NSU-Prozess

Auf der Suche nach der Wahrheit

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NSU-Mahnmal in Dortmund
NSU-Mahnmal in Dortmund

Am 6. Mai beginnt der Prozess gegen ehemalige Mitglieder des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe muss sich wegen Mittäterschaft in zehn Mordfällen, schwerer Brandstiftung und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verantworten. Auch Vertreter mehrerer Lokalzeitungen werden den Prozess im Gerichtssaal verfolgen, nachdem sie im Losverfahren einen Platz gewonnen haben. Wir fragten einige Verantwortliche der Zeitungen, wie sie die Berichterstattung planen.

Die drehscheibe wollte wissen:

  1. Wie viele Redakteure Ihrer Zeitung werden über den Prozess berichten? Werden hierfür intern Arbeitsgruppen gebildet?
  2. Welchen Raum werden Sie dem Prozessverlauf in der Zeitung einräumen?
  3. Legen Sie einen speziellen lokalen Fokus auf die Berichterstattung?

Die Lübecker Nachrichten

1. Für die Lübecker Nachrichten wird Patrick Tiede berichten, ein Mitarbeiter unseres Berliner Hauptstadt-Büros. Er wird alle 18 Titel der Mediengruppe Madsack beliefern. Herr Tiede berichtet seit längerem über den Fall. Über das Berliner Büro koordinieren wir die speziellen Ansprüche der Redaktionen.

2. Die Aufregung um die Vergabe der Presseplätze macht klar: Der NSU-Prozess ist eines der spannendsten Verfahren der Nachkriegsgeschichte. Die Lübecker Nachrichten werden dem gerecht werden. Mit regelmäßigen, großen Reportagen und Nachrichtenstücken. Ich bin mir allerdings sicher, dass der Spannungsbogen nicht über alle 85 Sitzungstage hält.

3. Für die Lübecker Nachrichten und unsere Partner bei der Ostsee-Zeitung sind die Morde in Rostock und Hamburg von besonderer Bedeutung. Hier werden wir unsere lokalen Schwerpunkte legen und die Berichterstattung aus München mit regionalen Hintergründen anreichern.

Gerald Goetsch, Chefredakteur Lübecker Nachrichten

Oberhessische Presse

Die zur Mediengruppe Madsack gehörende Oberhessische Presse hat am Donnerstagabend (2. Mai, die Red.) bekanntgegeben, dass sie den ihr zugelosten Presseplatz für den NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht in München der Frankfurter Allgemeinen Zeitung überlassen wird. Der FAZ war bei der Vergabe der Platzkarten im Losverfahren kein fester Platz zugefallen. Die Mediengruppe Madsack war hingegen mit der Oberhessischen Presse und den Lübecker Nachrichten vertreten.

„Da unsere Berichterstattung vom Prozess über den bewährten Austausch mit unserer Hauptstadt-Redaktion in Berlin für alle Madsack-Titel sichergestellt ist, haben wir uns in Abstimmung mit der Mediengruppe zur Übertragung eines Platzes entschieden", sagt OP-Chefredakteur Christoph Linne. Somit könne die Redaktion eines weiteren Verlages direkt vor Ort dabei sein. Für die OP-Leser ändert sich dadurch nichts an der geplanten Besetzung und Berichterstattung: Korrespondent Patrick Tiede wird wie vorgesehen in München aus erster Hand berichten.

Pressemitteilung Oberhessische Presse

Freie Presse

1. Bereits seit dem Auffliegen des NSU-Trios arbeiten wir mit mehreren Kollegen an diesem Thema. Konstante und Mittelpunkt des Teams ist derjenige Reporter, der für uns auch in München vor Ort sein wird. Er hat in den vergangenen 18 Monaten die Spuren des NSU in der Region offengelegt. Das waren sehr intensive und umfangreiche Recherchen, die eine entsprechende Berichterstattung zur Folge hatten. Heute können wir sagen, dass über die Verbindungen hier in Sachsen wahrscheinlich niemand so gut Bescheid weiß und so umfangreich berichtet hat wie wir.

2. Den, den es braucht. Wir werden weiterhin ausführlich berichten.

3. (Siehe 1.) Uns geht es für die exklusiven Geschichten in erster Linie um die Verbindungen zu dem Netzwerk an Unterstützern, das es hier vor Ort gab.

Torsten Kleditsch, Chefredakteur Freie Presse Chemnitz

Passauer Neue Presse

1. Über den Prozess wird schwerpunktmäßig ein Kollege berichten.

2. Das pauschal festzulegen, ist unmöglich. Wir werden aber in jedem Fall umfangreich und angemessen über die wichtige Aussagen und Erkenntnisse aus dem Prozess berichten.

3. Nein, zumindest bislang sehen wir keinen dafür keinen Ansatzpunkt.

Martin Wanninger, stellvertretender Chefredakteur Passauer Neue Presse

Freies Wort

1. Es berichtet ein Korrespondent vom Auftakt und den wichtigsten Prozesstagen. Vollständigkeit der Prozessberichterstattung erreichen wir durch Zusammenarbeit mit Partner, u.a. Stuttgarter Nachrichten.

2. Der Fokus unserer Printberichterstattung wird, jenseits der aktuell notwendigen nachrichtlichen Berichterstattung auf Hintergründen, Analysen und Features liegen. Selbstverständlich bestimmt die Relevanz den Umfang.

3. Ja. Zum einen stammt(e) das NSU-Trio aus Thüringen, zum anderen stammt eines der mutmaßlichen NSU-Mordopfer, die in Heilbronn erschossene Polizistin Michele Kiesewetter, aus Oberweißbach im Thüringer Wald, das ist Verbreitungsgebiet.

Walter Hörmann, Chefredakteur Freies Wort

Pforzheimer Zeitung

1. Wir werden Termine selbst wahrnehmen. Zudem haben wir die renommierte Gerichtsreporterin Wiebke Ramm für die Berichterstattung engagiert.

2. Dem Prozess werden wir großen Raum einräumen, weil wir wissen, dass das Verfahren bei unseren Lesern auf großes Interesse stößt. Je nachdem, was im Prozess ansteht, werden wir die Berichterstattung auf zusätzlichen Sonderseiten abfahren.

3. Uns als baden-württembergische Regionalzeitung interessiert natürlich auch und gerade der Heilbronner Polizistenmord. Zudem hat einer unserer Bundestagsabgeordneten, der türkischstämmige Grünen-Politiker Memet Kilic, als Mitglied im Innenausschuss des Bundestages und als integrationspolitischen Sprecher der Grünen den NSU-Untersuchungsausschuss in besonderem Maße verfolgt. Auch dies wird im Hinblick auf die Aufarbeitung der NSU-Morde aus dem Blickwinkel der Opfer und den Umgang der deutschen Justiz mit rechtsextremem Terror eine wesentliche Rolle in unserer Berichterstattung spielen.

Magnus Schlecht, Chefredakteur Pforzheimer Zeitung

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