„Das Lokale ist die Bastion gegen das Postfaktische“
von drehscheibe-Redaktion
Zum 43. Kongress Deutscher Lokalzeitungen war vorige Woche unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu Gast. In einer emphatischen Rede hob er die große Bedeutung des Lokalen für unsere Demokratie hervor. Hier ein paar Auszüge.
„Ich habe jedenfalls früh gelernt: In die Lokalzeitung zu schauen, lohnt sich. Ich muss auf die große Politik dort nicht verzichten, Krisen und Konflikte in unserer Welt finden auch dort ihren Platz. Aber daneben steht eben auch anderes in der Lokalzeitung, ihr entgeht keine Hochzeit, kein Todesfall, kein Streit im Stadtrat und kein Fußballergebnis. Sie ist im besten Sinn ein Stück Heimat – für die Alteingesessenen natürlich, aber sie ist auch Hilfestellung beim Ankommen, für diejenigen, die zuziehen.“
„Eine gute Lokalzeitung hat ein Vertrauensverhältnis zu ihren Lesern – sie ist nah bei den Menschen, nimmt sie ernst, mit all ihren ganz unterschiedlichen Interessen. Daraus entsteht das, was die Profis dann Leser-Blatt-Bindung nennen. Sie ist aber mehr. Ich glaube, sie ist Lebensbegleiter.“
„Was die Zeitung berichtet, lässt sich an Ort und Stelle auf seinen Wahrheitsgehalt hin überprüfen. Redakteure, die zu Übertreibungen neigen, müssen damit rechnen, am nächsten Morgen schon beim Bäcker zur Rede gestellt zu werden. Hier zählt nicht die steile Überschrift, hier interessiert der Wahrheitsgehalt. Und erst daraus entsteht Vertrauen. Das Lokale, das glaube ich, ist die erste Bastion gegen das Postfaktische!“
„Die Verlage sind kreativ geworden in den letzten Jahren. Wer darüber nachdenkt, dem wird schnell bewusst, welches Potenzial in dem digitalen, interaktiven Medium für Lokalzeitungen liegt.“
Veröffentlicht am
Kommentare
Kommentar von Heidi Meier-Ewert |
Ich stimme Herrn Steinmeier da voll und ganz zu. So sollte jedenfalls eine Lokalzeitung sein. Meine eigenen Erfahrungen sehen allerdings ganz anders aus. Mein Versuch im letzten Jahr, eine von mir entwickelte Idee einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, scheiterte kläglich. Die Chefredakteurin war von meiner Idee ganz und gar nicht überzeugt und gab mir unmißverständlich zu verstehen, dass "ihre Zeitung dieses Vorhaben sicherlich nicht unterstützen würde". Ich war in dem Moment sehr schockiert über den Verlauf des Gespräches. Für mich stand fest, dass diese Zeitung (ich bin seit über 35 J. Abonnentin) wohl nur an geldbringenden Anzeigen interessiert ist und in keinster Weise die Belange und Interessen ihrer Leser verfolgt.
(www.lockbändchen.de)
Einen Kommentar schreiben