Unter die Lupe genommen
von Gastautor
Stadtporträt: Wie familienfreundlich ist Bremerhaven? In der größten Serie ihrer Geschichte testet die Nordsee-Zeitung unter wissenschaftlicher Begleitung jeden Ortsteil.
Die Idee
Wie können wir junge Familien erreichen? Am besten mit einer Serie, aus der sie den größten Nutzen ziehen können. Unser Ziel: Vater, Mutter, Tochter, aber auch Oma und Opa sollen nach der Zeitung greifen. Zugleich wollen wir auch mal etwas für die kleinen Ortsteile tun, die sonst kaum im Blatt vorkommen. So kommt es zur Idee, beides zu kombinieren und jeden noch so kleinen Ortsteil unserer Stadt Bremerhaven beziehungsweise jeden noch so kleinen Ort des Landkreises Cuxhaven daraufhin unter die Lupe zu nehmen, was er für Familien bietet. Alles unter dem Titel: Familienfreundlich! Dabei haben wir uns von einem ähnlichen Projekt inspirieren lassen, das die Braunschweiger Zeitung vor sieben Jahren umgesetzt hatte.
Der Umfang
23 Ortsteile stehen seit August im Bremerhavener Lokalteil an, 72 Orte im nächsten Jahr im Landkreis Cuxhaven. Täglich erscheint eine Zweidrittelseite, pro Ortsteil drei Seiten mit Vorbericht, Testseite und Nachbericht. Das sind 69 Seiten im Lokalteil, 216 im Landkreis. Eine wahre Mammutaufgabe!
Das Konzept
Einmal durch den Ortsteil laufen und schauen, was es für Familien gibt? Das kann ja jeder. Wir wollen es genauer haben und vor allem faktenreich. Daher entscheiden wir uns für ein Ranking anhand von 20 genau festgelegten Kriterien aus den fünf Kategorien Sicherheit, Gesundheit, Wohnumfeld, Freizeit und Bildung. Doch die Kriterien wollen wir den Lesern nicht vorgeben, sie sollen mitreden. Kritischen Fragen wie „Warum habt ihr genau diese Kriterien ausgewählt?“ können wir so bereits im Vorfeld begegnen. Also lassen wir 5.000 Menschen aus Bremerhaven und dem Landkreis Cuxhaven anhand eines Fragebogens entscheiden, was für sie Familienfreundlichkeit ausmacht. Dabei ganz vorne: Sauberkeit, Kriminalitätsrate, Gewaltprävention und Verkehrsanbindung.
Wir wollen aber nicht nur die harten Fakten, sondern auch emotionale Themen rüberbringen. Daher ergänzen Geschichten über Familien und Menschen aus den Ortsteilen, Interviews mit Experten und ein Blick in die Historie die Berichterstattung.
Die wissenschaftliche Begleitung
Die Serie wird von einem Projektteam der Hochschule Bremerhaven rund um den Professor für Kreuzfahrtmanagement und Tourismus, Alexis Papathanassis, wissenschaftlich begleitet. Bereits im Februar gibt es die ersten Gespräche, um die Hochschule rechtzeitig einzubinden. Gemeinsam entwickeln wir das Projekt: Die Leser nennen die Kriterien, Studenten und freie Mitarbeiter recherchieren daraufhin tagelang hunderte von Daten: Wie viele Schulen hat ein Ortsteil? Wie groß sind die Klassen? Wie viele Kindergärten gibt es? Wie viele Papierkörbe hängen im Ortsteil und wie oft werden sie geleert? Das wissenschaftliche Team setzt diese Daten in Bezug zur Einwohnerzahl und entwickelt daraus ein Ortsteil-Ranking.
Die Aufgabenverteilung
Eine fertige Excel-Datei mit dem Ranking von der Hochschule und das war’s? Von wegen. Jetzt geht die Arbeit erst los. Rund zwei Monate vor dem Serienstart im August werden die Aufgaben in der Lokalredaktion verteilt. Die Werbeagentur Campamedia erstellt passend zum Serientitel und -logo Grafiken. Fünf Männchen verweisen auf ein besonders gutes Ergebnis in einer Kategorie, ein Männchen lässt hingegen eher zu wünschen übrig. Eine Redakteurin verfasst die dazugehörigen Begleittexte: Dort wird noch einmal genau erklärt, was die Redaktion getestet hat und wie sie zum Ergebnis in der Grafik gekommen ist. Die übrige Berichterstattung wird unter den Lokalredakteuren verteilt: Einer macht die Interviews mit Experten, ein anderer begleitet Familien. Nebenbei bleibt eine Menge Arbeit für die beiden Projektleiterinnen: Kartenrechte abklären, Absprachen mit Lesermarketing und Agentur, Studenten briefen, Redakteure ins Boot holen und endlose To-do-Listen erstellen.
Redakteure vor Ort
Die Serie lebt davon, Geschichten im Ortsteil zu finden. Außerdem sollen die Menschen das Gefühl bekommen: Die Redaktion kümmert sich. Am jeweiligen Testtag sind daher Redaktion und Promo-Team mit einem Smart der Nordsee-Zeitung und einem kleinen Stand auf dem belebtesten Platz im Ortsteil vertreten. Kritik, Anregungen, Themenideen oder auch einfach mal nur erzählen wollen – die Redaktion hört zu. Die Termine für den Ortsteil-Besuch werden rechtzeitig im Blatt bekannt gegeben.
Der Leserfragebogen
Wir wollen den Lesern nicht nur unser Ranking präsentieren, sondern auch wissen, was sie denken. Auf einem Fragebogen, der mehrfach im Blatt abgedruckt wird und auch an den Ständen ausliegt, können Leser mit Schulnoten bewerten, wie zufrieden sie mit Spielplätzen, Schulen, Sauberkeit und Grünflächen im Ortsteil sind. Wer mitmacht, nimmt an einem Gewinnspiel teil und kann ein Familienfest gewinnen. Auch online gibt es die Möglichkeit zum Abstimmen. Am Ende der Serie werden wir vergleichen: Was sagen die Leser, und wodurch weicht ihre Meinung vom Ortsteil-Ranking von Hochschule und Redaktion ab?
Das redaktionelle Marketing
Eine breit angelegte Kampagne, die von der Agentur Campamedia entwickelt wird, bewirbt die Serie. Plakate, Eigenanzeigen und Radiospots kündigen den Familien-Test an. Auf Facebook können Leser zum Thema diskutieren.
Die Reaktionen
„Eine großartige Serie“, heißt es immer wieder beim Ortsteilbesuch. „Schön, dass das Thema so weit runtergebrochen wurde und die Nordsee-Zeitung uns auch mal besucht.“ Auch die Mischung macht’s nach Ansicht der Leser: So gebe es eben nicht nur nackte Zahlen, sondern auch viel Gefühltes. Ein Neubürger freut sich, bereits beim Umzug so viel über sein neues Revier erfahren zu können.
Die Zukunft
Die Serie im Bremerhavener Lokalteil läuft noch bis Ende November. Im nächsten Jahr testen wir alle 72 Ortsteile im Landkreis Cuxhaven. Auch darüber hinaus werden wir über Themen berichten, die uns die Leser beim Ortsteiltermin genannt haben. Nach ein paar Wochen wollen wir nachfassen: Wurden Missstände behoben? Wie hat sich der Ortsteil entwickelt? Geplant ist, ein Buch mit allen Folgen herauszugeben – ideal für Menschen, die neu in die Stadt und Region ziehen möchten.
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