„Wir wollen die Einschnitte konkret aufzeigen“
von Max Wiegand
Seit Mitte März beleuchtet Oliver Linsenmaier, Redakteur der Schwäbischen Zeitung, im Podcast „Unser Leben und Corona“, wie sich die Krise auf die Gesellschaft auswirkt. Mehrmals wöchentlich widmet er sich darin einzelnen Unterthemen wie etwa Fitness, Psyche, Religion oder Sport und analysiert im Gespräch mit Experten und Betroffenen die Lage. Linsenmaier hat uns fünf Fragen über den Podcast beantwortet.
Herr Linsenmaier, wie kam es dazu, dass Sie den Podcast „Unser Leben und Corona“ gestartet haben und welche Idee steckte dahinter?
Die Idee entstand letztlich durch einen anderen Podcast, den ich mit zwei Kollegen gemacht habe. Darin haben wir über die wichtigsten Themen aus unserer Region gesprochen. Zwangsläufig nahm Corona dann immer mehr Raum ein, und wir haben gemerkt, wie wenig wir über das Virus wissen und wie massiv die Auswirkungen auf unsere jeweiligen Lebensbereiche sind. Also haben wir entschieden, dass ein Podcast zu diesem Thema eine gute Ergänzung zu unserer Print- und Onlineberichterstattung der Schwäbischen Zeitung ist. Weil Corona so allumfassend ist, war direkt klar, dass wir uns immer ein konkretes Unterthema für eine Folge vornehmen. So können wir inhaltlich etwas tiefer einsteigen und die unzähligen Fragezeichen strukturiert angehen. Zudem kann der Hörer ganz gezielt auswählen, was ihn interessiert und was nicht. Und darum ging und geht es uns bei diesem Format: Den Hörer bestmöglich auf einem kurzweiligen Weg zu informieren und die weitreichenden Einschnitte ganz konkret auf unser Leben bezogen aufzuzeigen. Daher stammt auch der Name des Podcast. Klar war aber auch, dass wir viele Fragen selbst nicht beantworten können. Das wäre unseriös gewesen. Also haben wir uns für das Modell mit Experten und Betroffenen entschieden, die sich ja tagtäglich intensiv mit den verschiedenen Teilaspekten von Corona auseinandersetzen.
Wie wählen Sie Themen und Gesprächspartner aus?
Da ich in den Folgen eigentlich gar nicht auf aktuelle Zahlen eingehe, bin ich ziemlich flexibel. Dabei hilft auch unsere anfänglich gefasste Prämisse, dass wir zeitlos sein wollen. Dadurch ist fast jede einzelne Folge weiterhin aktuell. Unabhängig von den sich täglich verändernden Zahlen ist ja jeder Lebensbereich von dem Virus betroffen. Aber natürlich schaue ich auch auf die aktuellen Entwicklungen. Bei den ersten Folgen ging es vor allem um die medizinischen Grundlagen und die gravierendsten Auswirkungen auf die Menschen, wie beispielsweise das Thema Psyche. Zuletzt ging es auch um Kurzarbeit und Kündigung und den Umgang mit dem Tod oder ganz aktuell um Schüler, die sich für die Absage der Abiturprüfungen einsetzen. Dafür suche ich mir passende Gesprächspartner aus der Region, die eigentlich immer gerne mitmachen.
Wie viel Aufwand steckt in einer Folge?
Das ist je nach Thema immer etwas unterschiedlich. Aber mit Vor- und Nachbereitung sind es meist wahrscheinlich drei Stunden. Ein weiterer Vorteil ist in diesem Zusammenhang, dass fast immer auch ein Text für Print und Online entsteht. Denn der Inhalt ist durch das Gespräch ja schon da. Ich muss es dann nur noch einmal anders aufbereiten, was natürlich weitere Zeit schluckt. Das ist aber eine gute Symbiose der verschiedenen Medienformen. Schließlich bin ich originär ja kein Podcaster, sondern Redakteur.
Wie fällt das Feedback der Hörer aus?
Das ist überschaubar. Wenn sich die Hörer mal melden, dann eher kommentierend über unsere Website Schwäbische.de oder auf unseren Social-Media-Kanälen. Da geht es dann aber vor allem um die Inhalte und nicht das Podcastformat an sich.
Was gilt es besonders zu beachten, wenn man so ein Podcastformat umsetzen will?
Da maße ich mir nicht an, anderen zu sagen, was richtig oder falsch ist. Denn auch wir sind einfach ins kalte Wasser gesprungen. So konnten wir herausfinden, ob Interesse und Bedarf da sind oder nicht. Ganz persönlich glaube ich, dass es wichtig ist, auf sich selbst und sein Umfeld zu achten. Womit beschäftigen wir uns? Welche Probleme haben wir? Was ist uns wichtig? Dadurch bekommt man schonmal ein Gefühl für Themen und den Umgang damit. Für uns war es auch wichtig, den Podcast sehr sachlich und realitätsnah aufzubauen. Das ist zwar weniger unterhaltsam, in diesem Fall aber viel informativer. Und darum geht es ja in unserem Job: Informationen sachlich fundiert aufarbeiten und dann möglichst einfach und unkompliziert weitergeben. Darauf aufbauend kann sich dann jeder Hörer seine eigene Meinung bilden.
Interview: Max Wiegand
Zu hören gibt es „Unser Leben und Corona“ auf Schwäbische.de sowie auf allen gängigen Streamingplattformen.
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