Lokales Wissen für die Zukunft
von Stefan Wirner
Vom Feinstaubsensor über das selbstfahrende Auto bis zum automatisiert erstellten Bericht – um all solche Themen ging es auf der ersten Journalism of Things Conference, die am 5. November in Stuttgart stattfand. Einen Tag lang versuchten mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, das Internet der Dinge und den Journalismus zusammenzudenken. Das Programm hatten Hendrik Lehmann (Tagesspiegel Innovation Lab), Jakob Vicari (tactile.news) und Jan Georg Plavec (Stuttgarter Zeitung / Nachrichten) gemeinsam erstellt. Von Plavec wollten wirn wissen, welches Fazit er zieht.
Herr Plavec, am 5. November fand die Journalism of Things Conference statt, die Sie mitorganisiert haben. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Ich bin ehrlich begeistert. Wir haben extrem interessante Speaker versammelt, die man sonst nicht so oft auf den einschlägigen Konferenzen trifft. Den ganzen Tag über wurden neue Pläne geschmiedet und Projekte angeschoben. Wir haben von sehr vielen Teilnehmern und nicht zuletzt den Sponsoren ein äußerst positives Feedback bekommen. Das zeigt, dass wir unser Ziel erreicht haben: eine Konferenz, die es so bislang überhaupt nicht gab.
Welche Verbindungslinien zwischen dem Internet der Dinge und dem Journalismus konnten auf der Konferenz gezogen werden?
Zunächst: Die Daten und Geräte, aus denen Journalismus werden kann, sind längst da. Von der ISS aus werden Tierwanderungen getrackt, Bosch baut die Sensoren, Teralytics macht mit Handydaten Pendlerströme sichtbar - und hat übrigens erklärt, dass die Daten 2020 für Redaktionen verfügbar sein werden. Außerdem können Redaktionen ihre eigenen Projekte mit der verfügbaren Technik anschieben. Sie können mit Sensoren die Umwelt beobachten, mit Satellitendaten oder Drohnenbildern investigativ arbeiten, GPS-Sensoren nutzen...
Welche Beitrag fanden Sie persönlich am spannendsten?
Ich durfte ein Panel zum ‚Journalismus der Bürger‘ moderieren. Die Vertreter vom Deutschen Fluglärmdienst haben zum Beispiel erklärt, wie sie zum wichtigsten Datensatz für Fluglärm gekommen sind. Auch die anderen Beiträge auf dem Panel haben gezeigt: Das Internet der Dinge und die Makerbewegung ermöglichen uns, Journalisten ganz neue Möglichkeiten für Projekte und Kooperationen.
Inwiefern könnten diese Erkenntnisse auch für Lokaljournalisten von Bedeutung sein?
Wenn Sie Bürger mobilisieren oder die Umwelt vermessen wollen, brauchen Sie in der Regel lokales Wissen. Kein bundesweites Medium kann in seinem Verbreitungsgebiet ein zuverlässiges Messnetz für Luftqualität aufbauen. Lokalredaktionen haben aber genau das getan. Unsere Konferenz hat auch gezeigt, dass dafür überschaubare Ressourcen ausreichen.
Wie geht es nach der Konferenz weiter? Gibt es weitere Veranstaltungen?
Wir werden die Konferenz und die Ergebnisse jetzt in Ruhe evaluieren und dann entscheiden. Der große Erfolg der Premiere macht mich aber optimistisch, dass es auch eine #jotcon20 geben wird. In dem Thema ist wirklich Musik drin und es wäre schade, wenn es nach diesem Auftakt nicht kraftvoll weiterginge. Sicher ist: die Kollegen Lehmann, Vicari und ich bleiben in unseren Redaktionen dran. Ich habe von der Konferenz mehr als nur ein paar konkrete Projektideen mitgenommen.
Hier geht es zum Kongressprogramm.
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