Acht Seiten am Sonntag
von drehscheibe-Redaktion
„Extrablatt, Extrablatt“ – das mag an vergangene, analoge Zeiten erinnern, als Zeitungen zu außergewöhnlichen Anlässen ihre „Breaking News“ noch als Sonderdruck an die Leser brachten. Heute lautet die Devise allerorten „Online first“ – das ist schneller, kostengünstiger und flexibler. Dennoch: Es gibt immer noch 30 Prozent Nonliner in Deutschland, die man nicht vergessen sollte.
Und so ist es nur als konsequent zu bezeichnen, dass der Nordbayerische Kurier (Bayreuth) angesichts der Katastrophe in Japan die Tradition des Extrablatts wiederaufleben ließ. Am Sonntag erhielten die Menschen im Verbreitungsgebiet einen achtseitigen Sonderdruck mit aktueller Berichterstattung zur Lage in Japan. Mit 60.000 Exemplaren war die Auflage deutlich höher als die Druckauflage der Zeitung mit rund 38.000 Exemplaren.
„Bei einem Ereignis dieser Dimension müssen wir als Lokalzeitung die Leser besonders informieren“, erläutert Lokalchef Gert-Dieter Meier die Motivation. Gemeinsam mit dem Deskchef Peter Rauscher produzierte er das Extrablatt an einem Tag. Die Idee entstand am Sonnabend Vormittag. „Wir haben die Nachrichtenlage beobachtet und uns angesichts der Brisanz der Ereignisse in Japan spontan dafür entschieden“, sagt Meier. Natürlich habe von Anbeginn die Frage im Raum gestanden, ob das überhaupt zu schaffen sei. „Der kurze Instanzenweg in unserem Haus hat uns geholfen“, so Meier.
Nachdem die Geschäftsführung ihr Okay gegeben hatte, wurde die Aktion als erstes mit der Technik und dem Vertrieb abgestimmt. Da sonntags das im Haus produzierte Anzeigenblatt verteilt wird, war es möglich, über diesen Weg auch das Extrablatt in die Briefkästen zu bringen. Bis 21 Uhr mussten Gert-Dieter Meier und Peter Rauscher dann die acht Seiten füllen. Um das zu schaffen, arbeiteten die Journalisten mit vielen Bildern und Agenturtexten, aber brachten auch eigene Inhalte ein. Noch am selben Abend kündigten sie das Extrablatt auf der Facebook-Seite des Nordbayerischen Kuriers an. Das letzte Extrablatt des Nordbayerischen Kuriers ist übrigens schon über zwanzig Jahre her – es erschien zum Zweiten Golfkrieg.
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