Ombudsleute unter sich
von Gastautor
Aus drehscheibe 08/2023
Rund 50 Ombudsleute aus der ganzen Welt haben sich in der Organization of News Ombudsmen und Standards Editors (ONO) zusammengeschlossen. Wenn sie zusammenkommen, ist das etwas Besonderes. Dann finden sich Journalisten zusammen, die sich im Auftrag ihrer Medienhäuser oder Sender um Leser, Hörer und Zuschauer kümmern und sich mit dem Einhalten journalistischer und ethischer Standards befassen. Nach drei Jahren Covid-Pause war es endlich möglich, anstatt von Shop Talks via Zoom im Juni in London ein „echtes Treffen“ auf dem Weltkongress zu veranstalten.
Sie kamen aus den USA und aus Europa, aus Botswana oder Japan. Die ONO ist schließlich eine weltweite, große Non-Profit-Vereinigung. Journalisten aus Praxis und Theorie haben sich hierin zusammengeschlossen, um sich auszutauschen. Ziel der ONO ist es, sich für den Schutz und die Verbesserung des Qualitätsjournalismus einzusetzen, in dem ein respektvoller und wahrheitsgemäßer Diskurs über die Praktiken und Zwecke des Journalismus eingefordert wird. Ich war als einzige deutsche Vertreterin für die Frankenpost (Hof), die Neue Presse (Coburg) und den Nordbayerischen Kurier (Bayreuth) dabei.
Drei Tage lang waren wir in den Räumen von BBC und The Guardian zu Gast und befassten uns in diversen Panels mit hochaktuellen Themen. So stellte etwa Anna Jay, Head of Audience Development der Thomson Reuters Stiftung, Thesen zur Arbeit mit Social Media vor. Immer häufiger werden auch Journalisten auf diesen Plattformen angegriffen. Je diverser die Newsroom werden, umso stärker tritt das Phänomen auf. Vor allem Kolleginnen in den anglophonen Regionen klagten dabei über Hasskommentare, denen sie gerade als Frauen ausgesetzt sind.
Natürlich war auch der Ukraine-Krieg ein Thema für ONO. In dieser Diskussion ging es auch um die Frage, wie ausgewogen und fundiert die Kriegsberichterstattung sein kann. Dass eine Ausgewogenheit in Kriegs- und Krisenzeiten schwer herzustellen ist und dass dies immer der Abwägung bedarf, war für John Simpson, den „großen alten Mann der BBC“, keine große Überraschung. Der Ex-Auslandschef und Kriegsreporter war immerhin in 120 Ländern und 30 Kriegsgebieten unterwegs.
„KI in der Redaktion – und die Sprache, die wir verwenden“, so hieß das Panel, das Andrew Cochran aus Kanada moderierte und mit neuen Inputs unterfütterte. Am Ende rief er allen Anwesenden zu: „Vergessen Sie nicht: Was immer auch KI liefert, es ist nur eine Meinung!“
Neue Ansätze, viele anregende Diskussionen und auch einige offene Fragen, die erst in der Zukunft zu lösen sind, so lautet die Bilanz des Kongresses 2023. „Es war die größte Zusammenkunft aller Ombudsmen und Leseranwälte ever!“, strahlte am Ende ONO-Präsidentin Margo Smit. Wann und wohin die ONO beim nächsten Mal einladen wird, das ist noch nicht klar. Dass sie sich über zahlreiche neue Mitglieder, einzelne genauso wie Verlage, freuen würde, hingegen schon.
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