Unverbindliche Reiseempfehlung
von Josephine Macfoy
Idee
Die Bahnstrecke zwischen Köln und Koblenz ist eine äußerst wichtige Verbindung für Pendlerinnen und Pendler aus der Region. Diese sind mittlerweile Frust gewohnt, denn auf der rechtsrheinischen Seite wird seit geraumer Zeit an den Gleisen gebaut. Die Strecke auf der anderen Seite des Flusses ist so zum Nadelöhr geworden. Verspätungen sind an der Tagesordnung. Nicht nur bei der Deutschen Bahn läuft es nicht rund. Auch logistische Probleme bei anderen Verkehrsunternehmen, die im Gebiet unterwegs sind, tragen dazu bei, dass Zugfahrten in der unübersichtlichen Lage mitunter viel Geduld erfordern. „Der Leidensdruck ist hoch“, stellt Justin Buchinger, Volontär der Rhein-Zeitung, fest. Er hat sich einen Tag lang in die Bahn gesetzt, eigene Erfahrungen gesammelt, mit Reisenden gesprochen und einen Erlebnisbericht geschrieben. „Der Beitrag ist die regionale Fortsetzung einer lokalen Geschichte“, sagt Buchinger. Zunächst hatte die Zeitung über die Folgen der Verkehrssituation für den Ort Sinzig berichtet.
Umsetzung
Die Recherche für seinen Text über einen Tag in der Bahn begann mit der Reiseplanung. So hat sich der Volontär verschiedene Angebote für Tickets angesehen und die Konditionen verglichen. Sein Fazit dazu, welche Fahrkarte sich am meisten für die einmalige Strecke hin und zurück lohnt und welche Tücken die Buchung bereithält, teilte er mit den Leserinnen und Lesern. Dann ging seine Reise los. Ziel dabei war, neben eigenen Erfahrungen auch die Stimmen möglichst unterschiedlicher Pendlerinnen und Pendler zu sammeln. Dies gestaltete sich morgens, auf dem Weg zur Arbeit, deutlich schwieriger als abends, als die Menschen bereits einige Reiseverzögerungen und Stress hinter sich hatten und gerne ihrem Ärger Luft machen wollten. Um die Mittagszeit waren Urlauber und Tagesausflügler zugängliche Gesprächspartner. Grundsätzlich hat sich eine Strategie bewährt, um Menschen ins Reden zu bringen: Auf die Rolle des Leidensgenossen von der Zeitung, der „den ganzen Tag Bahn fahren darf“, reagierten die Menschen tendenziell offen. Sie berichteten Buchinger etwa von täglichen Verspätungen von bis zu einer Stunde, von zu geringen privaten Erholungszeiten durch den anstrengenden Arbeitsweg, von immer höheren Preisen und gleichzeitiger Alternativlosigkeit hinsichtlich des Verkehrsmittels. Buchinger selbst hat an seinem Pendeltag in sechs Stunden und 20 Minuten 360 Schienenkilometer zwischen Andernach, Bonn und Koblenz zurückgelegt, einmal am Rein herauf und wieder runter. Dabei hat er mit Zugnummer dokumentiert, welche Verbindungen besonders unzuverlässig waren und die Verspätungsminuten – insgesamt 52 – zusammengezählt.
Reaktionen
Der Erlebnisbericht wurde sehr oft gelesen, trotz seiner erheblichen Länge. „Mit der Berichterstattung aus dem Alltag und dem Problem, das jeder kennt, konnten sich die Menschen gut identifizieren“, fasst Buchinger zusammen. Insgesamt kommt dem Thema Verkehr in der Pendler-Region bei der Rhein-Zeitung große Bedeutung zu.
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