Deutscher Lokaljournalistenpreis

Perspektiven aufzeigen

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Seit 40 Jahren verleiht die Konrad-Adenauer-Stiftung den Deutschen Lokaljournalistenpreis. (Foto: AdobeStock/photokozyr)
Seit 40 Jahren verleiht die Konrad-Adenauer-Stiftung den Deutschen Lokaljournalistenpreis. (Foto: AdobeStock/photokozyr)

40 Jahre Deutscher Lokaljournalistenpreis – dieses Jubiläum feiert die Konrad-Adenauer-Stiftung heute. Aus diesem Anlass dokumentieren wir einen Beitrag aus dem Jubiläumsband von Anke Vehmeier, Leiterin des Lokaljournalistenprogramms der Bundeszentrale für politische Bildung:

Bringen wir es auf den Punkt: Angekratztes Image durch Fake News, Relotius, „Lügenpresse“, unsoziale Arbeitszeiten, fragwürdige Karrierechancen, schlechte Bezahlung – der einstige Traumjob Journalist ist für immer mehr junge Leute keine Option mehr. Das beobachten wir auch im Lokaljournalismus – viele Kollegeninnen und Kollegen aus Lokalredaktionen berichten, dass sie so gut wie keine Bewerbungen mehr bekommen. Eine strukturierte und durchdachte Personalentwicklung ist in vielen Medienhäusern immer noch kein Thema oder eher ein Zufallsprodukt.

Dafür gibt es viele Gründe, einer ist: Redaktionspersonal wurde von Geschäftsführern von Tageszeitungen in früheren Zeiten immer als Kostenfaktor gesehen – und vielerorts ist das auch immer noch so. Geld verdient haben die anderen Abteilungen, Journalisten haben nur Geld gekostet.

Zum anderen haben die Medienhäuser ein Imageproblem: Wie treten sie in Social Media auf? Konservativ, zurückhaltend. Wie können sie mit so einer Strategie die Besten ansprechen und erreichen? Das wird ganz schwer. Und das fällt auch auf, wenn man sich anschaut, wie um Stellen geworben wird: Da heißt es, der Bewerber solle „sicher im Umgang mit Sozialen Medien sein“ oder sich dort „zu Hause fühlen“ – da weiß doch niemand, was von den Bewerbern wirklich erwartet wird. Medienhäuser müssen klar formulieren, was sie von den Kandidaten erwarten. Fehlt die klare Ansage, bewerben sich die besten Köpfe erst gar nicht, weil sie nicht wissen, was man da von ihnen verlangt.

Und so kommen am Ende auch beide Seiten nicht zusammen. Es muss ein Umdenken in den Medienhäusern stattfinden. Lokaljournalisten reden immer von Personalnot und Zeitmangel in ihren Redaktionen – das Wort Karriere oder gar Karriereplanung höre ich eigentlich nie. Dabei fängt das schon bei der Akquise der Bewerber an. Sie zu fragen „Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“ ist heute nicht mehr zeitgemäß. Stattdessen muss die Ansage lauten: Da sehen wir Sie in fünf Jahren. Personalentwicklung heißt Perspektiven aufzeigen.

Es braucht eine Investition in professionelles Personal und damit eine Investition in die Zukunft des eigenen Hauses oder gar der ganzen Branche.
Denn: Journalist oder Journalistin zu sein ist und bleibt der spannendste Beruf der Welt – gerade im Lokalen, wo viel mehr Mut gefragt ist als beim Hauptstadtjournalismus. Die Nähe zu den Menschen, Einblicke in Orte, die sonst niemand bekommt, und jeden Tag eine neue Herausforderung mit der Möglichkeit, selbst Themen zu setzen und zu gestalten – spannender und emotionaler kann ich mir Journalismus kaum vorstellen!

Text: Anke Vehmeier

Hier geht es zum Festprogramm.

Hier wird es ab 18.30 Uhr einen Livestream geben.

 

Anke Vehmeier

leitet das Lokaljournalistenprogramm der Bundeszentrale für politische Bildung. Tel.: 0228 – 99 51 55 58, E-Mail: anke.vehmeier@bpb.de

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