„Ohne Frauenquote wird sich nichts ändern"
von drehscheibe-Redaktion
Die Regierungskoalition diskutiert derzeit über eine Frauenquote für Chefetagen in der Wirtschaft. Auch in den Zeitungsverlagen sieht es in dieser Frage nicht besonders gut aus: Gerade einmal sechs Frauen stehen hierzulande an der Spitze der Redaktion einer Tageszeitung. Darunter seit November 2010 Tanja Kurz als Chefredakteurin des Haller Tagblatts. Die drehscheibe sprach mit ihr über den Sinn einer Frauenquote in Verlagen.
Frau Kurz, in Deutschland gibt es gerade einmal sechs Chefredakteurinnen. Wäre es da nicht auch angebracht, eine Frauenquote für Verlage einzuführen?
Ohne Frauenquote wird sich in absehbarer Zeit nichts ändern. Und keine Sorge, liebe Männer: Es gibt ja viele gut ausgebildete und qualifizierte Frauen, die für den Job geeignet sind. Und keine Sorge, liebe Frauen: Es ist gar nicht so schwer.
Warum schaffen es nicht mehr Frauen bei den Zeitungen in die Chefredaktion?
Das alte Lied: Frauen netzwerken nicht so gekonnt wie Männer. Sie arbeiten mehr themen- und teamorientiert, statt an ihrer Karriere. Und sie trauen sich, warum auch immer, oft nicht genug zu.
Sehen Sie es als Nachteil, dass es nicht mehr Chefredakteurinnen bei Tageszeitungen gibt?
Ja, Frauen setzen mitunter andere Schwerpunkte. Bei gut gemischten Redaktionen kommen ohnehin beide Blickwinkel – der weibliche wie der männliche - in der Berichterstattung zum Tragen.
Mal abgesehen von der Quotenfrage – was muss sich in den Zeitungsredaktionen ändern, damit Frauen bessere Aufstiegschancen bekommen?
Verlage müssen sich um ihren Nachwuchs kümmern, ihn fördern und weiterbilden. Solange hier nichts passiert - und ich weiß, wovon ich spreche -, ist der Aufstieg meist nur eine Frage von Beziehungen und Ellenbogeneinsatz.
Interview: Jan Steeger
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