Rock das Rathaus
16.04.2018–20.04.2018
Parteien verlieren vor Ort an Bedeutung, neue Akteure treten auf die Bildfläche, Populisten erobern Posten und vielerorts wächst die Unzufriedenheit über „die da oben“ – in den Rathäusern, aber auch in den Redaktionen. Ein Nährboden für das Misstrauen und für Lautsprecher, die jenes kundtun.
Die klassische kommunalpolitische Berichterstattung hat ausgedient. Lokalredaktionen erleben ein ganz neues Spannungsfeld unterschiedlicher Interessen und Motive. Mit dem Seminar „Rock das Rathaus“ wollen wir konsequent neue Wege ausloten und Mut machen, Ungewohntes und Ungewöhnliches in der Darstellung in Print und Online auszuprobieren. Es geht darum, den Überblick zu behalten, aber sich auch auf Augenhöhe zu begeben und ans Licht zu bringen, was vor Lokaljournalisten und der Öffentlichkeit versteckt werden soll. Facebook, Twitter und Co. schaffen ganz neue Möglichkeiten für einen lokalpolitischen Dialog. Die „typische“ Ausschussberichterstattung kann lebendiger und kreativer präsentiert werden und andere Formen annehmen.
Kommunalpolitik ist heute viel mehr als Haushalt, Honorationen, Absprachen in Hinterzimmern. In der digitalen Welt leben wir in Stadt und Dorf kommunikativer und komplexer. Das verlangt im Lokaljournalismus ein neues Rollenverständnis. Mehr denn je wird es darum gehen, sich in Dialoge einzumischen – egal auf welchem Kanal. Es ist ein heißer Tanz, den man verstolpern oder beherrschen lernen kann. Dieses Modellseminar lädt dazu ein, dafür gemeinsam und im gegenseitigen Austausch eine überzeugende Choreografie zu entwickeln und das wie immer praxisnah.
Sarah Brasack
Marc Rath
Berthold L. Flöper
Arbeitsgruppen
AG I
Aufmischen: Wie Lokaljournalisten mit Lautsprechern umgehen
Ob Populisten, Bürgerinitiativen oder fordernde Interessengruppen – Politik kann für Lokaljournalisten ganz schön anstrengend sein. Wie damit umgehen? Die Arbeitsgruppe entwickelt kluge Strategien für einen selbstbewussten Lokaljournalismus, der souverän mit dem Druck von außen umgeht. Die Messlatte ist immer der Nutzen für die Leser. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Arbeitsgruppe hinterfragen die eigene Rolle als Lokaljournalisten. Wie nahe dürfen wir Kommunalpolitikern kommen, wie fern müssen wir ihnen bleiben? Die Arbeitsgruppe erstellt ein Konzept, wie Lokaljournalisten mit Populisten und ihren Anhängern sowie anderen Pressure-Groups und Lobbyisten umgehen sollten.
AG II
Aufbrechen: Wie der Leser zum Blattmacher wird
Längst haben viele Lokalredaktionen die Rolle als Meinungsführer verloren. Der bloggende Bürgermeister, die Newsletter versendende Bürgerinitiative und die Facebook-Gruppe „Mein Ort“ brauchen die Redaktionen nicht mehr, um ihre Nachrichten ans Publikum zu bringen. Nicht mehr der Hintergrundbericht erklärt die Welt, sondern ein YouTube-Video. Wie erobert Journalismus den Spitzenplatz zurück, wenn er mit Amtsblättern und Whats-App-Gruppen konkurrieren muss? Die Arbeitsgruppe sucht nach neuen Wegen, wie Leser und Nicht-Leser in den Dialog mit der Zeitung treten können. Gemeinsam erarbeiten wir zeitgemäße Formate und erproben kreative Tools für den Redaktionsalltag.
AG III
Auffliegen: Wie Redaktionen Fake News enttarnen und Geheimniskrämer knacken
Bürgermeister machen dicht, Populisten rufen zum Zeitungsboykott auf. Falschmeldungen überschwemmen das Netz. Was ist wahr, was nicht? Die Arbeit von Journalisten steht in der Kritik. Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit Methoden der investigativen Recherche und packt einen Werkzeugkoffer mit Instrumenten, um Mauern des Schweigens aufzubrechen und aufzudecken, was richtig und wichtig ist. Wie weit darf ich gehen? Ob im Netz oder im Rathaus: Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen lernen, die Wahrheit ans Licht zu holen, Nachrichten abzuklopfen – und für ihr Recht zu streiten.
AG IV
Aufhübschen: Wie der Flächennutzungsplan zum Krimi wird
Kommunalpolitik kann und soll spannend sein – nicht nur für uns, sondern vor allem auch für unsere Leser und User. Lokaljournalisten kommt dabei die Rolle zu, bürokratische Begriffe wie Straßenausbaubeiträge zu klären, Hintergründe zu beleuchten und verständlich zu machen. Die Gruppe arbeitet Themenideen interessant auf. Klassische Grafiken, Tabellen, Bilder oder eine Word-Cloud: Die Teilnehmer entwickeln neue Darstellungs- und Erzählformen und sammeln Ideen, wie Sie den Leser für Print und Online begeistern und gewinnen können. Am Ende nimmt jeder eine Checkliste für seinen Redaktionsalltag mit.
Veranstalter
Bundeszentrale für politische Bildung/bpb
Fachbereich Multimedia/journalistenprogramm und deren Projektteam Lokaljournalisten (PLJ)
Seminarleitung
Sarah Brasack, Kölner Stadt-Anzeiger
Marc Rath, Landeszeitung, Lüneburg
Arbeitsgruppenleitung
Grit Baldauf, Freie Presse, Chemnitz
Maike Scholz, Schwäbische Zeitung, Laichingen
Johann Stoll, Mindelheimer Zeitung
Lars Reckermann, Nordwest-Zeitung, Oldenburg
Dokumentation
Anke Vehmeier, Freie Journalistin, Bonn
Zielgruppe
Das Seminar richtet sich vor allem an Lokalredakteurinnen und Lokalredakteure sowie feste freie Journalistinnen und Journalisten von Tageszeitungen.
Konzept
Dieses Seminar der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb ist als Redaktionskonferenz konzipiert. Die Lokaljournalis- tinnen und Lokaljournalisten hören Vorträge, diskutieren mit Experten und bringen eigene Erfahrungen aus der Tageszeitung ein. In den Arbeitsgruppen erarbeiten sie praxisnahe Konzepte. Die Redaktionskonferenzen sind ein wichtiger Bestandteil des Lokaljournalistenprogramms der bpb.
Kosten
Die Seminargebühr beträgt im Normalpreis 180 Euro und für drehscheibe-Abonnenten 140 Euro. Sie ist am Anreisetag
zu bezahlen. Die Verpflegungs- und Übernachtungskosten übernimmt der Veranstalter. Fahrtkosten werden nicht erstattet.
Tagungsstätte
Haus Sankt Ulrich
Kappelberg 1
86150 Augsburg
Tel +49 (0)821 3152-0
Fax +49 (0)821 3152-263
info@haus-st-ulrich.de
www.haus-st-ulrich.de
Tagungsorganisation vor Ort
Alexandra Richrath
Bundeszentrale für politische Bildung/bpb
FBE – Multimedia/Journalistenprogramm
Adenauerallee 86
53113 Bonn
Tel +49 (0)228 99515-547
Fax +49 (0)228 9910515-547
alexandra.richrath@bpb.de
Live-Blog
Simone Ahrweiler, bpb
Volontärin
Bundeszentrale für politische Bildung/bpb
FBE – Multimedia/Journalistenprogramm Adenauerallee 86
53113 Bonn
Tel +49 (0)228 99515-207
Fax +49 (0)228 99515-498
simone.ahrweiler@bpb.de
Noch Fragen zum Seminarinhalt?
Berthold L. Flöper
floeper@bpb.de
www.bpb.de/lokaljournalistenprogramm
www.drehscheibe.org
Ort: Augsburg