„Die Leser wollen wissen, ob sie bei Festivals Hut und Mantel brauchen“
von Stefan Wirner
Alle reden vom Wetter. Manche dagegen tun was. Die Schwäbische Zeitung aus Leutkirch zum Beispiel. Sie trägt dem großen Interesse an Sonnenschein, Wärme und blauem Himmel Rechnung und wartet mit einer neuen Wetterseite auf. Vor allem sticht dabei die lokale Grafik ins Auge: Ein im Comic-Stil gehaltenes Landschaftsbild, auf dem nicht nur Temperaturen, Regen und Sonnenschein verzeichnet sind, sondern etwa auch Stellen mit Staugefahren oder Volksfeste, die in der Region anstehen. Angaben zum Biowetter, ein Blick auf den Bauernkalender oder das Weltwetter runden das Ganze ab. Die drehscheibe sprach mit Ludger Möllers, Mitglied der Chefredaktion der Schwäbischen Zeitung, über die neue Seite des Wetter.
Herr Möllers, wie wichtig ist Ihnen persönlich das Wetter?
Weil den Lesern unserer Zeitung das Wetter wichtig ist, ist es auch für mich wichtig. Viele Menschen in unserer Region leben von der Landwirtschaft, haben Freude an ihren Gärten, sind in der Freizeit draußen unterwegs. Entsprechend brauchen sie Informationen über das Wetter. Weil ich selbst viel unterwegs bin, beruflich im Auto, in der Freizeit zu Fuß, auf dem Rad oder segelnd auf der Jolle, ist mir das Wetter auch persönlich nahe.
Die Schwäbische Zeitung wartet neuerdings mit einer neuen Wetterseite auf. Warum?
Wie das Wetter morgen wird, erfahren Sie im Radio. Und so muss die Zeitung mehr Service und diesen hintergründiger sowie nutzwertiger als andere Medien bieten. Diesen Auftrag nehmen wir mit dem Relaunch noch ernster als bisher. Die Wetterseite, die wir übrigens in zwei unterschiedlichen, regional ausgerichteten Versionen produzieren, präsentiert daher viel mehr als die reine Vorhersage: Wir haben zwei regionale, sehr anerkannte Wetterexperten, die seit Jahren für uns arbeiten. Daneben gibt es das Sportwetter, ein Wetterlexikon, Pollenflug-Vorhersage und im Winter natürlich Service für die Wintersportler.
Besonders ins Auge fällt die neue Grafik. Die Landkarte zeigt Kirchtürme, Orte, sie verzeichnet aber auch Volksfeste, kulturelle Ereignisse und Stellen, an denen Stau droht. Wie kommt diese Mischung an?
Wir haben ganz bewusst das Freizeit- und Mobilitätsverhalten integriert. Das kommt bei den Lesern gut an. Sie wollen wissen, ob sie bei Festivals Hut und Mantel oder T-Shirt und kurze Hosen brauchen. Die Baustellen-Infos zeigen, ob sie mehr Zeit für die Anfahrt einplanen müssen.
Vom Bauernkalender bis zum Weltwetter ist auf der Seite alles rund ums Wetter vertreten. Wollen die Leser tatsächlich jeden Tag so viel übers Wetter wissen?
Wir bieten dem Leser möglichst viele Informationen, damit er über genau bei dem Thema mitreden kann, über das am meisten gesprochen wird. Und über das Wetter spricht jeder.
Warum steht auf der Karte der Süden im Norden?
Unsere Region ist stark auf den Bodensee ausgerichtet. Im Winter fahren viele Leute in den Bregenzer Wald oder ins Montafon. Man blickt hier gen Süden. Genau dieses Lebensgefühl bildet die Karte ab. Ich räume ein, dass viele Leser diese Ausrichtung der Karte für sich erst erschließen müssen.
Wo im Blatt findet sich die Seite?
Mit der Wetterseite schließt unser zweites Buch. Im zweiten Buch finden Sie das Journal mit Nachrichten aus aller Welt, die Kultur, den Ratgeber, das Fernsehen und eben das Wetter. Etwas leichtere Kost als Politik und Wirtschaft im ersten Buch.
Wie viele Leute sind täglich mit der Produktion der Seite befasst?
Unser Journal-Team umfasst vier Kolleginnen und Kollegen, die sich die genannten Seiten teilen.
Herr Möllers, wie wird das Wetter in Leutkirch in den nächsten Tagen? Geben Sie dem Sommer noch eine Chance?
Ich habe von unseren Wetterexperten gelernt, dass Prognosen über vier Tage hinaus unseriös sind. Aber ich glaube, dass die zweite Augusthälfte durchaus Chancen für schöne Tage bietet.
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