Best Practice Datenjournalismus
von drehscheibe-Redaktion
Zeitreise durch die Politik – Der Spiegel
Idee
Spiegel Online ermöglicht seinen Lesern eine Zeitreise durch die Wahlergebnisse der Bundesrepublik. Eine interaktive Grafik zeigt die Ergebnisse der Bundestagswahlen seit Gründung der Republik 1949 aus allen Wahlkreisen – inklusive Erststimme, Zweitstimme und Wahlbeteiligung. Neben der Karte gibt es eine Fieberkurve, in der die Erfolgslinien der einzelnen Parteien im Laufe der Jahre zu sehen sind.
Eine Gruppe von Spiegel Online-Redakteuren hatte das Ziel vor der Bundestagswahl im Jahr 2013 alle Wahlen und ihre Ergebnisse mit ihren entsprechenden Wahlkreisen darzustellen. Dies sollte grafisch geschehen, sagt Hanz Sayami, Art Director Spiegel Online. „Bis dahin gab es im Netz keine adäquate Chronik aller Wahlergebnisse der Bundesrepublik."
Umsetzung
Um diese Lücke zu füllen, fügten sie die Daten der letzten 18 Wahlen, die sie vom Bundeswahlleiter bekamen, zu einer Übersicht zusammen. Der größte Aufwand dabei sei es gewesen, die historische Einteilung der Wahlkreise einzuzeichnen, berichtet Sayami. Da sie nicht digital vorlagen, mussten die einzelnen Wahlkreise alle individuell eingetragen werden.
Die Karte selbst ist vollständig im Haus entwickelt und programmiert worden. Fünf Mitarbeiter aus den Bereichen Grafik, Entwicklung und Dokumentation haben vier bis sechs Wochen lang daran gearbeitet. Dafür wird ihr Produkt auch weiter genutzt. „Auf jeden Fall werden wir das Tool fortführen", sagt Sayami auf die Frage, wie es mit der Zeitmaschine weitergeht. Erweiterungen und Anpassungen sind dabei nicht ausgeschlossen.
Twitter-Prognosen – Data Driven Journalism
Wasim Ahmed und Georgina Parsons haben vor der Abstimmung die Tweets rund um das EU-Referendum in Großbritannien ausgewertet. Dafür haben sie das Quick Trends Feature von Visibrain genutzt, mit dem sie bestimmen konnten, wann welcher Hashtag und welches Schlagwort wie häufig auf Twitter verwendet wurde. Die Analyse wurde bei Data Driven Journalism veröffentlicht, einer Webseite, die datenjournalistische Projekte von Journalisten vorstellt.
Als Erstes untersuchten Ahmed und Parsons die Hashtags #voteleave und #voteremain. Dann machten sie es sich etwas komplizierter und stellten die Anzahl aller in der Debatte verwendeten Tags dar. Dabei stellte sich heraus, dass der beliebteste Tag der Kampagne für einen Verbleib in der EU #strongerin war. Neben der Analyse der beiden Kampagnen stellten die Autoren fest, dass auf Twitter zur Wahlteilnahme angeregt wurde.
Jede Feststellung wird im Text versucht zu erklären. Ahmed kommt am Ende des Artikels auch auf die Probleme der Methodik zu sprechen. Denn so schön Social Media-Analysen auch sind, nicht jede und jeder und vor allem nicht alle sozialen Schichten sind auf Twitter gleichermaßen vertreten.
Den Filz gezeigt – Correctiv
Aus unserem Archiv.
Der freie Journalist Stefan Laurin hat in Kooperation mit dem Rechercheteam Correctiv die Verbindungen zwischen Politikern und Unternehmen im Ruhrgebiet in Grafiken dargestellt. Herausgekommen sind dabei nicht nur interaktive Karten, welche die personellen Verflechtungen zeigen, sondern auch die Erkenntnis, dass die städtischen Unternehmen die Gemeinden in die Pleite treiben könnten.
Umsetzung
Laurin sichtete über hundert Quellen, sprach mit Wirtschaftswissenschaftlern, Politikern und Steuerprüfern. Die gewonnenen Daten gab er an das Correctiv-Büro weiter, die daraus interaktive Grafiken bauten. So lässt sich für den Leser einfach nachvollziehen, welcher Politiker gleichzeitig in welchem Aufsichtsrat sitzt. Ein ausführlicher Text begleitet die Leser bei der Interpretation der dargestellten Daten.
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