„Wir wollten eine Lücke schließen“
von Stefan Wirner
Digitale Offensive in Nordrhein-Westfalen: Seit dem 1. Dezember erscheint der Hellweger Anzeiger aus Unna auch sonntags – und zwar in einer digitalen Sonderausgabe. Abnehmer des Digital-Abonnements erhalten die Sonntagsausgabe zusätzlich ohne Mehrkosten. Die drehscheibe sprach mit Chefredakteur Volker Stennei über den Hintergrund des journalistischen Wochenendzuschlags für die Leser.
Herr Stennei, warum haben Sie diese digitale Sonntagszeitung auf den Markt gebracht?
Zunächst: Es ist keine Sonntagszeitung. Es ist die siebte Ausgabe des Hellweger Anzeigers. Wir wollten eine Lücke schließen. Es war ja widersprüchlich, dass wir unseren Lesern bis dato an dem Tag, an dem sie die meiste Zeit und die größte Lust zum Lesen haben, kein Produkt angeboten haben. Diese Lücke haben wir nun geschlossen.
Warum digital und nicht in Print?
Weil ein Printprodukt mit Druck und Zustellung am Sonntag ganz schnell unwirtschaftlich wird, wie viele ambitionierte Beispiele in den vergangenen Jahrzehnten gezeigt haben. Die vielgescholtene digitale Revolution bietet nun eine Chance, die Menschen auch am Sonntag im Zeitungsformat zu unterhalten und zu informieren. Unser Grundansatz ist ja, dass wir erstens auf das Format Zeitungsseite setzen und zweitens auf das geschlossene Produkt als Kernkompetenz. Über die wunderbare Erfindung der Tablet-PCs können wir nun unsere Zeitung über zwei Wege vertreiben – zum einen gedruckt in die Briefkästen gesteckt, und zum anderen kann der Leser sie sich über seine App oder im Internet als E-Paper am Sonntagmorgen ab zwei Uhr abholen.
Was bezahlt der Leser dafür?
Die Sonntagsausgabe ist Teil des Digital-Abos und nicht einzeln erhältlich. Der Preis des Abos bleibt gleich.
Also ist sie auch gedacht als Anregung, ein Digital-Abo abzuschließen?
Ja, und zwar als Zusatz-Abo zum Print-Abo. Wir möchten die Menschen dafür begeistern, ein Standard-Abo abzuschließen: Der Leser erhält an sechs Tagen der Woche eine gedruckte Zeitung pünktlich nach Hause geliefert, digital erhält er sie sogar an sieben Tagen – egal ob über Smartphone, Tablet-PC oder MacBook, an jedem Ort der Welt, wobei natürlich noch Archivfunktionen etc. hinzukommen.
Haben Sie für die Herstellung dieser Ausgabe neue Mitarbeiter eingestellt oder stemmt das die Redaktion zusätzlich?
Das stemmt die Redaktion, aber sie kann das nur, weil wir vier neue Mitarbeiter eingestellt haben, also die Redaktion ein weiteres Mal vergrößert haben.
Wie sieht die Struktur dieser Sonntagsausgabe aus?
Sie ist angelegt wie alle anderen Ausgaben: Wir haben den blauen überregionalen Teil, den grünen Sportteil und den gelben Lokalteil. Zusätzlich gibt es am Sonntag noch den roten Magazinteil, in dem spannende Reportagen angeboten werden.
Und der Lokalteil ist der gleiche wie unter der Woche?
Ja, allerdings mit einem Unterschied: Unter der Woche produzieren wir beim Hellweger Anzeiger fünf unterschiedliche Lokalausgaben, also für jede Stadt, in der wir erscheinen, eine eigene. Das machen wir am Sonntag nicht, weil wir es von der Manpower her nicht schaffen. Am Sonntag ist das Lokale aus der Region auf drei bis vier Lokalseiten zusammengefasst.
Mussten Sie viel Geld vorinvestieren? Und glauben Sie, dass sich die Ausgabe bald rechnet?
Wir sind, was das Wirtschaftliche betrifft, sehr optimistisch. Es waren keine Grundinvestitionskosten nötig, etwa in die Technik, denn wir greifen auf die bestehende E-Paper-Struktur zurück. Wir sind sehr zufrieden mit den Anzeigenzahlen, sowohl was die Premierenausgabe als auch die darauf folgende betrifft.
Wie lange haben Sie dieses Projekt geplant und vorbereitet?
In meinem Kopf ist die Idee schon 2010 entstanden, als wir die App eingeführt haben. Damals habe ich die Chance erkannt, die oben genannte Lücke zu schließen. Mit der konkreten Realisierung haben wir vor zweieinhalb Monaten begonnen. Wir hatten uns zuvor intern eine Schallmauer gesetzt und gesagt, wenn wir in die Nähe der Zahl von 1000 Digitalabonnenten kommen, dann ist die Zeit gekommen, mit dem Projekt auf den Markt zu gehen. Die 1000 Digitalabonnenten hatten wir Anfang November erreicht. Inzwischen sind wir bei 1150 angekommen. Die letzten 150 waren schon eine Folge der digitalen Sonntagsausgabe.
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