Interview

„Die Aktion hat nachhaltig den Blick verändert.“

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Die Rhein-Zeitung hat in ihrem Konzept „Wahlzeit“ zur Bundestagswahl 2013 den Fokus auf eine junge Berichterstattung gelegt. Im Interview sprachen wir mit Manfred Ruch konkret über die jungen Lektoren, welche zur Bundestagswahl 2013 der Zeitung auf die Finger geschaut haben.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen Ihre Wahlberichterstattung so radikal zu verjüngen?

Der Grundansatz war eigentlich ziemlich simpel. Allgemein wird gerne darüber lamentiert, dass man mit Politik junge Leute nicht mehr erreicht. Es gibt aber Umfragen, in denen gesagt wird, dass junge Leute an dieser althergebrachten Politik und an ihren Ritualen kein Interesse mehr haben. Sie interessieren sich stattdessen für Inhalte. Man muss sie im Grunde nur anders fangen. Aus dieser Erkenntnis reifte bei uns der  Entschluss, zu sagen: Lass uns doch mal probieren, ob wir eine Wahlberichterstattung hinbekommen, die so interessant ist, dass sie junge Leute erreicht. Das war der Anfang. Weitergesponnen hieß das: Wenn wir es hinkriegen, dass wir junge Leute erreichen, ist das möglicherweise auch spannender für unseren Durchschnittsleser. 

Wie haben Sie das umgesetzt?

Wir haben versucht, den Bereich peppig und jung, optisch getrieben und, ich sage mal, sehr modern, zu präsentieren. Auch mal etwas ungewöhnlicher. Daraus entstand dann am Ende auch der Impuls: Wir können ja schön sagen, dass wir für junge Leute interessanter schreiben, aber stimmt das auch? Wir haben festgestellt, dass wir das gar nicht selbst beurteilen können. Wenn das überhaupt jemand beurteilen kann, dann sind das junge Leute selbst. Es macht auch wenig Sinn, Feedback zu bekommen, wenn die Zeitung schon gedruckt ist. Sondern wir müssen die jungen Leute in den Prozess des Zeitungsmachens integrieren. Das war am Ende der Grund dafür, Schülerlektoren einzubinden.

Haben diese Lektoren dann alles gelesen oder nur ausgewählte Stücke?

In der Tat sind sämtliche Stücke, die mit der Wahl zu tun hatten, durch die Hände der jungen Lektoren gegangen, die dann gesagt haben: Verstehe ich nicht. Sehr unklar formuliert. Was genau meint ihr damit? Politsprech. Kann man das konkreter sagen? Wir sind da durch eine sehr harte Schule gegangen.

Wie nachhaltig ist die Arbeit mit den jungen Lektoren gewesen?

Mit den Schülerlektoren haben wir hochspannend gearbeitet. Die haben uns viel gelehrt bei der Frage, wie formuliert man denn einen Artikel so klar, dass es auch spannend klingt und verständlich ist.

Ich kann allen anderen Zeitungen, die so etwas in Zukunft machen wollen, sagen: Wenn sie das einmal gemacht haben, dann ändert sich ihr Blick auf die Wahlberichterstattung. Dann sehen sie viel eher, dass Sie wieder in diesem Partei-Hickhack drin sind oder in Politsprech verfallen. Dass sie darauf reinfallen, wie Politiker sich untereinander Sachen um die Ohren hauen, was aber am Wähler komplett vorbei geht. Die Aktion hat nachhaltig den Blick darauf verändert, wie man über Wahlen berichten muss, damit es bei den Leuten ankommt. Das ist eigentlich das Schönste daran.

Würden Sie sagen, dass Sie Ihre Ziele erreicht haben?

Ich denke, dass wir da sehr flächendeckend unsere Ziele erreichen konnten. Wir haben bei der Bundestagswahl vor vier Jahren ein Super-Feedback bekommen. Von jungen Leuten, aus der Szene und von Schulen, die teilgenommen haben. Auch von Lesern, die es bemerkenswert fanden, wie viel Energie wir investiert haben, um eine Zeitung zu machen, die für junge Leute interessant ist.

Manfred Ruch, Rhein-Zeitung

Manfred Ruch

Zeitung: Rhein-Zeitung
Tel.: 0261 – 89 22 02
Mail: manfred.ruch@rhein-zeitung.net

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