Politikern auf den Zahn fühlen
von drehscheibe-Redaktion
Die Nordsee-Zeitung (Bremerhaven) bietet ihren Lesern einen eigenen Kandidatencheck.Mit einem Klick können die Bewohner von Cuxhaven und Umgebung die Kandidaten ihres Wahlkreises finden und ihnen Fragen stellen. Möglich macht dies eine neue Internet-Seite der Nordsee-Zeitung mit dem Namen „Kandidatencheck“. Das Portal, das seit dem 20. November online ist, erfreut sich wachsender Beliebtheit.
Die Idee hinter „Kandidatencheck“ ist inspiriert von abgeordnetenwatch.de. Auf dieser im Jahr 2004 gegründeten Seite können Bürger den Abgeordneten der Hamburger Bürgerschaft Fragen stellen. „Können wir so was nicht auch für unsere Region machen?“, fragte sich Christian Döscher, Leiter der Landkreisredaktion Cuxhaven bei der Nordsee-Zeitung. Zusammen mit der IT-Abteilung des Hauses setzte er die Idee schließlich in die Tat um.
Schon im Sommer begann die Redaktion Cuxhaven, sich Gedanken über die Wahlberichterstattung für die Landtagswahl in Niedersachsen zu machen, die am 20. Januar 2013 stattfinden wird. Bei einer Brainstorming-Runde im Kollegenkreis brachte Döscher auch seine Idee vom „Kandidatencheck“ ein. Im Gegensatz zu den großen Portalen wie Abgeordneten- oder Kandidatenwatch sollten die Leser und User der Nordsee-Zeitung nur die Kandidaten präsentiert bekommen, die für ihren Wahlkreis zuständig sind. „Diese Idee haben wir dann mit Hausmitteln umgesetzt“, sagt Döscher.
Zunächst war die Frage zu klären, welche Kandidaten in dem Portal auftauchen sollen. Die Redaktion entschied sich schließlich dafür, die Parteien zu nehmen, die derzeit im Kreistag von Cuxhaven vertreten sind. Das sind CDU, SPD, FDP, Grüne, Linke und Freie Wähler. Zusätzlich wurden die Piraten mit auf die Liste genommen. Die NPD mit ins Portal zu nehmen, lehnte die Redaktion jedoch ab. Döscher betont: "Das kam für uns nicht in Frage."
Während der Planung für die Seite war noch nicht klar, wer auf den einzelnen Listen stehen würde. Deshalb wählte die Redaktion die jeweiligen Direktkandidaten aus. So kamen schließlich für jeden der drei Wahlkreise im Landkreis Cuxhaven sieben Kandidaten zusammen. Mit diesen 21 führte der Redaktionsleiter vorab Gespräche, klärte das Prozedere ab und holte die wichtigsten Daten und Fakten ein. Alle 21 Kandidaten werden mit Foto und kurzen Angaben zu Leben und politischer Arbeit auf www.nzkandidatencheck.de vorgestellt.
Mit einem Klick zum Kandidaten
Die Haustechniker setzten sich mit den Kollegen von Abgeordnetenwatch in Verbindung und ließen sich Tipps zur technischen Umsetzung geben. Schließlich wurde die Seite acht Wochen vor dem Wahltermin online gestellt. „Wir haben extra früh angefangen, um die Leute mit der Aktion vertraut zu machen“, sagt Döscher. Zum Start wurde das Portal auch in der Print-Ausgabe beworben.
Die Seite funktioniert ganz einfach. Man kann entweder die Kandidaten direkt auswählen, indem man auf ihr Foto klickt, oder über eine Karte der Wahlkreise gehen. Dort tauchen mit einem Klick auf die eigene Heimatregion die zugehörigen Kandidaten auf. Den Weg über die Wahlkreiskarte habe man gewählt, weil erfahrungsgemäß viele Bürger ihre Wahlkreise nicht kennen. Hat man sich einen Kandidaten ausgesucht, findet man unter dem Kurzporträt ein Feld, in das man seine Frage eingeben kann. Die Fragen laufen bei der Redaktion in einem eigenen E-Mail-Postfach ein. Dort schaut sich Döscher den Eingang an, kann notfalls filtern, falls ein Fragesteller gegen Gesetz und Anstand verstoßen sollte. „Dann schicke ich die Frage an den Kandidaten und stelle sie online. Ob und in welcher Länge die Kandidaten antworten, ist ihnen überlassen.“
Auch die Antworten der Politiker laufen zunächst bei der Redaktion ein und werden von dort aus online gestellt. Alle Aktivitäten werden auch mit dem Printprodukt vernetzt. „Was auf dem Portal passiert, bilden wir auch in der Zeitung ab“, sagt Döscher. Einmal pro Woche wird in der gedruckten Zeitung über den Kandidatencheck berichtet und auf das Portal hingewiesen.
Testlauf für die Bundestagswahl
Anfangs sei die Resonanz gering gewesen, berichtet Döscher. Aber je näher der Wahltermin rücke, desto mehr Beachtung finde die Seite. Döscher sagt, er sei mit der Resonanz zufrieden. Wie hoch die Klickzahlen für die Seite sind, kann er nicht sagen, da die Techniker bisher kein Zähler eingebaut haben. Aber in der heißen Phase des Wahlkampfes im Januar erwartet der Redaktionsleiter noch einen kräftigen Schub.
Letztlich gehe es aber nicht um die Zahl der Fragen, sondern um den Service. Der Aufwand hierfür sei für die Redaktion sehr überschaubar. Man habe auch gemerkt, dass man die Seite als allgemeines Wahlportal nutzen kann. Zum Beispiel für andere Leser-Aktionen der NZ, für Ergebnisdarstellungen oder Grafiken. Döscher sagt: „Jetzt testen wir das erst einmal und bauen die Seite dann für die Bundestagswahl im Herbst um.“
Text: Robert Domes
Christian Döscher
Zeitung: Nordsee-Zeitung
Mail: landkreis@nordsee-zeitung.de
Tel.: 0471-597254
Web: Nordsee-zeitung.de und Nzkandidatencheck.de
Die Webseite des Kandidatenchecks ist zur Zeit noch nicht verfügbar. In Kürze geht es dort aber wieder weiter. (Stand: Januar 2017).
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