Internetwerkstatt

Twittern nach Plan

von

Nummer 12/2013

Social-Media-Plattformen gewinnen zweifellos immer mehr an Bedeutung für die journalistische Recherche. Abseits von Nachrichtenagenturen und Pressemitteilungen kann man über Facebook, Twitter und Co durch gezielte Recherchen Thementrends und Meinungen zu aktuellen Ereignissen frühzeitig aufspüren. Als Journalist lässt sich dieses Potenzial allerdings nur dann voll erschließen, wenn man selbst mit eigenen Profilen aktiv ist und einen gut gepflegten und mit relevanten Quellen bestückten Facebook- oder Twitter-Account betreibt. Gerade auf Twitter kann es dabei schnell unübersichtlich werden. Hier versprechen Dienste wie Tame Abhilfe.

Was ist Tame?

Tame ist ein Tool des deutschen Start-ups Tazaldoo. Die Macher charakterisieren ihren Dienst als „Kontextsuchmaschine für Twitter“. Denn mithilfe von Tame lässt sich sowohl die eigene Twitter-Community als auch das weltweite Twitter-Universum nach Themenzusammenhängen durchsuchen. Bis zu 24 Stunden in die Vergangenheit kann man dabei recherchieren, über einen Schieberegler ist es aber auch möglich, den abgedeckten Zeitraum zu reduzieren.

Wie funktioniert Tame?

Nach der Anmeldung bei Tame.it wird der eigene Twitter-Account mit der Kontextsuchmaschine verknüpft. Voraussetzung für die effektive Nutzung von Tame ist ein eigener Twitter-Account, der bereits mit relevanten Kontakten versehen ist. Denn nur dann kann der Dienst seine Stärke entfalten und Zusammenhänge in der eigenen Twitter-Community aufzeigen.

Diese werden in Echtzeit ausgewertet. Als Ergebnis wird angezeigt, welche Links zu welchen Webadressen aktuell am häufigsten geteilt werden, welche Themen in Form von Hashtags besprochen werden und welche Twitternutzer gehäuft von anderen erwähnt wurden. Tame liefert so nützliche Hinweise auf verwandte Inhalte, Personen und Hashtags. Ein Klick auf die Suchergebnisse öffnet jeweils eine kurze Vorschau auf den Inhalt und Hinweise auf eingebundene Nutzer und verwandte Beiträge. Von hier aus kann dann gezielt weiter in die Tiefe recherchiert werden.

Welche weiteren Funktionen bietet der Dienst?

Die Suche auf Tame lässt sich einschränken auf Tweets mit Fotos oder Tweets mit Videos. Standardmäßig werden 20 Sprachen durchsucht, in der erweiterten Suche lässt sich aber auch gezielt eine einzelne Sprache auswählen. Wer eigene Twitterlisten betreibt oder anderen Twitterlisten folgt, kann die Suche zusätzlich auf Listen ausweiten. Außerdem nützlich: Über die Benutzeroberfläche von Tame kann der User anderen Twitternutzern direkt folgen. Retweeten und das Favorisieren von Tweets ist ebenfalls möglich. Mit dem sogenannten Tweet-Wizard können auch eigene Tweets gesendet werden. Die Besonderheit daran: Verwandte Hashtags werden automatisch vorgeschlagen. Damit soll die Reichweite der eigenen Tweets verbessert werden. Auf Wunsch stellt Tame außerdem wöchentlich die zehn populärsten Links aus der eigenen Twitter-Community in einer E-Mail zusammen.

Was kostet die Nutzung?

Tame wird als Freemium-Modell angeboten. In der kostenlosen Version ist die Suche auf die eigene Twitter-Community beschränkt, eine weltweite Suche und die Suche in Listen ist erst ab der Basis-Version möglich. Außerdem fehlt in der kostenlosen Version der Tweet-Wizard. Die Basis-Version kostet fünf Euro im Monat. Derzeit können Tame-Neulinge den Dienst 14 Tage in der Vollversion nutzen.

Fazit

Für die Recherche im Social-Media-Umfeld ist die Hauptfunktion von Tame am interessantesten – nämlich Häufigkeiten und Zusammenhänge zwischen Links, Hashtags und eingebundenen Nutzern auf Twitter aufzuzeigen. Wie sehr Tame im Alltag tatsächlich als Kontextsuchmaschine für Twitter geeignet ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab: zum einen davon, was zum jeweiligen Suchbegriff tatsächlich gerade geschrieben wird, zum anderen davon, ob der Anwender in seinem eigenen Profil bereits ausreichend vielen und vor allem relevanten Twitternutzern folgt.

Lücken

Was Tame derzeit noch fehlt, sind Teamfunktionen wie etwa bei Hootsuite, die eine gemeinsame Nutzung mit anderen ermöglichen. Oder die Funktion, eigene Tweets zeitlich zu planen, wie es Hootsuite oder Buffer gestatten. Wünschenswert wäre zudem, wenn die Filterfunktionen in der erweiterten Suche noch ausgebaut werden würden. Dann könnte Tame als vollwertige Kontextsuchmaschine für Twitter eine gute Alternative zu Spezialdiensten wie Topsy, socialmention oder Kurrently sein.

Steffen Büffel

Steffen Büffel

...berät Verlage und Redaktionen in den Bereichen Workflow, Crossmedia, Social Media und Online- Strategien.
E-Mail: steffen.bueffel@media-ocean.de
Internet: www.media-ocean.de

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