Ein Helles und 'nen Kurzen
von drehscheibe-Redaktion
Oberbürgermeisterwahl Leipzig 2013
Idee
In Erinnerung an CDU-Fraktionschef Friedrich Merz, der einmal forderte, jeder Bürger solle seine Lohnsteuer auf einem Bierdeckel ausrechnen können, forderte Björn Meine, Lokalredakteur der Leipziger Volkszeitung, die Kandidaten auf: „Schreiben Sie auf einen Bierdeckel, warum die Leipziger Sie am Sonntag unbedingt wählen sollen!“
Nur das Wesentliche aus dem Wahlprogramm findet Platz auf einem Bierdeckel. „So konnten die Kandidaten nicht in langes Gelaber verfallen“, erklärt Meine den Vorteil der Aktion. Die Schwerpunkte der Kandidaten fielen dabei sehr unterschiedlich aus. Einer malte seine Kernaussage, andere versuchten alles in Stichpunkten auf den Bierdeckel zu quetschen. Ein Dritter verlinkte seine Webseite für weitere Informationen.
Vorbereitung
Die Kandidaten bekamen von der Zeitung eine Vorlage, auf der sie per Hand ihre Statements notieren konnten. Der Grafiker der Zeitung hatte dafür einen Blanko-Bierdeckel entworfen, mit Abdrücken von nassen Biergläsern und vergilbten Rändern. Anschließend wurden die Bierdeckel auf einer Zeitungsseite arrangiert, die am Wahlwochenende erschien.
Zur Bundestagswahl 2017
„Das Konzept eignet sich vor allem bei Personenwahlen“, sagt Meine. Bei den Bundestagswahlen wären es die Kandidaten aus dem Wahlkreis, die sich in dieser kurzen Form präsentieren würden. Der Leipziger Volkszeitung würde er das Konzept allerdings nicht noch einmal empfehlen, der ein oder andere Leser erinnere sich bestimmt noch an das vergangene Mal. „Aber für andere Blätter eignet sich das durchaus zum Nachmachen“, fügt er an und schmunzelt ein wenig.
„Ich glaube gerade Tageszeitungen müssen sich Gedanken machen, wie man aus Rastern ausbricht“, findet Meine. „Twitter und andere social networks zu nutzen, reicht allein nicht aus. Vor allem droht man dort unterzugehen.“ Er plädiert zudem dafür, alle Möglichkeiten auszuspielen: „Print bietet sich sehr für optische Spielereien an. Das ist ein guter Weg, um Leute für Politik zu interessieren. Andererseits muss ich einräumen: Die Themen sind bei einer Bundestagswahl nicht so einfach, dass sie sich auf einem Bierdeckel verdichten lassen. Auch die sozialen Netzwerke sind manchmal zu kurz, um die Komplexität angemessen darzustellen. Man darf bei solchen Konzepten nicht stehen bleiben. Sie dürfen immer nur ein Element einer informativen Wahlberichterstattung sein."
Björn Meine
Zeitung: Leipziger Volkszeitung
Tel.: 0341 – 218 113 22
Mail: b.meine@lvz.de
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