Relaunch fürs Lokale
von drehscheibe-Redaktion
Im November vergangenen Jahres wartete das Mindener Tageblatt mit einem Relaunch auf. Das Lokale wurde gestärkt, der erste Teil der Zeitung widmet sich fast ausschließlich der lokalen Berichterstattung. (Siehe auch Interview mit Chefredakteur Christoph Pepper, drehscheibe 13/2014). Für die Relaunch-Ausgabe war Berthold L. Flöper, Leiter des Lokaljournalistenprogramms der Bundeszentrale für politische Bildung/ bpb, als Gastautor eingeladen.
Flöper betont in seinem Text, dass Lokal- und Regionalzeitungen ein „kostbares Gut der Demokratie“ herstellen würden, nämlich Öffentlichkeit. „Natürlich ist die Zukunft der Zeitung bedroht“, räumt er ein, „wenn Zeitung als etwas von gestern und nur auf Print hin“ definiert werde. Er setze lieber auf „gut gemachten seriösen Journalismus – egal auf welchem Kanal“. In den Redaktionen herrsche längst Aufbruchsstimmung. Flöper nennt vier Modelle, mit denen Lokalzeitungen bereits jetzt erfolgreich seien.
Modell Heimat-Zeitung
Zunächst müsse dabei der angestaubte Heimatbegriff über Bord geworfen werden. Heimat definiere sich heute anders als früher, es gehe nicht mehr nur um den Ort, wo man wohne. Für einen jungen Menschen könne etwa auch ein soziales Netzwerk eine Art von Heimat bieten, meint Flöper.
Modell crossmediale Zeitung
Flöper plädiert für das Experimentieren. Und er zitiert den Chefredakteur der Oberhessischen Presse, Christoph Linne, mit den Worten: „Faktisch ist die Zeitung der Zukunft immer auf Sendung.“
Modell Familien-Zeitung
Als leuchtendes Beispiel erwähnt Flöper den Bonner General-Anzeiger, der sechs Familien einen Tag lang die Chefredaktion hat übernehmen lassen. „Lokale Zeitungen sind Familienzeitungen – das sollte man sich noch bewusster machen“, betont er.
Modell Bürgerzeitung
Hier gehe es darum, dass die Redaktionen Leserinnen und Leser in Gestaltung und Themenfindung mit einbeziehen. Die Zeitung müsse sich für die Bürger einsetzen, „nachhaken, aufklären, und, wenn es sein muss, anecken“.
Flöper ist sich sicher, dass für derart „qualitätsvolle Lokalzeitungen“ die Zukunft längst begonnen habe.
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