Nach der Wahl

Folgen der Wahl fürs Lokale - sieben Thesen

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Dieser 24. September 2017 stellt zweifellos eine Zäsur in der deutschen Politik dar. Zum ersten Mal seit 1949 hat es eine rechtspopulistische Partei in den Deutschen Bundestag geschafft. Was heißt das für unsere Arbeit in den Lokalredaktionen?

These 1: Wer die AfD in die Schmuddelecke stellt, ist zu faul, genauer hinzusehen

Auch wenn viele von uns am liebsten die netten Geschichten schreiben: Lokalredakteure müssen auch dorthin gehen, wo es weh tut. Wer sich nicht abhalten lässt zu einer AfD-Veranstaltung zu gehen, muss ein dickes Fell mitbringen. Die Lügenpresse-Parolen gehören zum unvermeidlichen Ritual dazu. Wer trotzdem wieder auftaucht, wird vielleicht feststellen, dass die Akzeptanz wächst. Mir erging es jedenfalls so.  Und wenn wir nicht erwünscht sind, sollten wir in jedem Fall versuchen, mit den Sympathisanten ins Gespräch zu kommen.

Es sind ganz unterschiedliche Menschen, die sich von der AfD angesprochen fühlen. Die Wenigsten sind rechtsradikal. Wertende Etiketten wie rechtsradikal oder rechtspopulistisch führen nicht weiter. Das sollten wir vermeiden. In meiner Region im Allgäu habe ich auf AfD-Veranstaltungen vor allem Männer im Alter zwischen Mitte 20 und 40  angetroffen, die ordentliche Berufe ausüben. Viele von ihnen haben Familie und besitzen ein Haus. Das sind überwiegend Menschen, die sich Sorgen machen. Deshalb:

These 2: Wir müssen noch genauer zuhören, was die Menschen bewegt

Das sollte ohnehin Tugend eines guten Lokalredakteurs sein. Journalisten sind allzu schnell mit Meinungen bei der Hand und haben doch oft wenig verstanden.  Wir dürfen nicht den Kontakt zu jenen verlieren, die anderer Meinung sind als wir. Auch Sorgen und Ängste sollten wir aufgreifen.

These 3: Schluss mit Überheblichkeit

Journalisten sollten sich konsequent diesen süffisant-arroganten Ton abgewöhnen, mit dem sie sich immer wieder über ihre Leser lustig machen. Man muss sich nur mal Texte von Großstadtredakteuren über Menschen auf dem Land ansehen. Da schlägt einem die geballte  Überheblichkeit entgegen. Ich nenne das Ignoranz.

These 4: Lokalpatriotismus ist nichts Schlechtes

Wir haben lange unterschätzt, dass Menschen Wurzeln, eine Heimat brauchen.  Die Welt ist global geworden, die Menschen ziehen dahin, wo sie Arbeit finden. Und doch brauchen sie Wurzeln. Wenn das keine gemähte Wiese für uns Lokalredakteure ist! Auch hier gilt: Die Menschen ernst nehmen.

These 5:  Das öffentliche Gespräch moderieren

Lokalredakteure sollten Probleme aufgreifen und nicht kleinreden. Hier kommt ihnen eine ganz wichtige Rolle zu. Niemand sonst kann das Stadtgespräch besser moderieren.

These 6:  Wehrt Euch, wenn Menschen pauschal verunglimpft werden

Hier gilt es klare Kante zu zeigen. Wer zu Gewalt und Hass aufruft, darf keinen Raum bekommen. Wir Journalisten haben eine hohe gesellschaftliche Verantwortung. Ihr müssen wir gerecht werden, auch wenn es unbequem ist.

These 7: Gelassen bleiben

Die AfD hält so manches Stöckchen bereit. Wir müssen nicht über jedes springen. Diese Partei ist kein Sonderfall. Schon an Donald Trump haben wir uns emotional abgearbeitet, an Erdogan, am Front National in Frankreich, an der  FPÖ in Österreich oder den Engländern, die nicht begreifen wollen, wie segensreich die EU ist. Was hat es gebracht?

Johann Stoll

ist Redaktionsleiter der Mindelheimer Zeitung.

Kontakt :
Telefon: 08261 9913-22
Email:   johann.stoll@mindelheimer-zeitung.de

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