Ein Reader voller Ideen
von drehscheibe-Redaktion
Kürzlich fand in Bad Honnef ein Seminar der Bundeszentrale für politische Bildung zum Thema Wahlen statt. Nun ist der Reader erschienen, der die Ergebnisse des Seminars zusammenfasst und jede Menge Ideen, Tipps und Anregungen enthält. Wir sprachen mit Anke Vehmeier, die das Seminar dokumentiert hat, darüber, wie Lokaljournalistinnen und Lokaljournalisten den Reader optimal nutzen können.
Frau Vehmeier, gerade ist eine ausführliche Dokumentation des Wahlenseminars erschienen. Was bietet der Reader unseren Leserinnen und Lesern?
Darin sind zum einen die Referate, Vorträge und Best-Practice-Beispiele zusammengefasst, die die Teilnehmer in Bad Honnef gehört haben. Dazu kommen ein paar Extra-Beiträge, die die Themen vertiefen oder neue Aspekte beleuchten, sowie ein Interview mit Prof. Wiebke Möhrung vom Institut für Journalistik der TU Dortmund zum Komplex „Vertrauen Menschen den lokalen Medien mehr als anderen Medien?“. Für Leser, die nicht am Wahlenseminar teilnehmen konnten, bietet der Reader einen Überblick über verschiedene Aspekte der Wahlkampf-Berichterstattung und die unterschiedlichen Perspektiven auf diese. So finden sich darin Einblicke in die Parteiengeschichte, die Arbeitsweise der Meinungsforscher oder Recherchewege im Hauptstadt-Dschungel, sowie das Making-of des preisgekrönten Wahlkonzepts der Rhein-Zeitung in Koblenz.
Mit den Themen Populismus, AfD und Hasskommentare könnte es dieses Jahr ein völlig anderes Wahljahr werden als in den vergangenen Jahren. Inwiefern geht der Reader darauf ein?
Politik- und Kommunikationswissenschaftler erklären das Phänomen und den Erfolg der Populisten. Sie zeigen, wie einseitig sich deren Anhänger informieren, wie sie die sogenannten Alternativmedien nutzen und die etablierten Medien ausblenden oder deren Inhalte umdeuten. Ein paar handfeste und praxiserprobte Tipps für den Umgang mit Hasskommentaren stellen Carline Mohr, Chefin vom Dienst Audience Development bei Spiegel Online, und Marcel Wolber, Leiter digitale Inhalte und Produkte beim General-Anzeiger in Bonn, vor.
Welche Rolle spielt in diesem Jahr das Thema Social Media und Wahlen?
Die Parteizentralen „rüsten“ dafür offensichtlich mächtig auf – im Vergleich zum Wahlkampf 2013. Deshalb sollten die Lokalredaktionen einen verstärkten Blick auf Aktivitäten in den sozialen Medien richten und sie auf jeden Fall als Quelle für eigene Geschichten und für Faktenchecks beobachten. Weitere Ideen für den Umgang mit Social Media liefert die drehscheibe mit ihrem neuen, umfassenden Wahlen-Dossier. Sie ist der einzige profunde Dienst, der Best-Practice aus dem Lokalen präsentiert. Dort finden auch besonders kleine Redaktionen jede Menge Ideen, die sie mit ihren Ressourcen umsetzen können.
Welcher Programmpunkt hat Sie persönlich nachhaltig bewegt?
Das Kamingespräch mit Gerhart Baum, Bundesinnenminister a.D., war natürlich ein Highlight. Er blickt auf eine unglaubliche Erfahrung im politischen Betrieb zurück. Seine Biografie liest sich wie eine Chronik aus sechs Jahrzehnten deutscher Geschichte: Liberaler Vordenker, Berufspolitiker, Minister, Menschenrechtler, Datenschützer, Buchautor und „Opferanwalt“. Er hat die radikalen und populistischen Strömungen gedeutet und den Wert unserer Demokratie und Freiheit herausgestellt.
Was ist für Sie in zwei Sätzen die Quintessenz des Seminars?
Dass es wichtig und notwendig ist, frühzeitig Konzepte für die Berichterstattung zu erarbeiten und Standards festzulegen – kluge Lokaljournalisten entscheiden sich so gegen Stress und für Kreativität. Außerdem sollten Redaktionen Lesern und Parteien erklären, was sie vorhaben und machen, um eine möglichst große Transparenz herzustellen.
Den Reader finden Sie hier als PDF-Download.
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