Die große Facebook-Liste
von drehscheibe-Redaktion
Viele Tageszeitungen stellen ihre Meldungen auch über Facebook ins Netz – für Journalisten eine gute Möglichkeit, schnell an Informationen zu gelangen. Damit sie dabei nicht den Überblick verlieren, hat Uwe Renners, Redakteur bei den Westfälischen Nachrichten, eine Liste mit Tageszeitungen zusammengestellt, die bei Facebook aktiv sind. Im Interview mit der drehscheibe spricht er über die Idee und über das Erstellen der Liste.
Tageszeitungen nutzen immer häufiger das weltweit größte soziale Netzwerk Facebook, um ihre Meldungen online zu stellen und sich mit ihren Lesern auszutauschen. Für Journalisten bietet sich damit ein neues Medium, um eine umfassende Übersicht über die Aktivitäten in der deutschen Printlandschaft zu erhalten. Angesichts der Fülle und Komplexität von Informationen sind aber Filter für eine differenzierte Übersicht unverzichtbar. Ein wichtiges Instrument ist dabei die Listenfunktion des sozialen Netzwerkes. Die drehscheibe sprach mit Uwe Renners, der seine Liste deutscher Tageszeitungen für seine Kollegen auf Facebook freigegeben hat.
Herr Renners, wie kamen Sie auf die Idee, eine Facebook-Liste deutscher Tageszeitungen zu erstellen?
Ich beobachte die Aktivitäten von Tageszeitungen auf Facebook schon eine ganze Weile. Mich interessiert, wie die Zeitungen mit verschiedenen Themen auf Facebook umgehen. Und da sammelt sich schon einiges an Informationen an. Daher habe ich für mich persönlich eine Liste gemacht, um eine Übersicht sämtlicher Tageszeitungen, die auf Facebook unterwegs sind, zu haben. Und seit rund fünf Wochen kann man ja auf Facebook Listen abonnieren. Ich habe diese neue Funktion dann gleich genutzt, weil ich die ganze Arbeit nicht nur für mich machen möchte, wenn andere auch davon profitieren können. Mittlerweile sind schon 180 Zeitungen auf der Liste.
Wie sind Sie bei der Erstellung der Liste vorgegangen?
Ich hatte schon einige Zeitungen, die auf Facebook sind, zusammengesucht. Und dann kam ja noch die App der drehscheibe, eine interaktive Karte aller deutschen Tageszeitungen, die auch noch sehr viele Verweise auf Aktivitäten von Zeitungen auf Facebook beinhaltet. Außerdem habe ich bei der Bundeszentrale für politische Bildung an einem Lokaljournalistenprogramm teilgenommen. Dort wurde eine Facebook-Gruppe gegründet, die immer noch recht aktiv ist. Bei dieser Gruppe habe ich meine Liste gepostet und die Kollegen gefragt, ob sie noch Vorschläge haben, welche Tageszeitung da noch fehlt. Daraufhin hab ich auch einige gute Tipps bekommen. Einen Samstagabend habe ich mich dann hingesetzt und das Ganze geordnet.
Gab es dabei Probleme?
Viele Zeitungen sind im Netz unter einem anderen Namen unterwegs. In den Fällen war die App der drehscheibe besonders hilfreich, weil ich diese Zeitungen sonst nur durch Zufall entdeckt hätte. Das Problem ist, dass besonders bei einigen kleinen Zeitungsverlagen die Facebook-Seite oft nebenbei von einer Person gemacht wird, die sich unter Umständen nicht mit allen den technischen Details auskennt.
Nach welchen Kriterien wählen Sie die Zeitungen für Ihre Liste aus?
Es gibt keine thematische Auswahl. Dafür hätte ich auch nicht die Zeit, da ich diese Liste in meiner Freizeit betreibe. Es ist ja auch so, dass die Kollegen, die die Facebook Seiten der einzelnen Zeitungen betreuen, eine Vorauswahl der Nachrichten treffen. Und das ist schon ein ganz guter Filter für eine differenzierte Nachrichtenübersicht. Wichtig für die Auswahl ist vor allem, dass die Facebook-Seiten keine RSS-Feeds Funktionen haben und von Mitarbeitern der Zeitungen aktiv betrieben werden. Eine Eilmeldung kann ich ja auch als Push-Up-Nachricht (Benachrichtigungsfunktion, d.R.) auf meinem iPhone lesen. Dafür brauche ich keine RSS-Feeds bei Facebook. Für mich ist es interessanter und spannender zu sehen, wie die Leute bei den Zeitungen mit dem Medium Facebook umgehen. Die Kollegen sind sehr unterschiedlich unterwegs. Manche posten nur einmal am Tag etwas, andere mehrfach über den Tag verteilt. Zudem sind auch die thematischen Ansätze ganz unterschiedlich. Und die Liste ist für mich ein wichtiges Themenradar. Ich hab diese Woche bereits zwei Themen für meine eigene Arbeit gefunden. Warum soll man nicht zum Beispiel von den Kollegen, die irgendwo in Süddeutschland eine Geschichte machen, in Münster profitieren. Das heißt, diese Liste soll interessant sein für Journalisten, die auf der Suche nach Themen und Anregungen sind.
Wie ist die Resonanz der Nutzer?
Nach einer Woche haben schon knapp 50 Leute die Liste abonniert. Ich finde das schon sehr gut. Das hätte ich nicht gedacht. Das Schöne daran ist für mich, dass ich von den Leuten, die die Liste abonniert haben, schon Hinweise bekommen habe, wie ich die Liste weiter ausbauen kann.
Haben Sie auch Resonanz von den Zeitungen auf der Liste?
Bisher relativ wenig. Aber einige Leute von Zeitungen haben sich bei mir bedankt, dass ich die Liste angelegt habe.
Was haben Sie in Zukunft mit der Liste vor?
Ich würde gerne noch mehr Zeitungen dazu nehmen. Ich könnte mir auch vorstellen, in der Zukunft die Zeitungen in Kategorien, wie zum Beispiel in lokal und überregional, zu unterteilen. Aber man muss schauen, wie sich das Ganze entwickelt.
Haben soziale Netzwerke wie Facebook das Potenzial einer neuen Nachrichtenplattform?
Ja, natürlich. Es ermöglicht mir, Zeitungen und Nachrichten zu finden, die ich über gängige Nachrichtenportale und Suchmaschinen nicht finden kann. Das heißt aber nicht, dass ich auf meine Tageszeitung in Printform verzichten will. Vielmehr betrachte ich diese neue Funktion auf Facebook als hilfreiche Ergänzung zu den bisherigen Informationsquellen für Journalisten.
Interview: Karsten Hudel
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