„Das Wahlportal ist hyperlokal und crossmedial“
von drehscheibe-Redaktion
Am 16. März 2014 finden in Bayern Kommunalwahlen statt. Dabei werden etwa 39.000 Mandate vergeben, und allein in Südostbayern stellen sich fast 17.000 Kandidaten zur Wahl. Um bei dieser großen Zahl von Bewerbern nicht den Überblick zu verlieren, bietet die Passauer Neue Presse (PNP) für das gesamte Verbreitungsgebiet Südostbayern ein Wahlportal auf www.wahl.info an. Wie es funktioniert und was die Zeitung sich davon erhofft, erklärt der verantwortliche Online-Redakteur Roland Mitterbauer.
Herr Mitterbauer, wie kamen Sie auf die Idee, ein Wahlportal einzurichten?
Ein Wahlportal von pnp.de gab es bereits zur Kommunalwahl 2008. Auf dieser Basis haben wir vor einem Jahr ein komplett neues Portal konzipiert. Die Grundidee ist klar: Als regionale Tageszeitung möchten wir unsere Leser bestmöglich und aktuell über die Kommunalwahlen informieren. Natürlich berichten wir dazu ohnehin online und im Print-Bereich ausführlich, auf dem Portal informieren wir die Leser strukturiert über alle Kandidaten und Hintergründe.
Wie hoch ist der Aufwand und wie viele Leute sind seit wann beteiligt?
Anfang 2013 hat sich die Projektgruppe bestehend aus Vertretern aller Abteilungen des Verlags gegründet. Seit Juni 2013 sind die zwei Entwickler Michael Krause und Valentin Altweger mit der Programmierung beschäftigt. In der Online-Redaktion koordinieren die Redakteurin Eva Fischl und ich die Inhalte und Nutzeranfragen. Unsere Lokalredaktionen haben seit November die rund 17.000 Kandidaten gemeldet. Diese Informationen waren oft bereits aus den Berichten von den Nominierungsversammlungen bekannt, mussten aber auch manchmal bei Gemeinden erfragt werden. Der Aufwand ist auch deshalb so groß, weil die Kommunalwahlen dezentral durchgeführt werden und es so auch keine zentralen Quellen gibt.
Mit welcher Software arbeiten Sie?
Frontend und Backend sowie Schnittstellen zum Redaktionssystem sind eine Eigenentwicklung. Grundlage für die Darstellung im Frontend ist ein Bootstrap Framework. Das Layout ist responsive, es passt sich also den mobilen und stationären Endgeräten an. Mit einer XML-Schnittstelle werden die 860 Listen für eine Print-Beilage an das Redaktionssystem übergeben. Auch die Ergebnisse werden am Wahlabend aus dem Portal für die Zeitung exportiert. Der enorme Erfassungs- und Kontrollaufwand fällt damit nur einmal an und die Daten werden crossmedial und den jeweiligen Medien entsprechend verwendet.
Gibt es auch im Blatt Artikel dazu?
In der Zeitung wurde das Wahlportal zum Start vorgestellt. Berichte gibt es auch bei besonderen neuen Funktionen und Inhalten. Die Liveticker, die zu Podiumsdiskussionen auf pnp.de und wahl.info stattfinden, werden ebenfalls in der Zeitung angekündigt. Bei Berichten zur Kommunalwahl binden die Redakteure oft ein Logo des Portals ein.
Wie ist die Resonanz seitens der Leser?
Leser und Mitbewerber loben das Projekt. In den ersten beiden Wochen hatte die Seite mehr als 300.000 Zugriffe, die Leute bleiben durchschnittlich länger als vier Minuten auf der Seite. Am Wahlabend und die Tage danach rechnen wir mit noch höheren Zugriffszahlen. In dieser Ausführlichkeit, Aktualität und hyperlokalen Darstellung wird es kaum eine andere zentrale Informationsquelle geben. Das Landesamt für Statistik informiert zum Beispiel am Wahlabend nur über Landratswahlen und Wahlen in Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern. Das sind von unseren rund 200 Gemeinden im Verbreitungsgebiet nur eine handvoll Städte. Das Wahlportal wird voraussichtlich auch noch Tage und Wochen danach als Informationsquelle genutzt, wie die Kommunalwahlen 2008 gezeigt haben.
Was sind die Stärken des Portals, und wo gab es Probleme?
Das Wahlportal ist ein gelungenes Beispiel für viele Trends der vergangenen Jahr: Es ist hyperlokal, crossmedial, und es ist ein gutes Beispiel für Datenjournalismus. Natürlich gibt es immer Optimierungspotenzial, die Wunschliste für die Wahlen 2020 ist lang. Das größte Problem aus redaktioneller Sicht war der hohe Erfassungs- und Kontrollaufwand der Listen. Einheitliche maschinenlesbare Datensätze der Kommunen wären hier wünschenswert.
Interview: Florian Snigula
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