Lokaltipp Juni 2024

Das andere Sylt

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Sylt – oft idyllisch, aber nicht immer (Foto: AdobeStock/eyetronic)
Sylt – oft idyllisch, aber nicht immer (Foto: AdobeStock/eyetronic)
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Sylt? War da nicht was mit Nazis? Die friesische Insel, die wegen ihrer schönen langen Strände bekannt ist, war zuletzt vor allem wegen eines rassistischen Partyvideos in den Schlagzeilen. Dass es aus dem hohen Norden indes positive Geschichten rund um die Zuwanderung zu erzählen gibt, zeigt die Sylter Rundschau.

In einem Porträt lernt man Mohammad Ehzan Alizada aus Afghanistan kennen, der als Waisenkind mit 14 Jahren über den Iran und die Türkei nach Niebüll floh. Auf Sylt macht er gerade eine Lehre zum Raumausstatter. Leicht war dieser Weg nicht. Alizada berichtet von seinen Lebenszielen, großen Hürden der Bürokratie, von Menschen an seiner Seite, und er teilt einen Satz, der alles zusammenfasst: „Wenn man immer wieder zurückguckt, kann man nicht nach vorn gehen.“

Persönliche Verbindungen

Die freie Journalistin Susann Müller-Paulsen hat den Text über Mohammad Alizada geschrieben. „Ich wollte einfach eine wahre Geschichte erzählen. Die gehört genauso zur Realität wie all das Negative, das besonders in letzter Zeit alles überstrahlt. Auf Sylt und überall“, sagt sie. Müller-Paulsen arbeitet auch als Fitnesstrainerin. Den jungen Afghanen hat sie kennengelernt, als er eines Tages im Training aufgetaucht sei. Und weil sich, wie die Journalistin erzählt, Bekanntschaften auf den Inseln schnell verschränken, ergab sich ein auch eine persönliche Verbindung zu dem Geflüchteten: Mit der Frau, die Alizada zuerst bei sich aufnahm, ist Müller-Paulsen befreundet.

In lokaler Berichterstattung sieht die Reporterin gerade in politisch schwierigen Zeiten und für Herausforderungen, die die Migration mit sich bringt, eine große Kraft. Über die Geschichten von Menschen kämen ihrer Erfahrung nach nämlich immer wieder erstaunliche Gemeinsamkeiten zutage: „Integration kann dann gelingen, wenn es nicht um ‚die Flüchtlinge‘ geht. Wenn man den Einzelnen sieht – den Menschen mit seinen Stärken und Schwächen.“

Aus dem Leben

Alltag, Beruf, Beziehungen, Krisen, Gefühle und Hoffnungen – Müller-Paulsens Porträt beschreiben das Ankommen und Fuß-Fassen in Deutschland anhand von Lebenssituationen. „Die Geschichte zeigt, dass es möglich ist, nicht nur den Fachkräftemangel zu beseitigen, sondern auch Verständnis für junge Menschen zu wecken, die nicht in unsere Sozialsystem einwandern, sondern in unser Land“, schreibt ein Leser als Kommentar.

Susan Müller-Paulsen

ist freie Mitarbeiterin des Inselboten (Föhr).

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