Interview

„Die Studenten treffen die letzte Entscheidung"

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Ein Verlag gibt eine Studentenzeitung heraus und räumt der studentischen Redaktion größtmögliche Freiheit ein – geht das gut? Bei der Lemma offenbar schon. Das Magazin der Zeitungsgruppe Thüringen erscheint viermal im Jahr und behandelt Themen wie Politik, Kultur, Beruf und Karriere. Dabei hat die studentische Redaktion die Entscheidungsgewalt darüber inne, was erscheint und was nicht. Über das Projekt sprachen wir mit Jana Hartung, der Produktmanagerin Online und Crossmedia bei der Zeitungsgruppe Thüringen.

Frau Hartung, warum gibt die Zeitungsgruppe Thüringen die Lemma heraus?

Wir wollen damit die Zielgruppe der Studenten direkt erreichen. Das ist natürlich auch für unsere Anzeigenkunden interessant, die genau diese Zielgruppe ansprechen wollen – die kommende Generation von Führungskräften, die ja aus der Studentenschaft hervorgehenwird.

Wie hoch ist der personelle Aufwand auf Verlagsseite?

Ich leite das Projekt und wende dafür etwa die Hälfte meiner Arbeitszeit auf. Ich bin die Kommunikationsschnittstelle zwischen den studentischen Redakteuren und unseren Anzeigenverkäufern. Zu meiner Arbeit gehören die Erstellung sämtlicher Verkaufsunterlagen, die komplette Bewerbung des Produkts und die Verteilung der Lemma. Ansonsten kümmert sich ein Kollege aus der Beilagenredaktion mit darum. Er unterstützt die studentische Chefredakteurin und macht das abschließende Lektorat.

Sie räumen den Studenten größtmögliche redaktionelle Freiheit ein. Gibt es da auch Konflikte?

Ab und zu gibt es welche. Das liegt schon alleine daran, dass Redakteure und Verlagsangestellte manchmal andere Vorstellungen haben als die Studenten. Wir haben aber bisher immer eine Lösung gefunden. Wobei am Ende die Studenten die letzte Entscheidung treffen – weil sie selbst die Autoren und Redakteure sind. Sie haben die Themen ausgewählt und die Geschichten recherchiert. Es gab zum Beispiel einmal unterschiedliche Ansichten über ein Titelbild zum Thema Leistung. Wir vom Verlag fanden, dass das Foto zu sehr auf das Thema Burnout abzielt. Die Studenten sahen das ganz anders und haben sich am Ende durchgesetzt. Nur wenn wir den Studenten diese Freiheit einräumen, wird das Produkt am Ende auch von Studenten gelesen.

Welche Vorteile bietet die Lemma im Vergleich zu einer Studenten-Seite im Blatt?

Eine Beilage wie die Lemma kann man an den Universitäten verteilen. Wir machen das an allen 15 Universitäten und Hochschulen in Thüringen. Auf diese Weise erreichen wir die Studenten direkt – und nicht „nur“ die jungen Leser unserer Zeitung, wie das der Fall bei einer Studentenseite im Blatt wäre. Und das ist natürlich auch ein schönes Verkaufsargument für unsere Anzeigenkunden.

Wie kommt die Lemma zum Leser?

Wir verteilen sie über unsere normalen Zeitungszusteller an die Unis. Dort haben wir Ständer aufgestellt, wenn sie vergriffen ist, wird nachgeliefert. Sie liegt dort drei Monate aus, wir machen auch regelmäßige Kontrollfahrten, um zu sehen, ob noch Bedarf besteht.

Wie kamen Sie auf die Idee zu dem Projekt?

Wir hatten einen Trainee hier im Verlag, der vorher an der Uni Jena studiert hatte und hier in der Produktentwicklungsabteilung anfing. Er hatte die Idee und stellte sie der Geschäftsführung vor. So kam es ins Laufen.

Welchen zeitlichen Vorlauf hatte das Projekt?

Die erste Ausgabe erschien im April 2010. Anfang 2009 haben wir in Zusammenarbeit mit der Universität Jena eine Studie durchgeführt, um die Möglichkeiten eines solchen Projekts auszuloten. Also mit einem Jahr Vorlauf muss man rechnen, wenn man so etwas auf die Beine stellen will.

Wie finanziert sich die Lemma?

Das Projekt ist rein werbefinanziert – über die Anzeigenplätze. So rechnet sich das Produkt.

Die Lemma erscheint vierteljährlich und hat eine Auflage von 15.000 Exemplaren. Ein Online-Auftritt ist in Planung.

Jana Hartung

... ist Produktmanagerin Online und Crossmedia bei der Zeitungsgruppe Thüringen.

Tel.: 0361– 227 52 10
Mail: j.hartung@zgt.de
Web: Zgt.de

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