Interview

Der Langstreckenjournalist

von

Thomas Dobler ist Redakteur der Oberpfalz Medien.
Thomas Dobler ist Redakteur der Oberpfalz Medien und arbeitet seit 35 Jahren im Lokalen.

Thomas Dobler vom Neuen Tag arbeitet seit 35 Jahren im Lokalen. Was hat ihn so lange im Lokaljournalismus gehalten?

Herr Dobler, wie haben Sie Ihr Dienstjubiläum begangen?

Indem ich einen Post auf Facebook abgesetzt habe. So habe ich das gefeiert. Bei uns im Verlag wird man geehrt, wenn man so und so lange dabei ist, aber 35 Jahre ist dabei kein Anlass. Ich habe auf Facebook sehr viele freundliche Repliken bekommen.

Wo haben Sie damals angefangen?

Als Volontär in der Lokalredaktion Schwandorf der Zeitung Der neue Tag. Damals war ich schon 27 Jahre alt und studierte Politologie in Regensburg. Ich habe mich auf Anregung meiner Mutter hin bei der Zeitung gemeldet. Die prognostizierte Erwerbslosigkeit bei Politologen lag damals sehr hoch. Weil mein Studium erst im Mai endete, habe ich schon beim Vorstellungsgespräch gesagt, dass ich noch mal für ein, zwei Tage wegmuss, um meine Abschlussprüfungen zu schreiben. Das ging auch alles wunderbar über die Bühne.

35 Jahre – steckt da eine große Liebe zum Lokalen dahinter?

Ja. Ich hatte zum einen das Glück, sehr gute Kollegen zu haben, tolle Journalisten, die mir gezeigt haben, wie viel Spaß die Arbeit im Lokalen macht. Zum anderen hat es mir auch in der Stadt Schwandorf gut gefallen.

Wie war der Einstieg?

Ziemlich fulminant. Damals befand sich die Auseinandersetzung um die geplante Wiederaufbereitungsanlage (WAA) in Wackersdorf in den letzten Zügen. Meine Redaktion lag ja nur fünf Kilometer entfernt von der geplanten WAA. Meine Kollegen waren in den Jahren zuvor intensiv mit dem Thema beschäftigt. Als ich 1988 ankam, bin ich sofort in dieses Wasser geworfen worden. Ich musste zu den großen atomrechtlichen Anhörungen nach Neunburg vorm Wald, da saß ich als armes Volontärswürstchen und habe erst mal nur Bahnhof verstanden. Mein Glück war, dass sich das ein Jahr später alles erledigt hatte. Die WAA wurde ja nicht gebaut.

Was macht die Liebe zum Lokalen in der alltäglichen Arbeit genau aus?

In der Arbeit als Lokaljournalist ist das Große und das Kleine zusammengefasst. Es finden ja zum Beispiel ständig irgendwelche Wahlen statt, Bundestagswahlen, Landtagswahlen, Europawahlen. Vor solchen Wahlen kommen nahezu jedes Mal Vertreter der Parteien oder Regierungsmitglieder in die Stadt. Man hat als Lokaljournalist nie das Gefühl, vom großen Geschehen abgehängt zu sein, sondern das große Geschehen kommt zu dir. Ich habe im Laufe dieser 35 Jahre mehr oder weniger das komplette Regierungspersonal in Bayern kennengelernt. Obwohl du im Kleinen arbeitest, bist du wie durch eine Nabelschnur mit den Großen verbunden.

In den 35 Jahren ist Ihnen ja auch die drehscheibe begegnet.

Ja, das war sehr hilfreich. Als ich begonnen hatte zu arbeiten, wurde ich mit Themen konfrontiert wie zum Beispiel städtischer Etat. Das sind ja meistens Gehefte von mehreren 100 Seiten, da geht’s um Millionen. Damals hat man sich aber noch nicht so viele Gedan- ken gemacht, wie man das den Lesern präsentiert. Da wurden lange Riemen geschrieben, die gespickt waren mit Zahlen. Mir war das nicht recht, also habe ich mich umgesehen. Damals hatten wir die drehscheibe in der Lokalredaktion. Und ich fand darin eine Handreichung, wie man mit dem Thema kommunaler Etat umgehen kann. Ich fand das extrem anregend und habe mir die Tipps abgeschaut. Den Artikel, der so entstanden ist, habe ich dann der drehscheibe mit einem kleinen Dan- kesschreiben geschickt, das Ergebnis wurde sogar in der drehscheibe abgedruckt.

Wie schalten Sie am Abend ab?

Ich schalte eigentlich nie ab. Dadurch, dass es mein Traumberuf ist, beschäftigt es mich andauernd. Meine Frau ist zwar manchmal genervt, aber mir fallen am Abend oft erst die besten Geschichten und Formulierungen ein. Lokaljournalismus ist
mein Leben.


Interview: Stefan Wirner

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Thomas Dobler bei den Oberpfalz Medien

Thomas Dobler

ist Redakteur der Oberpfalz Medien. E-Mail: Thomas.Dobler@oberpfalzmedien.de

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