Zum besser Hören
von Christina Quast
aus drehscheibe 06/2020
Situation noch präsenter, denn Redaktionen müssen Zitate und Interviews per Telefongespräch oder Online-Meeting aufnehmen oder Podcast-Episoden im Homeoffice einsprechen. Solches Audiomaterial hat nicht immer eine ordentliche Qualität, weil Hintergrundgeräusche, Lautstärkedifferenzen oder Mikrofonrauschen stören.
Um solche Probleme kümmert sich Auphonic – ein Werkzeug für die automatische Post-Produktion von Audio- und Videodateien. Auch Journalisten ist dieser Service zu empfehlen, da er nur wenig Zeit und Technikwissen erfordert, um eine deutlich bessere Audioqualität zu erzielen. Denn Auphonic bearbeitet Dateien mit verschiedenen Algorithmen und bietet zusätzliche Einstellungen, um eine optimierte Datei zu veröffentlichen. Generell sind zwei Stunden – gemessen an der Länge der Datei – Post-Produktion pro Monat kostenfrei. Je nach Bezahlmodell und Kontingent kosten weitere Stunden zwischen 69 Cent und 2 Euro.
Von Metadaten bis Algorithmen
Für das Geld erledigt Auphonic auch viel Arbeit: Nach einer Anmeldung mit Benutzername und Mail klickt man „new production“, denn das Tool ist in Englisch und trotzdem verständlich, weil es sich um gängige oder internationale Technikbegriffe handelt. Alle Einstellungen und Eingaben für die Post-Produktion lassen sich auf einer Seite machen, die nach Abschnitten geordnet ist.
Zuerst wählt man eine Audio- oder Videodatei aus, die bearbeitet werden soll, und fügt zusätzlich ein Intro und Outro hinzu, das Auphonic am Anfang und Ende der Datei ergänzt. Es folgen umfangreiche Metadaten wie Titel, Beschreibung, Urheber, Genre, Jahr und ein Titelbild – also Informationen, die von Radio- und Digital-Playern angezeigt werden. Zum Beispiel für Podcasts und Hörbücher lassen sich auch Kapitel anlegen, die direkt angesteuert werden können.
In den folgenden Abschnitten definiert man die Post-Produktion, zum Beispiel das Dateiformat und die Bit-Rate. Auch Spracherkennung, Cloud-Dienste als Speicherort oder Netzwerke zur Veröffentlichung der Datei kann man festlegen, sofern diese externen Dienste mit Auphonic verknüpft werden – etwa Google oder Amazon für die Spracherkennung, Dropbox oder Google Drive als Cloud-Dienste und Facebook oder YouTube als Netzwerke. Zuletzt wählt man aus, welche Algorithmen angewendet werden und für welche Formate die Lautstärke optimiert werden sollen: Podcast, Radio, YouTube, Fernsehen oder Sprachassistenten. Die vier verfügbaren Algorithmen können beispielsweise unterschiedliche Lautstärken anpassen, störende Geräusche reduzieren und Hintergrundtöne ausbalancieren. Eine ausführliche Beschreibung der Algorithmen mit Hörbeispielen gibt Auphonic auf der Website.
Vorher und nachher im Vergleich
Nun kann man die Produktion starten. Man wartet zunächst im Browser den Upload der Audio- oder Videodatei ab. Sobald die Post-Produktion abgeschlossen ist, sendet Auphonic eine Benachrichtigung oder eine E-Mail. Die Datei wird als Vorher- und Nachher-Version angezeigt, sodass man die Änderungen anhand einer Waveform hören und sehen kann. Und wer die Datei noch einmal mit anderen Einstellungen produzieren möchte, kann das machen, ohne Zeitguthaben zu verlieren, wenn es sich um dieselbe Vorher-Datei handelt.
Die gemachten Einstellungen und Einträge können auch als „Preset“ – also Voreinstellung – gespeichert werden, um zum Beispiel weitere O-Töne oder Podcast-Episoden noch schneller zu bearbeiten, weil nur noch die Metadaten angepasst werden müssen. Und für fertig produzierte Audio- und Videodateien empfiehlt sich der direkte Download, weil diese nur für 21 beziehungsweise sieben Tage bei Auphonic gespeichert werden.
Fazit
Das Werkzeug erledigt jede Menge Arbeit zu geringen Kosten, sodass auch Lokalredaktionen Audio professionell produzieren und optimal veröffentlichen können – auch mit einem Programm für Desktop und per App für iOS oder Android.
Links
Hier geht es zu Auphonic: www.auphonic.com
Hier geht es zum Hilfecenter: www.auphonic.com/help
Hörbeispiele zu den Algorithmen: www.auphonic.com/audio_examples
Christina Quast
berichtet als freie Journalistin über digitale Tools und Themen und ist seit Mitte 2018 für den Blog „Journalisten Tools“ verantwortlich. Für Journalisten gibt sie auch Seminare und organisiert Barcamps.
Mail: quast@journalisten-tools.de
Internet: www.journalisten-tools.de
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