Best Practice

In Erwartungshaltung

von

Flensburger Tageblatt, Leserbefragung

Diese Idee wurde zuerst in der drehscheibe 12/2012 vorgestellt.
Lantagswahl Schleswig-Holstein 2012

Idee

Wo sehen die Leser dringenden Handlungsbedarf der Politik? Das interessierte die Redaktion des Flensburger Tageblatts vor der Landtagswahl im Frühjahr 2012, und sie fragte kurzerhand nach.

Vorbereitung

Einige Wochen vor der Wahl erschien unter dem Titel „Was in Schleswig-Holstein besser werden muss“ ein Formular im Blatt, auf dem die Leser ihre Erwartungen an den Wahlsieger auf Landes- und auf kommunaler Ebene aufschreiben und begründen konnten. Dieser Aufruf erschien vier Mal und wurde auch im Internet veröffentlicht. „Mit der Aktion wollten wir prüfen, was aus Sicht der Bürger wichtig ist – sozusagen als Gegengewicht zu den Parteiprogrammen“, sagte Chefredakteur Helge Matthiesen der drehscheibe im Jahr 2012. Heute ist Matthiesen Chefredakteur des General-Anzeigers Bonn.

Umsetzung

Zwei Redakteure werteten die etwa 350 Fragebögen aus und veröffentlichten die Ergebnisse auf einer Sonderseite. Dabei räumten sie den Themen, die den Bürgern am meisten auf der Seele lagen, den größten Platz ein. Zitiert wurden in den Texten die interessantesten Einsendungen. „Dabei wurde deutlich, dass die Leser andere Schwerpunkte setzen als die Parteien“, sagte Matthiesen. So seien die Parteien in ihren Programmen beim Thema Bildung eher schwammig gewesen, während die Bürger gerade in diesem Bereich sehr klare Anliegen und Probleme gehabt hätten.

Begleitet wurde die Aktion von einer Bürgersprechstunde mit den zwei Spitzenkandidaten. Jeweils eine Stunde saßen die Politiker am Telefon im Verlag, die Leser konnten anrufen und Fragen stellen. „Damit nicht immer wir als Journalisten zu Wort kommen“, sagte Matthiesen. Auch dabei kristallisierten sich die Themen heraus, die den Bürgern am meisten unter den Nägeln brennen: Bildung, Finanzen und der Ausbau der Windenergie. Die Gespräche wurden auf Band aufgezeichnet und anschließend wie ein zusammenhängendes Interview mit beiden Kandidaten auf einer Doppelseite im Blatt publiziert.

drehscheibe Tipp

Der CvD, Bernd Ahlert konnte bis Redaktionsschluss nur sagen, dass das Flensburger Tageblatt auch zu kommenden Wahlen auf kreative Weise einen Dialog zwischen Politik und Wählern herstellen will. Doch wie könnte das aussehen? Und wie lässt sich das Konzept von Matthiesen heute umsetzen? Vielleicht ja mal ganz weit weg von der digitalen Welt:

Politik und Spiele – die Redaktion lädt Bürger und Politiker zu unterhaltsamen Spielen ein, bei denen sie sich kennen lernen können. Beim Schuhweitwurf oder Papierflieger-Wettbewerb können Sie sich ungezwungen über politisch wichtige Themen austauschen.

Die Redaktion empfiehlt:
Hier finden Sie den Text aus der drehscheibe 12-2012

Nah dran am Kandidaten

Nicht nur Journalisten haben Fragen – auch die Leser möchten direkten Kontakt mit den zur Wahl stehenden Politikern treten. Drei Beispiele zeigen, wie Lokalzeitungen ihnen dies ermöglichen.

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