Die Gedanken sind sichtbar
von drehscheibe-Redaktion
Aus dem Tagesspiegel (Berlin) vom 2. August 2009
Der Dreh
Eine Sommercollage: Ein Fotograf macht ein Foto von Menschen auf öffentlichen Plätzen, Redakteure befragen die abgebildeten Personen nach ihren Gedanken in der Situation.
Die Umsetzung
Sechs Momentaufnahmen mitten in der Stadt: Über was sprechen die Menschen auf den Plätzen oder in den Parks? Redakteure des Berliner Tagesspiegel haben nachgefragt. „Die Idee, Fotos von öffentlichen Orten zu machen und die Gedanken der abgebildeten Leute in Sprechblasen zu schreiben, haben wir vom Magazin des Tagesanzeigers aus Zürich übernommen“, sagt Norbert Thomma, leitender Redakteur der Sonntagsredaktion der Zeitung.
Zunächst fertigte die Layout-Abteilung einen Dummy an, um herauszufinden, wie groß die Fotos sein dürften und wie viel Platz für die Texte vorhanden sein würde. „Bei schönem Wetter sind wir dann ausgeschwärmt zu den ausgewählten Plätzen“, sagt Thomma. „Wichtig war, dass sie vom Look her unterschiedlich waren: am Wasser, auf einer Wiese, vor einem Gebäude.“ Ein Fotograf nahm die Motive auf, und mehrere Redakteure, Volontäre oder Praktikanten versuchten, mit den abgebildeten Personen ins Gespräch zu kommen. „Es musste sehr schnell gehen, da es sich nicht um statische Szenen handelte“, sagt Thomma. Manch eine Person sei weiter gegangen, eine andere habe nichts sagen wollen oder Dinge ohne Belang erzählt. Manche Fotos mussten daher wiederholt werden. „Denn die Zitate sollten echt sein, nichts sollte erfunden werden“, betont Thomma.
Art-Direktorin Bettina Seufert baute die Sprechblasen in die Fotos ein. „Es war eine ziemliche Tüftelei, Fotos und Texte ins richtige Verhältnis zu bringen“, sagt sie. „Die Schrift musste ja lesbar sein.“ Sie benötigte zwei Arbeitstage dafür.
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