„Raus aus dem Elfenbeinturm“
von Stefan Wirner
Ab nach Gunzenhausen! Vom 31. Juli bis zum 3. August planen, layouten, füllen Armin Jelenik (stellvertretender Chefredakteur), Alexander Jungkunz und Michael Husarek (beide Chefredakteure) und der Leiter der Außenredaktionen der Nürnberger Nachrichten, Hans Peter Reitzner, die Seiten des Altmühl-Boten in Gunzenhausen und beschicken die dortigen digitalen Ausgabekanäle. Die drehscheibe begleitet diese Woche der freundlichen Übernahme im Format „Eine Woche mit...“. Von Michael Husarek wollten wir vorab wissen, was die Chefs in Gunzenhausen so vorhaben.
Herr Husarek, warum zieht die Chefredaktion der Nürnberger Nachrichten für ein paar Tage nach Gunzenhausen?
Weil wir glauben, dass es gut ist, sich immer wieder vor Augen zu führen, wie Lokaljournalismus vor Ort funktioniert. Üblicherweise sitzt die Chefredaktion ja in der Zentrale eines Hauses, und da besteht zumindest die Gefahr, dass man über die Jahre hinweg ein wenig den Kontakt zu den Lokalredakteurinnen und -redakteuren und zu ihrer Arbeit verliert. Dem wollen wir entgegenwirken.
Warum ausgerechnet nach Gunzenhausen? Ist es dort besonders schön?
Es ist in der Tat sehr schön, weil es im Herzen des fränkischen Seenlandes liegt und es Ende Juli dort besonders reizvoll ist. Aber im Ernst: Die Auswahl lag eher daran, weil wir zu viert sind, die Lokalredaktion in Gunzenhausen besteht aus fünf bis sechs Leuten, das heißt, wir können das mit unserer Personalstärke gut hinkriegen. Wir wollen in den vier Tagen ja ohne fremde Hilfe klarkommen, deshalb fiel die Wahl auf eine eher kleinere Lokalredaktion unseres Hauses.
Wie viele Seiten werden Sie täglich produzieren?
Sechs bis acht Seiten.
Sie werden in der Zeit auch dort wohnen?
Ja, wir haben uns da verschiedene Quartiere herausgesucht, ich werde zum Beispiel zwei Nächte in der Jugendherberge übernachten, das ergibt unter Umständen auch gleich eine Geschichte. Ein Kollege wird am Marktplatz wohnen, der andere in Bahnhofsnähe, sodass wir gleich gute Einblicke bekommen.
Planen Sie auch Aktionen mit Leserinnen und Lesern?
Ja, für den 31. Juli, den ersten Abend, laden wir Leserinnen und Leser in eine Gaststätte am Marktplatz ein, um über Themen, unser Blatt und unsere Online-Angebote ins Gespräch zu kommen.
Wie bereitet man sich auf so eine Woche vor? Haben Sie noch mal nachgelesen, wie man eine lokale Nachricht schreibt?
Ehrlich gesagt: nein. Ich war ja, bevor ich in die Chefredaktion berufen wurde, immer im Lokalen tätig. Aber wir haben uns natürlich Gedanken gemacht über mögliche Themen. Ich habe beispielsweise bereits einen Termin auf dem Campingplatz ausgemacht, der gerade ausgebaut wird, ein anderer Kollege hat sich Gedanken gemacht über den Arbeitsmarkt, einer will eine Geschichte übers Pendeln schreiben – wir haben uns also eine Themenplanung zurecht gelegt, die aber je nach aktuellen Ereignissen umgestellt werden kann.
Eine Woche Gunzenhausen, anschließend werden einige Ihrer Redakteure auch noch eine Wanderaktion machen: Ist das ein gewisser Trend, dass Redaktionen versuchen, gerade im Sommer ihre Leserschaft aufzusuchen, um miteinander ins Gespräch zukommen?
Ich würde es nicht auf die Jahreszeit reduzieren. Ich denke, es ist ein Gebot der Stunde, dass wir uns dauerhaft und übers ganze Jahr betrachtet auf Leser, den Kunden, auf potentielle neue Leser zu bewegen, rausgehen aus dem Elfenbeinturm, näher an die Leute herantreten und uns ihre Probleme anhören und anschließend auch unsere Themenkonzeption danach ausrichten.
Steigt denn schon die Vorfreude? Mal wieder ein Interview führen, eine lokale Reportage schreiben. Da kommen Sie ja sicher nicht oft dazu...
Ich freue mich sehr, ich bin ja durch und durch Lokaljournalist, und tatsächlich komme ich momentan selten zu solchen Geschichten. Ich schreib vielleicht ab und an mal einen Leitartikel. Von daher: Ich bin voller Vorfreude auf die vier Tage in Gunzenhausen, ich komme raus, habe ein Fahrrad dabei und radle zu meinen Terminen. Ich bin absolut gespannt darauf, was die Menschen so erzählen.
Und wer übernimmt in der Zwischenzeit die Chefredaktion?
Unsere stellvertretende Deskchefin und die Kollegen am Desk werden in den vier Tagen so eine gute Zeitung machen, man wird uns garantiert nicht vermissen.
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