Ansprechbar für alles
von Gastautor
Die Leseranwältin der Kieler Nachrichten kümmert sich um Sitzplätze in der Sporthalle genauso wie um vermisste Krankenversicherungskarten. Die Leser nehmen das Angebot gerne an.
Die Kieler Nachrichten haben schon immer ein Ohr für Kritik und Anregungen ihrer Leser gehabt. Doch mit der Einrichtung der Stelle einer Leseranwältin vor gut zwei Jahren gewann dieser Service an Verbindlichkeit. Als feste Ansprechpartnerin greife ich seither Informationen, Wünsche und Beschwerden der Leser der Kieler Nachrichten und Segeberger Zeitung auf. Außerdem erreichen unsere Leser über mich die Autoren unserer Kolumnen. Per Brief, E-Mail und natürlich per Telefon nehmen unsere Kunden Kontakt mit mir auf.
Zuweilen stehen sie auch im Empfangsraum der Eingangshalle und bitten um ein persönliches Gespräch. Dabei geht es nicht immer nur um Angelegenheiten der Redaktion, sondern mitunter auch um die des Vertriebs und der Anzeigenabteilung – nach dem Motto: „Ich weiß nicht, an wen ich mich wenden soll.“ Bisher waren diese Leser immer dankbar für die Hilfe und für Gespräche ohne die Hektik des Redaktionsalltags.
In der täglichen Konferenz mit der Chefredaktion und den Ressortleitern trage ich Denkanstöße und Kritik vor. Oftmals lösen die Beiträge unserer Kunden angeregte Diskussionen aus. In den vergangenen zwei Jahren hat die Redaktion viele Anregungen umgesetzt. Themen, die unsere Leser bewegen, greife ich darüber hinaus in meiner Sonnabend-Kolumne auf. Weitere Beiträge sind in einem eigenen Blog auf KN-online.de zu finden. Unsere Leser genießen es, ernst genommen und ohne Zeitdruck angehört zu werden. Ihre Beweggründe, Kontakt aufzunehmen, sind vielschichtig:
Sitzplatz gesucht Ein 86-jähriger Handballfan, der kein Heimspiel der THW Kiel verpassen möchte, erreicht aus eigener Kraft nicht mehr seinen angestammten Platz in der Kieler Halle. Da war guter Rat teuer. Die Bundesliga-Geschäftsstelle machte wenig Hoffnung auf einen freien Ausweichplatz. Die Sparkassen-Arena musste eine zusätzliche Sitzgelegenheit aus Gründen der Sicherheit ablehnen. Der THW Aufsichtsratsvorsitzende fühlte sich an Vorschriften gebunden. Geholfen hat nach unserer Berichterstattung die Ehefrau des Vorsitzenden des Fanclubs Zebrasprotten. Bis heute bringt sie unseren Leser umsichtig und in aller Ruhe an seinen Sitzplatz und holt ihn nach dem Spiel wieder ab.
Versicherungskarte vermisst Weil wichtige Daten aus Niedersachsen „auf der Strecke geblieben waren“, wurde einer Frau, die von Uchte nach Kiel gezogen war, fast sechs Monate lang die Krankenversicherungskarte verweigert. Wütend meldete sich ihr Sohn bei uns. Nach unserem Gespräch mit dem Sprecher der Krankenkasse wurde ihr die Karte umgehend zugeschickt.
Sicherer Jugendsport Um die Sicherheit seiner jungen Kicker sorgte sich der Übungsleiter einer Kieler E-Jugend. Der Sportplatz ist nicht eingezäunt. Während des Spielbetriebs laufen Hunde auf den Platz und jagen Bällen hinterher. Er war beunruhigt. „Ich habe Angst um die Kinder“, titelte daraufhin die Regionalausgabe Kiel lokal und ließ Jugendtrainer, Obmann und Eltern zu Wort kommen. In der Zwischenzeit hat der Verein viele Spenden erhalten, er wird den Platz bald einzäunen können.
Auch mal plaudern Natürlich ergeben sich auch Gespräche, die sich nicht im Blatt wiederfinden. Denn auch Leser, denen Ansprechpartner fehlen, rufen mich an und reden über ihre Sorgen: Die Kinder kommen immer seltener zu Besuch, die Nachbarin hat keine Zeit. Ein bestimmter Herr meldet sich ein- bis zweimal im Monat. Der 94 Jahre alte Leser fachsimpelt über neue Romane, plaudert über Alltägliches und ärgert sich, weil er allmählich den Überblick angesichts der Berge von Versicherungsunterlagen, Urkunden und Arztrechnungen verliert – ein Thema, das wir aufgegriffen haben. Auf einer Sonderseite ließen wir Experten erklären, wie lange welches Dokument aufzubewahren ist. Es lohnt sich also unbedingt, den Lesern zuzuhören.
Veröffentlicht am
Kommentare
Einen Kommentar schreiben