Armut im Alltag
von drehscheibe-Redaktion
Aus der Aargauer Zeitung (Aarau) vom 24. November 2010
Der Dreh
Eine Serie über eine alleinerziehende Sozialhilfeempfängerin schildert die typischen Probleme, mit denen Betroffene täglich konfrontiert sind.
Die Umsetzung
2010 war das Europäische Jahr der Armut. Zu diesem Anlass berichtete die Aargauer Zeitung über das Jahr verteilt vom Alltag einer 44-jährigen Sozialhilfeempfängerin. Die alleinerziehende Mutter und ihre drei Töchter blieben dabei anonym. Auf die Idee zu der Serie kam Redakteurin Sabine Kuster durch die Teilnahme an einem Paten-Projekt der Caritas, die ihr dann die Familie vermittelte. Für jede der insgesamt neun Folgen stattete Kuster der Familie einen circa dreistündigen Besuch ab. Ziel war es, Ursachen und Hintergründe von Armut im eigenen Land in den Fokus zu rücken und so das Verständnis für Betroffene zu vergrößern. Dass dies kein einfaches Vorhaben war, wurde Kuster schnell bewusst: „Nach der ersten Folge erreichten uns viele negative Rückmeldungen von Lesern, die meinten, Sozialhilfeempfänger bekämen zu viel Geld vom Staat“, sagt Kuster. „Wir weckten Unverständnis anstelle von Verständnis.“ Die Redakteurin überlegte, die Serie abzubrechen, entschloss sich dann aber dafür, die Serie mit mehr Informationen rund um das Thema Sozialhilfe zu begleiten. Zum Beispiel druckte die Zeitung ein ganzseitiges Doppelinterview mit dem Kantonalen Sozialdienst und der Caritas, in dem unter anderem die Berechnung der Bezugsleistungen genauer erklärt wurde. Auf eine anschließende Episode folgten weniger kritische Zuschriften. Auch die Sozialhilfeempfängerin, die durch die Anschuldigungen zunächst verunsichert war und die Serie unterbrechen wollte, konnte danach wieder von dem Projekt überzeugt werden.
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