Den Durchblick behalten

So lassen sich Fake News enttarnen

von

An einer Bushaltestelle in Gießen: 30 geflüchtete Männer treten auf ein kleines Mädchen ein, brechen dem wehrlosen Kind die Knochen. Zu einer anderen Zeit auf einer Brücke im 100 Kilometer entfernten Koblenz: Vier Männer verprügeln und bestehlen eine junge Frau.

Was diese Ereignisse gemeinsam haben? Beide tauchten zunächst als Posts von Usern regionaler Facebook-Gruppen auf und verbreiteten sich schnell über soziale Netzwerke, wurden vielfach geteilt und kommentiert. Beide waren frei erfunden. Lokalredakteure der Gießener Allgemeinen Zeitung beziehungsweise der Rhein-Zeitung führten unter anderem Gespräche mit der Polizei und konnten schnell nachweisen, dass es sich bei den Posts offensichtlich um Hetze und Fake News handelte.

Oft gestaltet sich die Überprüfung der Wahrheit jedoch als schwierig. Zwar sind sich Medienmacher nicht einig, ob die aktuelle Diskussion über Fake News nun dringend notwendig oder überzogen ist. Fakt ist jedoch: Journalistinnen und Journalisten müssen schnell reagieren, Antworten haben, prüfen, was wahr oder erfunden ist – besonders im Lokalen, wo die Verbreitung vieler Falschmeldungen ihren Ursprung hat.

Dabei leisten Webseiten und Online-Tools, die sich dem Faktencheck verschrieben haben, gute Dienste. Die drehscheibe stellt nachfolgend ausgewählte Hilfsmittel bei der Suche nach Fake News vor.

Screenshot von Hoaxmap.org

Hintergrund: Diese Seite bildet Gerüchte ab, die in Deutschland in Umlauf waren und als Fake News entlarvt wurden. Meist geht es dabei um geflüchtete Menschen oder Einwanderer.

Nutzwert: Auf einer digitalen Deutschlandkarte lassen sich Falschmeldungen nach Bundesland, Ort oder Schlagworten wie „Diebstahl“ oder „Körperverletzung“ suchen. Der User sieht sofort, aus welchem Jahr das Gerücht stammt. Außerdem gibt es einen Link zu einem Artikel, der das jeweilige Gerücht widerlegt hatte.

Screenshot von Firstdraftnews.com

Hintergrund: Seit 2015 stellt die gemeinnützige Vereinigung First Draft Leitlinien für den Umgang mit Gerüchten, Bildern und Videos, die sich auf sozialen Netzwerken verbreiten, zusammen. Inzwischen greift sie auf ein internationales Partnernetzwerk aus Redaktionen und Menschenrechtsorganisationen zurück. In Deutschland arbeiten beispielsweise dpa, Zeit, ARD und ZDF mit den Initiatoren der Website zusammen.

Nutzwert: Die Seite erklärt unter anderem Schritt für Schritt, wie man Videos oder Bilder verifiziert, welche Tools sich dafür eignen oder wie Journalisten mit traumatisierenden Bildern umgehen können.
Screenshot von Mimikama.com

Hintergrund: Nachrichten, die sich über Twitter, Facebook oder Whatsapp verbreiten, sind oft fragwürdig. User können ebendiese Meldungen zur Überprüfung an die Redaktion von Mimikama schicken. Der österreichische Verein hat es sich seit 2011 zur Aufgabe gemacht, Internetbetrug, -missbrauch und Falschmeldungen aufzudecken.

Nutzwert: Die Macher von Mimikama stellen die Ergebnisse ihrer Recherche und Artikel zum Thema Internetsicherheit online und geben darüber hinaus Tipps zur Erkennung von Fake News. Besonders praktisch: Mit der zugehörigen Suchmaschine Hoaxsearch lassen sich Fakes gezielt nach bestimmten Schlagworten finden.

Neben Webseiten, die sich ganz dem Fact beziehungsweise Fake Checking verschrieben haben, gibt es auch eine Reihe kostenpflichtiger und kostenloser Online-Tools, die bei der Überprüfung von Fotos und Video nützlich sind. Nachfolgend sind besonders anwenderfreundliche Programme aufgelistet, die gratis zur Verfügung stehen.

Screenshot von Google.de

Hintergrund: Der Klassiker: Google bietet die Möglichkeit, gezielt nach dem Ursprung eines Fotos zu suchen. Dabei wird die Datenbank nach Websites, die das Bild enthalten, und nach ähnlichen oder identischen Fotos durchforstet.

Nutzwert: Mit dem Klick auf das Kamerasymbol startet der Suchdurchlauf, sobald die URL oder das Foto eingegeben wurde.

Screenshot von tineye.com

Hintergrund: Ob es sich um ein Originalfoto handelt, können Redakteurinnen und Redakteure auch mit dem kostenlosen englischsprachigen Programm Tineye überprüfen. Laut Hersteller checkt die Rückwärts-Bildersuche momentan über 17 Milliarden Fotos auf Übereinstimmung.

Nutzwert: Mit wenige Aufwand macht sich das nutzerfreundliche Programm ans Werk. Auch hier genügt Foto-URL oder -Upload.
Screenshot von Amnestyusa.org

Hintergrund: Die Hilfsorganisation Amnesty International hat das kostenlose Online-Tool Youtube Dataviewer entwickelt, um der Verbreitung von Fake News und Videos auf der Plattform Youtube entgegenzuwirken.

Nutzwert: Nach Eingabe einer Youtube-URL bestimmt das Programm innerhalb von Sekunden Ort und Zeitpunkt der Aufnahme. Zugleich werden Thumbnails, einzelne Bilder des Videos, erstellt, die mit einem Klick einer Bildersuche unterzogen werden können.

Text: Tanja Ransom

Veröffentlicht am

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Kommentieren

Bei den mit Sternchen (*) markierten Feldern handelt es sich um Pflichtfelder.