ verantwortlich. Für Journalisten gibt sie auch Seminare und organisiert Barcamps.

E-Mail: quast@journalisten-tools.de
Internet: journalisten-tools.de

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