Drei Morde in einem Storytelling
von drehscheibe-Redaktion
„Über die Morde in Hille hatten wir bereits viel berichtet“, erzählt Nadine Schwan, Redakteurin für digitale Inhalte des Mindener Tageblatts. „Die Artikel wurden gut geklickt, und der Fall entwickelte sich weiter. Daher beschlossen wir, das Ganze einmal gebündelt zu erzählen.“ Hierfür habe sich das multimediale Format angeboten. „Außerdem wollten wir einiges ausprobieren: zum Beispiel den Bezahlanbieter LaterPay, ein Kundenmailing mit Gutscheinen zum Angebot und neue Erzählmöglichkeiten.“
Im Team befanden sich neben Schwan unter anderem Nina Könemann, die Leiterin Digitales, und die Printredakteurin Stefanie Dullweber, die den Fall von Anfang an journalistisch begleitet hatte. Gemeinsam wurde überlegt, wie der Komplex erzählt werden sollte; die Multimedia-Reportage sollte auch für Leute interessant sein, die den Fall schon kannten. „Wir entschieden uns für ein serielles Erzählen im Kachelformat. Innerhalb der Kacheln verbergen sich die Kategorien: wer, wo, was und wann“, sagt Schwan. „Wir wollten also anhand von Personen, der Zeit und den Tatsachen erzählen. Dabei sollte jeder einzelne Kachelteil so spannend werden, dass man Lust bekommt, den nächsten zu lesen.“ Um nicht zu fiktional zu wirken, habe man bei den Kacheln die jeweiligen Quellen angegeben.
Die Reportage liegt nicht auf der Internetseite MT.de des Verlags selbst, sondern ist unter hiller-morde.de zu finden. Dies hatte zwar einen gestalterischen Vorteil, habe sich aber später als Nachteil erwiesen, sagt Schwan. „Es gab zwar rund 5.000 Aufrufe, aber wahrscheinlich wären es auf MT.de deutlich mehr gewesen, dort treten wir als Marke stärker auf und haben einen Vertrauensbonus.“ Außerdem seien nur wenige Nutzer bereit gewesen, die Inhalte für 2,99 Euro freizuschalten. „Hier werden wir künftig noch stärker auf den Nutzwert für die Leser achten.“
Es habe viele Reaktionen gegeben, negative wie positive. Die negativen seien meist über Facebook gekommen, allgemeiner Tenor: Die Darstellung sei zu drastisch und erinnere an den Stil der Bild-Zeitung. „Per E-Mail kamen eher die positiven Reaktionen, da bedankten sich viele für die gute Dokumentation des komplexen Falls.“
„Das nächste Mal werden wir so eine Reportage vorher Testpersonen zeigen“, verrät Schwan. „Und so ein sensibles Thema würden wir wohl eher noch vorsichtiger erzählen.“ Dennoch ist man beim Mindener Tageblatt mit dem Experiment insgesamt zufrieden. „Denn: Wer nichts probiert, lernt auch nichts.“
Hier geht es zu der Reportage: www.hiller-morde.de
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